Lebensversicherung: Run-off-Anbieter können Erträge steigern

Das Geschäftsmodell der externen Run-off-Anbieter scheint aufzugehen: Zuletzt konnten diese ihre Erträge überdurchschnittlich stark steigern. Auch die Stornoquoten entwickelten sich positiv, wie eine neue Assekurata-Studie zeigt.

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14:11 Uhr | 16. November | 2021

Um das Thema Run-off von Lebensversicherungsbeständen ist es in den vergangenen Jahren weitgehend ruhig geworden: Nachdem die Generali Leben ihr Neugeschäft im Sommer 2018 einstellte und ihren Bestand an die Viridium Gruppe verkaufte, sind größere externe Run-offs ausgeblieben. Zwar gab es vereinzelt Spekulationen über mögliche Transaktionen, beispielsweise im Bezug auf die deutsche Zurich-Tochter – bewahrheitet haben sich diese (bislang) allerdings nicht.  

Die Zurückhaltung ist einerseits verwunderlich: Die teils hochverzinsten Altverträge werden für immer mehr Versicherer zu einer schweren Last. Rund 20 Lebensversicherer werden laut Aussagen von BaFin-Exekutivdirektor Frank Grund besonders intensiv von der Finanzaufsicht überwacht, hinzu kommen 40 Pensionskassen. Ein Verkauf der Altbestände wäre für die Versicherer somit eine überlegenswerte Option. Doch es gibt auch etliche Punkte, die gegen einen Verkauf sprechen. „Es sind komplexe Transaktionen, bei denen auch Aspekte wie die Reputation eine Rolle spielen“, bemerkte jüngst GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen gegenüber dem „Handelsblatt“. Insbesondere der Generali-Deal löste heftige Reaktionen inner- wie außerhalb der Branche aus.  

Weitere Transaktionen sind wahrscheinlich

Zwar mögen sich diese Wogen mittlerweile ein wenig geglättet haben, jedoch gebe es weitere Gründe, warum auf dem deutschen Run-off-Markt zuletzt Flaute herrschte. Einer ist nach Auffassung der Kölner Ratingagentur Assekurata die Tatsache, dass die Run-off-Gesellschaften weiterhin mit der IT-Integration der bisher erworbenen Bestände beschäftigt sind.  

Zum anderen seien die ökonomischen Hürden für die externen Run-off-Gesellschaften weiterhin hoch: Da die Ausfinanzierung der teils hochverzinsten Altverträge Risiken mit sich bringt, muss der Kaufpreis stimmen und die bestehenden Risiken widerspiegeln. Nichtsdestotrotz zeigen sich die Analysten von Assekurata überzeugt, in Zukunft weitere Transaktionen beobachten zu können.  

Nach wie vor befinden sich sieben deutsche Lebensversicherer mit einem Prämienvolumen von 3,8 Milliarden Euro im externen Run-off, die sich auf die folgenden externen Gesellschaften verteilen:

Bei der Untersuchung dieser Run-off-Plattformen zeigt sich laut Assekurata, dass diese es schafften, wenig profitable Versicherer zumindest kurzfristig in deutlich rentablere Unternehmen umzuwandeln. So seien die Profitabilitätskennzahlen, wie der erzielte Rohüberschuss oder die Bilanzergebnisse, teils deutlich über dem Marktdurchschnitt, berichtet Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata. „Die meisten Run-off-Gesellschaften schaffen es, höhere Umsatz- und Kapitalrenditen als der Markt zu erzielen, da sie aus den schrumpfenden Prämieneinnahmen einen vergleichsweise hohen Ertrag generieren.“  

Run-off-Anbieter senken Stornoquoten

Allerdings kommen diese Überschüsse in erster Linie dem Unternehmen und nicht den Versicherungsnehmern zugute. „Die Verteilungsphilosophie des Rohüberschusses ist somit primär auf den Aktionär ausgerichtet“, sagt Heermann. „Allerdings kommen die Verbraucherinteressen in der Mindestzuführungsverordnung zum Ausdruck, die den Kunden gesetzlich eine Mindestertragsbeteiligung an den verschiedenen Ergebnisquellen zusichert, so dass auch sie von steigenden Erträgen profitieren können.“ In der Vergangenheit hatte auch die Finanzaufsicht BaFin immer wieder betont, dass bei einem Verkauf eines Bestands der Versicherungsnehmer nicht schlechter gestellt werden dürfe.  

Eine Erhöhung der Stornoquoten konnte Assekurata bei den externen Plattform-Anbietern auch nicht feststellen. Im Gegenteil: So gelang es den Run-Off-Gesellschaften in den vergangenen Jahren, ihre Stornoquoten im Durchschnitt kontinuierlich zu senken. Hieran habe auch die Corona-Krise nichts geändert.  

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