PKV: Diese Trends beeinflussen das Geschäft

Welche Entwicklungen die private Krankenversicherung aktuell bestimmen und welche in den nächsten Jahren zu erwarten sind, hat Assekurata in ihrem Marktausblick erörtert. Einige der Punkte sind auch als Hintergrund für die PKV-Beratung sinnvoll.

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10:06 Uhr | 25. Juni | 2021

Ob die von den Grünen forcierte „Bürgerversicherung light“ oder sogar eine ganz andere Variante neben PKV und GKV – über die Zukunft der privaten Krankenversicherung wird weiter viel diskutiert. Als relativ sicher erachten die Analysten der Ratingagentur Assekurata, dass sich die zuletzt deutlichen Beitragsanpassungen (BAP) in den nächsten Jahren fortsetzen werden. Das schreiben die Kölner in ihrem aktuellen Marktausblick PKV 2021.

Aus diesem geht auch hervor, dass die betriebliche Krankenversicherung (bKV) weiterhin enormes Absatzpotenzial bietet. Erstmals stehen nun über einer Million Arbeitnehmern Zusatzleistungen aus Verträgen zur Verfügung, die ihre Arbeitgeber kollektiv für sie abgeschlossen haben. Die Assekurata-Studie gibt außerdem Einblick in weitere Trends, die sich derzeit innerhalb der PKV entwickeln. Manche davon sind ganz frisch von der Corona-Pandemie beeinflusst, andere haben schon vor einigen Jahren begonnen, gewinnen aber vor dem Hintergrund der Krise weiter an Fahrt:

„One-Man-Show“ der Debeka Die Debeka ist der unangefochtene Platzhirsch in der privaten Krankenvollversicherung. Laut Schätzungen von Assekurata beträgt ihr Anteil aktuell 28,4 Prozent der 8,72 Millionen Vollversicherten. Mehr als drei Viertel des Marktes würden auf nur zehn Anbieter entfallen. Allerdings zeigt sich auch hier die Marktmacht der Debeka: Während die Koblenzer im Vergleich zu 2018 als einziges Unternehmen beim Marktanteil wachsen konnten (+0,4 Prozentpunkte), verloren acht Konkurrenten Anteile. Lediglich die Continentale konnte ihren halten (4,7 Prozent). Assekurata erklärt auch, dass in der Vollversicherung lediglich der Beihilfe-Bereich (also Beamte) eine positive Nettozuwachsrate bei den versicherten Personen aufweist. Das kommt der Debeka als traditionellem Beamtenversicherer zugute.

Zinssenkung stabilisiert private Krankenversicherer Die Niedrigzinsphase geht nicht nur zu Lasten der Lebensversicherer, auch die PKV-Anbieter müssen Zinsanforderungen erfüllen. Laut Assekurata liegt der durchschnittliche Rechnungszins für die Alterungsrückstellungen der Versicherten mittlerweile bei 2,66 Prozent. Die Unternehmen haben diesen in den letzten acht Jahren, bei durchschnittlich 3,5 Prozent beginnend, sukzessive abgesenkt. Das macht ein dauerhaftes Niedrigzinsumfeld für die PKV-Anbieter ökonomisch tragbar, heißt es. Allerdings: Wenn die Alterungsrückstellungen geringer verzinst werden, wird im Umkehrschluss mehr Geld aus laufenden Beiträgen benötigt, was in den nächsten Jahren Beitragserhöhungen vorantreiben wird.

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Rekordprämien durch Beitragserhöhungen Im Jahr 2020 dürfte, laut Assekurata, das Beitragsplus in der PKV etwa 1,8 Milliarden Euro betragen. Im Zehn-Jahres-Durchschnitt liegt der Zuwachs nur bei knapp einer Milliarde Euro. Für 2021 wird sogar ein Rekordplus von 2,5 Milliarden Euro erwartet. Dies komme allerdings nicht durch Neukunden zustande, sondern ganz überwiegend durch Beitragserhöhungen im Bestand, heißt es. Diese deutlichen BAP gibt es aber nicht nur in der Krankenvollversicherung, sondern auch in der privaten Pflegepflichtversicherung (PPV). Diese ist vor allem bedingt durch das PSG II, welches mehr Menschen den Zugang zu Pflegeleistungen ermöglicht. Die Bedeutung der Gesetzesreform und der daraus folgenden BAP zeigt der Anteil der PPV an den gesamten PKV-Beitragseinnahmen: Dieser stieg von 6,4 Prozent in 2018 auf voraussichtlich 9,8 Prozent in 2020. Ein Zuwachs um fast die Hälfte, nachdem der Anteil der PPV in den letzten zehn Jahren beinahe gleichgeblieben war.

Steigende Leistungsausgaben Während die Leistungsausgaben der PKV-Anbieter in der Vollversicherung moderat um 2,9 Prozent anstiegen und in der Zusatzversicherung sogar um 1,9 Prozent zurückgingen, stiegen sie in der Pflegezusatzversicherung um 23,9 Prozent und in der staatlich geförderten Pflegezusatzversicherung („Pflege-Bahr“) sogar um 64,2 Prozent an. Hintergrund ist auch hier das PSG II. In der Krankentagegeldversicherung stand ein Plus von 11,4 Prozent. Dies führen die Analysten auf erhöhte Krankheitstage durch die Corona-Pandemie zurück. Die durchschnittliche Schadenquote liege hier bei 90,4 Prozent (2019: 80,4 Prozent). Beim Krankenhaustagegeld hingegen stand ein Rückgang um 10,0 Prozent zu Buche, wohl weil viele geplante Krankenhausaufenthalte aufgrund der Pandemie verschoben wurden. Insgesamt wird der Zuwachs bei den Leistungsausgaben aller PKV-Anbieter auf 2,1 Prozent geschätzt.

14 Prozent nutzen Tarifwechseloptionen Einer Umfrage der Schwesterfirma Assekurata Solutions zufolge haben 14 Prozent der Vollversicherten im Jahr 2020 entweder ihren PKV-Tarif gewechselt oder etwas an der Höhe ihrer jährlichen Selbstbeteiligung geändert. Zwei von drei Wechslern haben sich dabei von ihrem Vermittler beraten lassen, weitere 20 Prozent direkt von ihrem Versicherer.

PKV-Zusatzgeschäft boomt weiter Nicht nur die bKV gilt als Zukunftsmarkt. Auch andere Teilsparten der PKV finden, anders als die Vollversicherung, großen Anklang bei der Bevölkerung. Allen voran die Zahnzusatzversicherungen. Ihre Anzahl stieg im Jahr 2020 schätzungsweise um 0,5 Millionen Verträge auf insgesamt 16,9 Millionen. Seit dem Jahr 2010 (12,2 Millionen Verträge) kamen 4,7 Millionen Verträge hinzu. Die ambulanten Zusatztarife stiegen um 1,2 Prozent auf 8,2 Millionen Stück und die stationären um 1,6 Prozent auf 6,3 Millionen.

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