Lebensversicherer erwarten steigende Überschussbeteiligungen

Die Inflationsraten übersteigen derzeit die Zinsen der Lebensversicherungen um ein vielfaches – für die Altersvorsorge wird das zu einem Problem. Die Versicherer sehen indes keinen Grund zur Panik. Die anstehende Zinswende bereitet ihnen Hoffnung.

Author_image
13:05 Uhr | 13. Mai | 2022
Inflation Bild: Adobe Stock/deagreez

Zwar übersteigt gerade die Inflation die Zinsen der meisten Lebensversicherungen, dennoch blicken deren Anbieter entspannt auf die derzeitige Geldentwertung. Bild: Adobe Stock/deagreez

Gefährdet die Inflation die Altersvorsorge der Deutschen? Diese Frage wurde in den vergangenen Wochen angesichts einer Inflation von zuletzt 7,4 Prozent immer häufiger gestellt. Längst ist die Geldentwertung so hoch, dass sie die laufende Verzinsung der Lebensversicherung deutlich übersteigt – für die Versicherer, erst recht aber für deren Kunden wird die Inflation somit zu einem schwerwiegenden Problem, dass sich aufgrund der in den vergangenen Jahren vermindernden Überschussbeteiligungen noch verschärft.  

Die Versicherer versuchen nun, ihre Kunden zu beruhigen und verweisen auf die Langfristigkeit der Altersvorsorge. Als Hilfsmittel dient ihnen dabei die Metapher einer Baustelle auf der Autobahn. Gelangt man in diese, werde das Tempo gedrosselt. Jedoch nur kurzzeitig. Sobald man die Autobahnbaustelle passiert habe, könne wieder Tempo aufgenommen werden.  

Inflation nur von kurzer Dauer?

Denn die Versicherer gehen davon aus, dass die hohe Inflation nur von kurzer Dauer ist. Zwar geht die Bundesregierung für dieses Jahr von einer Inflationsrate von 6,1 Prozent aus, im kommenden Jahr soll sich die jährliche Preissteigerung allerdings auf nur noch 2,8 Prozent reduzieren. Wie sich die Inflationsrate tatsächlich entwickelt, dürfte auch mit dem weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges in Verbindung stehen – schließlich sind insbesondere die explodierenden Energiepreise ein großer Treiber für die Inflation. Dreht Russland Europa den Gashahn zu, dürfte das die Teuerung weiter antreiben.  

Hoffnung bereitet den Versicherern zudem die Aussicht auf höhere Zinsen für Unternehmensanleihen, Pfandbriefe und Schuldverschreibungen, in die die Versicherer das Geld ihrer Kunden investieren. Experten zufolge gilt die Anhebung des Leitzinses durch die Europäische Zentralbank bereits im Sommer als immer wahrscheinlicher.  

Schon heute nehme der Kapitalmarkt diese Entwicklung vorneweg, so der GDV. Als Beispiel verweist er auf die Renditen für zehnjährige Bundesanleihen. Diese lag im August vergangenen Jahres noch im negativen Bereich bei minus 0,5, stieg seitdem aber auf 1 Prozent – der höchste Stand seit 2015. „Mittelfristig dürften daher die Überschüsse der Lebensversicherer wieder steigen – und in deren Folge auch die Überschussbeteiligung der Kundschaft“, hofft der GDV.  

Peak bei ZZR erreicht

Hoffnung bereitet den Versicherern auch die Tatsache, dass die steigenden Kapitalmarktzinsen auch Auswirkungen auf die Zinszusatzreserve (ZZR) haben werden. Mit dieser sichert die Versicherungswirtschaft ihre hohen Renditeversprechen aus der Vergangenheit ab. Je tiefer der Marktzins fiel, desto mehr Geld floss in den ZZR-Sicherheitstopf – rund 100 Milliarden Euro soll dieser mittlerweile schwer sein.  

Durch die anstehende Zinswende sehen die Versicherer nun den Peak bei der ZZR erreicht – eventuell sogar schon hinter sich. Steigen die Zinsen weiter, sinke der Garantiebedarf, der Puffer könne abgebaut werden. Zudem müssten die Versicherer zur Bedienung des Zusatz-Kapitalpuffers kein „Tafelsilber“ mehr veräußern.

Wenn Ihnen dieser Artikel gefällt, abonnieren Sie unseren täglichen kostenlosen Newsletter für weitere relevante Meldungen aus der Versicherungs- und Finanzbranche!