Das Vertrauen ist ein zerbrechliches Geschöpf: „Um Vertrauen wird immer gerungen, denn es ist eine dynamische Größe. Es wird geschenkt, aber auch entzogen“, sagt die Historikerin und Vertrauensexpertin Ute Frevert. Gerade bei gewichtigen Themen wie Geld oder Gesundheit spielt das Vertrauen eine große Rolle: Glaube ich der Ärztin, die zu einer Operation rät oder den Experten vom Gesundheitsservice meiner Krankenkasse, die eher zu einer anderen Behandlung raten?
In puncto Gesundheitsfragen schenken Versicherte vor allem Ärzten ihr Vertrauen. Während bei PKV-Kunden das Vertrauen in Ärzte bei knapp 63 Prozent liegt, sind es bei den gesetzlich Versicherten nur gut 55 Prozent, wie eine aktuelle Erhebung von Assekurata zeigt. Möglicherweise könnte das daran liegen, dass Ärzte der privat Versicherten ihre Patienten ausführlicher behandeln, schließlich fällt die Vergütung in dem Fall auch höher aus.
Generell haben Ärzte im Zuge der Pandemie in der Vertrauensfrage dazugewonnen: Sowohl bei den gesetzlich (31,2 Prozent) als auch bei privat Versicherten (23,8 Prozent) hat das Vertrauen in den vergangenen zwei Jahren in die Ärzte zugenommen.
Die Eigen-Diagnose via Dr. Google
In Zeiten, deren Diktum lautet: „Selbst ist der Mensch“, und wir uns daran gewöhnt haben, alles eigenmächtig in die Hand zu nehmen – Stichwort Self-Care und Self-Service – liegt das Vertrauen in die eigene Rechercheleistung bei Gesundheitsfragen mit deutlichem Abstand auf dem zweiten Platz. Vielleicht hat sich doch rumgesprochen, dass Dr. Google den Nutzern eher Stresshormone beschert angesichts der möglichen, oft furchteinflößenden Diagnosen für ein und dasselbe Symptom. Wer „Halskratzen“ in die Suchmaschine eingibt, sieht sich schnell mit Kehlkopfkrebs konfrontiert, wer den Fehler macht „Kopfschmerzen“ einzugeben, hat eigentlich nicht mehr lange zu leben.
Dennoch googlen Verbraucher eher, als dass sie ihren Versicherer beziehungsweise Krankenkasse befragen, die es immerhin noch unter die Top-3 geschafft haben. Dabei gibt es altersabhängige Unterschiede: In der PKV vertrauen die 18- bis 29-Jährigen ihrer Versicherung am meisten. In der GKV sind es die 60- bis 69-Jährigen.
Privat Versicherte haben weniger Vertrauen in Versicherer
Auf dem 4. Platz steht die Konsultation bei Freunden und Familie. Jedoch geben die Studienautoren zu bedenken, dass die Antworten auch von dem jeweiligen Erkrankungsbild abhängen. Einen komplizierten Bruch lässt man eben doch eher von einer Ärztin begutachten, bei plötzlich tränenden Augen hingegen wird eher schon mal die Kollegin um Rat gebeten.
Die für die Studie insgesamt 630 befragten Teilnehmer, von denen 319 privat und 311 gesetzlich versichert sind, überraschen in einem Punkt: Kunden der GKV schenken mit knapp 68 Prozent Zustimmung ihrer Krankenkasse Vertrauen. Indessen sind es bei den privat Krankenversicherten nur rund 54 Prozent.
Auch hier können die Studienautoren über die möglichen Gründe nur spekulieren. Da wäre zum einen das ausgeprägte Loyalitäts-Empfinden der Versicherten gegenüber den Betriebskrankenkassen und zum anderen die Tatsache, das gesetzliche Krankenkasse den persönlichen Kontakt zu ihren Kunden über die Geschäftsstellen herstellen können. Demgegenüber stehen die privat Versicherten, die sich direkt mit ihrem Versicherer über die Leistungsregulierung austauschen und gegebenenfalls Leistungskürzungen hinnehmen müssen. Das fördert eher die Unzufriedenheit, als dass es sich positiv auf das Vertrauensverhältnis auswirkt.
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