Zu Beginn der Corona-Pandemie vor einem Jahr stand der Bitcoin, die wichtigste und bekannteste Krypto-Währung, bei 5.000 Euro. Wer damals kaufte, konnte seinen Einsatz bis heute verfünffachen, auf rund 28.100 Euro (6.1.2020, 16:00) Ähnliche Prognosen gibt es für das laufende Jahr. Tom Fitzpatrick, Analyst der US Citibank sagt sogar einen Jahresendstand von rund 300.000 Dollar voraus. Auch JP Morgan rechnet damit, dass in diesem Jahr noch ein sehr hoher Wertzuwachs möglich sein könnte. Dass dieser schon stabil sein wird, glaubt die Bank indes nicht. Steht also gar eine Verzehnfachung des Kurses in Aussicht?
Die steigende Nachfrage stößt auf Nachschub-Probleme
Die Optimisten machen vor allem zwei Faktoren aus, mit der sie den erwarteten Anstieg begründen:
• Auch das „digitale Gold“ kann nicht beliebig „geschürft“ werden: Gigantische Rechnerleistungen sind ebenso erforderlich wie immer größere Mengen an Energie, also profan: Strom. Die Erzeugung von Kryptowährungen verschlingt exorbitante Energiemengen.
• Die Generation Digital übernimmt immer mehr die Verantwortung für Geschäftsprozesse. Notarielle Beurkundungen und Banken, um Geld zu überweisen (selbst online), sind sie für sie oft ein Anachronismus. Die Blockchain-Technologie macht beides überflüssig.
Spekulation oder stabile Anlage
Das eine Anlage in Bitcoins aber nichts für schwache Nerven ist, machte Fitzpatrick in seiner Analyse auch klar: Immer wieder sei mit „schmerzhaften Korrekturen“ der Währung zu rechnen. Wer also rasch Liquidität braucht, muss unter Umständen erhebliche Verluste realisieren, wenn der Krypto-Dollar gerade im Keller ist. „Kryptowährungs-Investitionen sind heute ein bisschen so wie das Leben in den frühen Tagen des Goldrauschs der 1850er Jahre, in denen mehr spekuliert als investiert wurde", so eine Analyse der US-Bank Wells Fargo im vergangenen Monat, aus der unter anderem marketwatch.com zitiert.
Weltwährung oder Spekulationsblase?
Harte Zahlen rücken den Hype um den Bitcoin etwas zurecht. Der gesamte Wert aller weltweit im Umlauf befindlichen Bitcoins lag vor wenigen Monaten kaum höher als der Wert des Getränkeherstellers Coca-Cola, in beiden Fällen handelt es sich um knapp unter 200 Milliarden Dollar. Dann wurde in diesem Jahr ein neuer Rekordwert erreicht. Laut Manager Magazin 560 Milliarden, der aber schon wieder stark gesunken ist und fast täglich deutlich schwankt. Im August vergangenen Jahres hatte procontra Dr. Peter Scholz, Professor an der Hamburger School of Administration gebeten, die Risiken von Bitcoin & Co. einzuschätzen: „Der Kurs des Bitcoins ist sehr volatil. Solange die wirtschaftliche Unsicherheit anhält, besteht auch Potential für weitere Kurssteigerungen. Korrekturen oder Einbrüche sind aber auch stets zu erwarten. Kryptowährungen bleiben auch in nächster Zukunft eine riskante und hoch spekulative Assetklasse und eignen sich nur als kleine Beimischung für erfahrene Anleger, die genau wissen was sie tun, oder für Hasardeure, die gerne alles auf eine Karte setzen“.
Die Anlage-Experten teilen sich derzeit in zwei Lager. Die einen sehen Kryptowährungen als eine zukünftig wichtige Absicherung gegen Inflation und damit ebenbürtig zum Gold, die anderen halten bereits den gegenwärtigen Höhenflug des digitalen Geldes für eine Spekulationsblase.