Während Pandemie: Insurtechs gewinnen massig Neukunden
Die Corona-Pandemie hat vielen digitalen Geschäftsmodellen einen Boom verschafft. Offenbar ist das auch bei virtuellen Versicherungsangeboten der Fall. So haben 26 Prozent der B2C-Insurtechs die Anzahl ihrer Neukunden in den vergangenen 18 Monaten um über 50 Prozent ausgebaut. Bei 13 Prozent blieb die Anzahl der Neukunden unverändert, nur bei 19 Prozent ist sie gesunken.
Das zeigt der Insurtech-Radar 2021, den die internationale Strategieberatung Oliver Wyman, der Insurtech-Experte Nikolai Dördrechter und der Zweitmarkthändler Policen Direkt gemeinsam erstellt haben. Untersucht wurde dafür die Geschäftsentwicklung von 149 deutschen, 16 österreichischen und 44 schweizerischen Unternehmen.
B2B-Unternehmen agieren noch erfolgreicher
Noch besser als bei den endkundenorientierten Insurtechs lief es bei den B2B-Unternehmen. Von diesen Insurtechs, die häufig auch klassische Versicherungsunternehmen mit ihren technischen Lösungen bedienen, konnten 39 Prozent ihren Neukundenanteil gegenüber einem Vergleichszeitraum vor der Pandemie um über 50 Prozent steigern. Nur bei jeweils acht Prozent der untersuchten Insurtechs blieb die Anzahl der Neukunden konstant oder schrumpfte.
Trotz Corona: Geldsegen durch Investoren
Dabei profitierten die jungen Unternehmen oft auch von einem Funding-Umfeld auf Allzeithoch. Im Jahr 2019 betrugen, laut der Studie, die weltweiten Investorengelder in Insurtechs 7.070 Millionen US-Dollar. Im ersten Corona-Jahr 2020 wurden sogar 7.197 Millionen US-Dollar investiert. „Entgegen ursprünglicher Befürchtungen gab es bei den InsurTechs in DACH keinen COVID-19 bedingten Strömungsabriss bei der Finanzierung. Nach einer kurzen Verschnaufpause Mitte 2020 sind die Investoren aktiver als zuvor“, erklärt Dördrechter.
Dass zunehmend internationales Geld in DACH-Insurtechs fließt, zeigt das Beispiel Wefox. Das Berliner Unternehmen gab erst vor ein paar Wochen den Abschluss seiner Serie-C-Finanzierungsrunde bekannt, bei der es 650 Millionen US-Dollar einsammelte.
Assekuranz setzt auf Neocarrier
Großes Potenzial sehen die Studienautoren im Geschäftsmodell der sogenannten Neocarrier. Das sind beispielsweise Adam Riese, Friday oder Nexible. Also volldigitale Produktanbieter hinter denen jeweils etablierte Versicherungsunternehmen stehen. Laut Dördrechter sind sie das heimliche Spielfeld der Assekuranz geworden, weil die klassischen Anbieter dort neue Prozesse und Produkte ausprobieren könnten.
Schwieriger wird es dagegen für die jungen digitalen Unternehmen, die selbst das klassische Risikoträgergeschäft übernehmen. Die Bafin will mehr Eigenkapital von ihnen verlangen, um eine Lizenz zu vergeben. Welche Beitragseinnahmen die bekanntesten Neoversicherer mittlerweile verbuchen, hat procontra zusammengestellt.
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