Nachhaltig sparen mit 25 – aber wie?

Ein Finanzanalytiker hat sich mit Sparplänen für das Alter beschäftigt und dabei Fondspolicen mit Index-Policen, ETF und Basisrente verglichen. Die wichtigste Botschaft, die auch Vermittler hören sollten: zum Teufel mit teuren Sparplänen!

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07:09 Uhr | 27. September | 2021

„Ein Fondsinvestment ist tausendmal besser als eine Rentenversicherung“, ist sich Finanzanalytiker Volker Looman sicher. Seine Begründung: Das Geld werde breit gestreut und der Kunde behalte die „Lufthoheit“ über sein grünes Geld, schrieb Looman in seiner wöchentlichen FAZ-Kolumne.

Nun legte er mit Tipps für junge Vorsorgesparer nach, die an nachhaltigen Sparverträgen fürs Alter interessiert sind. In besagter Tageszeitung empfiehlt der Experte zunächst die Wahl zwischen „normalen“ Fondspolicen, ETF-Policen, ETF und Basisrenten - alles in grünen Gewändern und „zu Preisen, die nicht von Pappe sind“.

Was 500 Euro jeden Monat nach 40 Jahren bringen könnten

Modellfall für den Vergleich ist ein Mann (25), der bis 65 monatlich satte 500 Euro in Unternehmen investieren will, die nachhaltig, ökologisch und sozial arbeiten, um das Kapital dann im Ruhestand zu verzehren. Der Anleger hat die Hoffnung, mindestens 90 Jahre zu werden, so dass der Zahlungsstrom aus 480 Ausgaben und 300 Einnahmen besteht.

Wie der Blick auf einen Zinsrechner für regelmäßige Sparraten im Internet und der zusätzliche Blick auf den Rechner für einen Entnahmeplan zeigen, beträgt die Rente bei einer Rendite von 3,0 Prozent pro Jahr monatlich etwa 2.165 Euro, und bei einer Verzinsung von 6,0 Prozent pro Jahr sind monatliche Renten von rund 6.053 Euro möglich.

Herkömmliche Fondspolice teuer, aber mit Steuervorteil

Der erste Sparvertrag ist eine Fondspolice. „Der Investmentfonds kostet im Schnitt etwa 2,0 Prozent pro Jahr, und wenn Sie das nicht glauben, dann werfen Sie bitte einen Blick in das Produktinformationsblatt“, so Looman. Dort sind auch die Kosten der Versicherung sichtbar – in der Regel 1,0 Prozent pro Jahr. Addiert man beide Zahlen und zieht die Summe von der erwarteten Rendite ab, ergeben sich bei 3,0 Prozent nach Kosten besagte 2.165 Euro Monatsrente, rechnet Looman vor.

Zur Besteuerung: In der Sparphase fallen keine Abgaben an, aber in der Rentenphase schon. Wer das Kapital verrenten lässt, muss nur den Ertragsanteil der Rente versteuern (mit 65 Jahren: 18 Prozent). Wenn der Anleger im Ruhestand nur 25 Prozent Steuersatz hat, dann lautet die Rechnung laut Looman: 2.165 Euro mal 18 Prozent mal 25 Prozent, was 97 Euro Steuern im Monat bedeutet. Netto bleiben also 2.068 Euro Monatsrente, was einer Rendite von 2,86 Prozent pro Jahr entspricht. „Ein bisschen wenig“, findet der Finanzanalytiker.

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ETF-Police viel billiger und auch mit Steuervorteil

Eine Alternative zur Fondspolice mit aktiv gemanagten Fonds ist eine Versicherung, bei der der junge Anleger selbst bestimmen darf, in welche Fonds das Geld fließt. „Da nehmen Sie natürlich Indexfonds, die pro Jahr ein Zehntel der aktiven Investmentfonds kosten“, rät Looman. Solche ETF kosten im Schnitt etwa 0,21 Prozent pro Jahr, was mit den Versicherungskosten von 1,0 Prozent zusammen zu 1,21 Prozent Kostenbelastung führt und die erwartete Rendite von 6,0 auf 4,79 Prozent drückt.

Dadurch steigt die Rente der ETF-Police vor Steuern auf 3.987 Euro pro Monat. Mit 65 gehen davon 179 Euro Steuer ab, was zu 3.808 Euro Monatsrente führt. „Das ist im Vergleich zur Fondspolice ein Plus von 84 Prozent und schlägt sich in höherer Rendite von 4,66 Prozent pro Jahr nieder – Differenz: rund 122.000 Euro“ hat Looman ausgerechnet.

Reine ETF mit guter Renditechance, aber ohne Steuervorteil

Wem die Leibrentenversicherung nicht passt, etwa, weil im Falle des Todes das Gros des Kapitals an die Versichertengemeinschaft statt an die Erben fallen könnte, kann zu „nackten“ ETF als Sparplan greifen. Das erhöht die erwartbare Rendite auf 5,79 Prozent pro Jahr. „Dafür ist aber die Steuerfreiheit im Eimer: Bei den ETF ohne Versicherungsmantel gilt sowohl in der Sparphase als auch in der Rentenzeit die Abgeltungsteuer von 26,375 Prozent“, warnt Looman und fordert zum Nachrechnen auf.

In Zahlen bedeutet das: 5,79 Prozent mal 26,375 Prozent ergeben 1,53 Prozent, und 5,79 Prozent minus 1,53 Prozent sind 4,26 Prozent erwartete Rendite. Macht 3.324 Euro Monatsrente nach Steuern. „Das sind 484 Euro weniger als bei den ETF mit Versicherungsmantel und der Preis für die Möglichkeit, die monatlichen Einzahlungen und Auszahlungen nach Belieben verändern zu können“, folgert Looman.

ETF-Basisrentenversicherung für Langlebige interessant

Als letzte Alternative bringt der Finanzanalytiker die Basisrente ins Spiel. „Hier ist es mit der Freiheit aber von Anfang an vorbei: Man kommt aus dieser Nummer in der Regel nicht wieder heraus, muss zwingend verrenten und kann sie in der Regel nicht vererben“, betont Looman. „Trotzdem rechnet sich die Sache für junge Anleger mit hohem Einkommen wegen der langen Sparphase und der Tatsache, dass die Steuersätze im Berufsleben in vielen Fällen höher sind als die Steuersätze im Ruhestand“, meint Looman.

Lohnenswert sei eine Basisrente im Versicherungsmantel, die der Anleger mit „eigenen“ ETF bestücken kann. Die erwartbare Rendite beträgt wie bei der indexbasierten Rentenversicherung jährlich 4,79 Prozent. Bei einem Steuersatz von 25 Prozent sind die Sparraten wegen ihrer Abzugsfähigkeit von 500 auf 667 Euro zu erhöhen. Sie führen im Ruhestand zu Renten von 5.318 Euro pro Monat.

Maßgebend ist der Zahlungsstrom nach Steuern. Die effektiven Sparraten sinken bei einem Steuersatz von 25 Prozent auf 500 Euro, und die monatlichen Renten betragen bei demselben Steuersatz noch 3.989 Euro. Das ergibt 4,78 Rendite pro Jahr und ist der höchste Wert in diesem Vergleich. „Nun muss der „vegane Kunde“ nur noch 90 Jahre alt werden, damit ihm die Rendite nicht verhagelt wird“, ermuntert Looman indirekt auch zu einer gesunden Lebensweise.

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