Inflation: Sparkassen-Kunden geht das Geld zum Sparen aus

Die Mittelzuflüsse der Kunden bei den Sparkassen sind im ersten Halbjahr komplett eingebrochen. Die steigenden Preise rauben vielen Menschen offenbar die Möglichkeit, Geld zur Seite zu legen. Auch auf die Versicherungswirtschaft dürfte sich die Geldentwertung auswirken.

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10:07 Uhr | 29. Juli | 2022

Die Inflation macht sich offenbar immer stärker im Geldbeutel vieler Deutschen bemerkbar – die Möglichkeiten, Geld beispielsweise zur Altersvorsorge zur Seite zu legen, nehmen ab. Darauf deuten Zahlen des Deutschen Sparkassenverbands hin, die dieser in einer aktuellen Pressemitteilung veröffentlicht hat.   Demnach flossen im ersten Halbjahr 600 Millionen Euro zusätzlich auf die Konten der Sparkassen-Kunden. Gegenüber zum Vorjahreszeitraum stellt dies einen dramatischen Einbruch dar – im ersten Halbjahr 2021 waren den Sparkassen insgesamt 25 Milliarden Euro von ihren Kunden zugeflossen – ein Rückgang von 97,6 Prozent.  

In vielen Haushalten sei die finanzielle Situation derzeit angespannt. „Die Hälfte unserer Kundinnen und Kunden braucht ihre kompletten Einnahmen für die Deckung der monatlichen Ausgaben“, wird Peter Schneider, baden-württembergischer Sparkassen-Präsident, vom Handelsblatt zitiert. Durch die stark steigenden Preise für Energie, Lebensmittel & Co. haben viele Deutsche nicht mehr genug Geld, um dieses auf die Seite zu legen. Zudem besteht in gewissen Bereichen durch den Wegfall vieler Corona-Einschränkungen ein gewisser Nachholbedarf, insbesondere beim Reisen. So sind die Buchungszahlen für private Urlaubsreisen laut den Markforschern der GfK vergleichbar mit denen des Vor-Pandemie-Jahres 2019, teils gingen sie sogar über diese hinaus.    

Bereits im Mai hatte eine Umfrage der DZ-Bank ergeben, dass die hohe Sparquote der ersten beiden Pandemie-Jahre in 2022 deutlich zurückgehe. So rechnen die Experten der Bank für dieses Jahr nur noch mit einer Sparquote um die zehn Prozent. Damit würden die Deutschen so viel wie vor der Pandemie zur Seite legen. Im ersten Corona-Jahr war die Sparquote auf einen historischen Rekordwert von 16 Prozent geklettert.  

Die Tatsache, dass viele Deutsche weniger Geld zur Verfügung haben, dürfte sich auch auf das Geschäft mit Versicherungen auswirken. Laut einer Umfrage des Softwareanbieters Guidewire denkt über die Hälfte der rund 4.000 Befragten in Deutschland darüber nach, seine Ausgaben für Versicherungen zurückzufahren.   Besonders Fahrrad-, Reise und Hausratversicherungen sind die Deutschen willens zu kündigen. Wesentlich geringer ausgeprägt ist die Bereitschaft, beim Einkommensschutz zu sparen. Allerdings: 16 Prozent der Befragten gaben an, ihre Berufsunfähigkeitsversicherung (oder andere AKS-Produkte) kündigen zu wollen, wenn die Lebenserhaltungskosten weiter so stark steigen.