"Riester ist alles andere als ein Provisionsmonster"

Von Anfang an schlecht gemacht oder beeindruckende Erfolgsstory? Die Zukunft der Riester-Rente ist ungewiss, die verschiedenen Standpunkte scheinen kaum miteinander vereinbar. Auf einer Online-Veranstaltung wurde nun erneut verbissen diskutiert – vor allem das Thema Abschlusskosten stand dabei im Fokus.

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13:06 Uhr | 29. Juni | 2021
Beschwerden Bild: Adobe Stock/Pixel-Shot

Die Zahl der Beschwerden über Rechtsschutz-Versicherer ging in den vergangenen Jahren deutlich zurück. Bild: Adobe Stock/Pixel-Shot

Lohnt es sich, die bestehende Riester-Rente zu reformieren? Oder ist es geboten, die staatlich geförderte Altersvorsorge vollkommen neu aufzustellen? Über wohl keine Frage wird derzeit so energisch, fast schon verbissen, diskutiert.  

Wie unversöhnlich die unterschiedlichen Meinungen dabei aufeinanderprallen, wurde am Montag erneut auf einer Veranstaltung der Deutschen Unternehmer Plattform deutlich. In der linken Ecke: Peter Schwark, stellvertretender Geschäftsführer des Branchenverbandes GDV sowie Maximilian von Buddecke, Leiter des Partner- und Kooperationsvertriebs bei der Bayerischen. Ihnen gegenüber standen zwei Vertreter aus der Wissenschaft: Peter Bofinger, Professor an der Universität Würzburg sowie der Ludwigshafener Professor Hartmut Walz.  

"Von Anfang an schlecht gemacht"

Insbesondere Walz ist als Kritiker der Riester-Rente bekannt. Entsprechend harsch fiel sein Urteil aus, als er bekannte: „Die Riester-Rente war von Anfang an schlecht gemacht und ist nur durch den Einfluss einer übermächtigen Lobby zustande gekommen“, titulierte der Wirtschaftswissenschaftler. Problematisch seien vor allem die hohen Kosten. Da es sich dabei um Fixkosten handele, viele Verträge aber nur mit Kleinstbeträgen bespart würden, habe Riester ein großes Kostenproblem, so Walz, der sich für ein neues System aussprach. „Das wäre wesentlich sinnvoller, als das tiefe Loch, in dem wir jetzt sitzen, noch weiter auszugraben.“  

Auch sein Kollege Bofinger zeigte sich gegenüber der Riester-Rente skeptisch. Stattdessen plädierte er für einen wesentlichen breiteren Spar-Ansatz und gegen eine Fokussierung auf die Riester-Rente. „Riester zwingt die Menschen in teure Konstruktionen“, befand Bofinger. Darüber hinaus gelte es dann ebenfalls, die ebenso staatlich geförderte betriebliche Altersversorgung sowie die Rürup-Rente einer genauen Prüfung zu unterziehen. „Das gesamte System ist ein Wildwuchs und für die Menschen nicht nachvollziehbar“, proklamierte Bofinger. Stattdessen brauche es einfachere, klarere Lösungen.  

Konträr hierzu fällt natürlich die Argumentation der Gegenseite aus. „Für ein freiwilliges System sind über 16 Millionen abgeschlossene Verträge beachtlich“, erklärte Schwark und verwies darauf, dass selbst heute noch 400.000 Riester-Verträge im Jahr neu abgeschlossen werden würden.  Unterstützung bekam er dabei von Seiten von Buddeckes, der im Hinblick auf das Kosten-Argument der Gegenseite feststellte, dass Riester „alles andere als ein Provisionsmonster“ sei.  

"Der größte Kostenfaktor ist die Zeit"

Womit die Diskussion beim Thema Abschlusskosten angekommen war. Während Walz und Bofinger diese als eine der Ursachen für die hohen Kostenquoten ausmachten, verwiesen von Buddecke und Schwark auf die große Bedeutung der Vermittlung für die Verbreitung. „Der größte Kostenfaktor bei der Altersvorsorge ist die Zeit“, erklärte Schwark. Je länger man die Altersvorsorge aufschiebe, desto schwieriger werde es. „Eine frühe Ansprache ist deshalb wichtig.“ Man könne nicht darauf warten, bis die Menschen von sich aus die Entscheidung träfen, mit der Altersvorsorge zu beginnen. „Die Menschen müssten an die Hand genommen werden“, ergänzte von Buddecke.  

Zumal es – wie auch immer man die Altersvorsorge betreiben wolle – einen großen Beratungsbedarf seitens vieler Menschen gebe. Da die Zahl der Honorarberater in Deutschland gerade einmal im dreistelligen Bereich liege und die Menschen vielfach nicht bereit seien, für die Finanzberatung aus eigener Tasche zu zahlen, sei das jetzige System alternativlos. Bofinger wollte dies jedoch nicht akzeptieren und sprach sich für Beratungsgutscheine aus, bei denen der Staat für die ersten Beratungsstunden aufkomme.  

Auch nach einer Stunde Diskussion blieben die Positionen allerdings verhärtet – ein Kompromiss, wie die Riester-Rente eine Zukunft haben könnte, scheint so schnell nicht ersichtlich.