Ruhestandsplanung: Passende Anlage statt Strafzinsen

Die finanzielle Gestaltung des Ruhestandes ist wegen magerer Zinsen oder gar Strafzinsen eine Zumutung. Finanzanalytiker Volker Looman hat Rentenpolice, Fonds-Vermögensverwaltung und einen ETF-Mix aus Anleihen und Aktien verglichen.

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09:12 Uhr | 22. Dezember | 2021

„Spare für die Zeit im Alter, auch wenn es dafür keine Zinsen gibt“, riet Finanzanalytiker Volker Looman in seiner FAZ-Kolumne schon mehrmals. Versicherungs- und Finanzmakler stehen bei der Beratung ihrer Kunden zur „Erntezeit“ der Altersvorsorge vor der schwierigen Aufgabe, eine gescheite finanzielle Ruhestandsplanung samt der Wiederanlage ausgezahlter Lebensversicherungen hinzubekommen.

Wie die passende Ruhestandsplanung aussehen könnte, berichtet Looman in regelmäßigen Abständen in seiner FAZ-Kolumne, zuletzt mit diesem Beispiel: Ein Mann (71) hat seine Firma verkauft und soll nun für 500.000 Euro auf dem Sparkassenkonto 2.250 Euro Strafzinsen pro Jahr zahlen. Er ärgert sich und fragt die Sparkasse, wie das Geld straffrei angelegt werden kann. „Das hätte er besser sein lassen, denn die Offerte ist eine Gefahr für sein seelisches Wohl“, schreibt Looman.

Verschachtelte Fondspolice mit katastrophalem Ergebnis

Die Sparkasse reicht den Wunsch des Kunden nämlich an die Sparkassen-Versicherung weiter, deren Vertreter empfiehlt, den gesamten Betrag in die Rentenversicherung „Sparkassen-Tresor-Garant“ zu stecken. Dahinter verbirgt sich eine aufgeschobene Fondspolice, in der das Geld zunächst sieben Jahre weiter angespart werden muss und ausschließlich in Deka-Fonds fließen würde. Der Betrag könnte so auf 597.000 Euro anwachsen.

Danach hätte der Ex-Unternehmer im Alter von 78 Jahren die Wahl, sich das Kapital sofort voll auszahlen zu lassen oder in Form von zwei alternativen Renten: pro Jahr 60.521 Euro Zeitrente für insgesamt zehn Jahre oder lebenslang jeden Monat 2.207 Euro. Bei diesen Verschachtelungen verlieren selbst routinierte Berater den Überblick, was solche Angebote taugen.

Alternative Zeitrente auch nicht kundengerecht

Nicht so Looman, der vorrechnet: „Teilt man die 597.000 Euro durch 2.207 Euro, kommt man auf 271 Monate beziehungsweise 22,54 Jahre, die der Versicherer für die lebenslange Rente kalkuliert hat.“ Die Rechnung beginnt jedoch nicht mit 71 Jahren, sondern erst nach Ablauf der Zeitrente, also im Alter von 78,5 Jahren. „Der Kunde müsste 101 Jahre alt werden, damit sich das Geld überhaupt zu rentieren beginnt – was soll man dazu sagen?“, meint Looman rhetorisch.

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Der Kunde rechnet allenfalls damit, 90 Jahre alt zu werden. Legt er die 500.000 Euro in eine Sofortrente von 2.207 Euro an, käme er ab 78 in den Genuss von 138 Monatsrenten dieser Höhe bis 90. Rendite laut Looman: „katastrophale minus 4 Prozent pro Jahr“. Die alternative 10-Jahres-Zeitrente ergäbe minus 1,28 Prozent Rendite pro Jahr, „ein miserables Ergebnis“, so Looman.

Fondsgebundene Vermögensverwaltung ebenfalls zu teuer

Die Verzinsung der 500.000 Euro ohne Rente betrüge 2,42 Prozent, „doch die 597.000 Euro sind nicht garantiert, weil die Aktienfonds auch schlechtere Ergebnisse bringen könnten. Was wäre die Alternative, wenn der Kunde das Geld sofort zur Aufbesserung seiner Altersbezüge braucht? „Auf keinen Fall die Sofortrentenversicherung“, schreibt Looman. Erstens koste der Abschluss zwischen drei und fünf Prozent des Anlagekapitals und zweitens müsse man „steinalt“ werden, damit sich die Sache lohnt.

Keine gute Alternative sei eine fondsbasierte Vermögensverwaltung. „Die Ausgabeaufschläge liegen bei 2,5 bis 5,0 Prozent der Anlagesumme, und die jährliche Verwaltungsgebühr verschlingt zwischen 2,0 und 3,0 Prozent des angelegten Kapitals“, so Looman. Dies sei „postsozialistische Enteignung“, gegen die man sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen sollte.

Entnahmeplan mit „Umtopfen“ in eigener Regie

„Rendite und Sicherheit zusammen sind fromme Wünsche, die sich nicht erfüllen werden“, sagt Looman unverblümt. „Die beste Alternative wird eine Mischung aus Aktien und Anleihen als Verrentung sein, die man sich selbst mit Hilfe von ETF zusammenstellt“, meint der Finanzanalytiker. Dazu rät er zu zwei „Töpfchen“, die auch bei der Wiederanlage von Lebensversicherungen in Betracht kämen:

Ab elftem Jahr werden die Aktien-ETF in Anleihen-Indexfonds oder Tagesgeld „umgetopft“, um damit den Lebensunterhalt bis 90 zu bestreiten (Kapitalverzehr). Unterm Strich brächte das Jahr für Jahr 2.500 Euro Monatsrente, und „die Rendite dieses Entnahmeplanes liegt bei 1,8 Prozent pro Jahr“, hat Looman errechnet.

Auch wenn dieser Wert kein Anlass ist, in Jubel auszubrechen, schlägt er die zumeist angebotenen Versicherungs- und Fondsverwaltungslösungen um Längen. Und am Ende bleibt noch ein Rest übrig, um ein standesgemäßes Begräbnis finanzieren zu können.

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