Bundestagswahl: Aktuare beziehen Stellung
Am 23. Februar findet die vorgezogene Bundestagswahl statt. Wer auch immer anschließend die Regierung stellt, wird auch die Weichenstellung für Themenfelder übernehmen, die für Versicherer, Makler und ihre gemeinsamen Kunden besonders relevant sind. Gemeint sind damit etwa die Alterssicherung, das Gesundheitssystem, die Absicherung gegen Elementarschäden und der Einsatz von KI in der Versicherungsbranche.
Welche Sichtweise sie zu diesen Themenfeldern vertreten und welche Forderungen beziehungsweise Lösungsansätze sie mitbringen, haben in einem Positionspapier nun die Deutsche Aktuarvereinigung e.V. (DAV) und ihr spezialisierter Zweigverein, das IVS – Institut der Versicherungsmathematischen Sachverständigen für Altersversorgung e.V. (IVS), zusammengestellt.
Alterssicherung
Hier zeigen sich die Mathematiker und Sachverständigen davon überzeugt, dass das bestehende Säulenmodell aus gesetzlicher Rente, betrieblicher Altersversorgung (bAV) und privater Altersvorsorge beibehalten werden muss. Gleichwohl müssten Reformen verankert werden, um Sozialstaat und Generationengerechtigkeit zu schützen. „Echte Alterssicherung, die auch vor Altersarmut schützt, gelingt nur mit lebenslangen Renten“, heißt es in dem Papier. Jedoch müsse der Staat ergänzend zur gesetzlichen Rente gezielt kapitalgedeckte Alterssicherungssysteme fördern, die sicherstellten, dass der Großteil der angesparten Mittel für eine lebenslange Rentenzahlung verwendet würden.
Gesundheitssystem
Vor dem Hintergrund steigender Gesundheitsausgaben und wachsender Pflegebedürftigkeit fordert die DAV von der nächsten Bundesregierung umfassendere Elemente einer kapitalgedeckten Pflegezusatzversicherung. Außerdem sollten die auslösenden Faktoren für PKV-Beitragsanpassungen reformiert werden, um in der Zukunft hohe Beitragssprünge zu vermeiden und eine größere Beitragsstabilität zu gewährleisten.
Elementarschutz
Eine Elementarschaden-Pflichtversicherung würde zwar auf einen Schlag viel mehr Gebäuden Schutz gegen die Folgen von Hochwassern und Co. liefern. Aus Sicht von DAV und IVS ist aber die Prävention der tatsächliche Kern der Klimawandel-Vorsorge. Hierunter falle die förderfähige Eigenprävention von Verbrauchern und Unternehmen. Der Staat hingegen müsse zum Beispiel die Ausweisung von Bauland und den Deichbau strenger regulieren. Eine Pflichtversicherung könne auch deswegen keine Lösung sein, da aufgrund des Kumulrisikos von Elementarschäden der Rückversicherungsschutz nicht mehr in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen könnte. Dies könnte auch dazu führen, dass die Skaleneffekte geringerer Durchschnittsprämien aufgefressen werden, so die Experten. Somit könne eine Pflichtversicherung sogar zu steigenden statt sinkenden Prämien führen.
Künstliche Intelligenz
Diese würde zwar im Versicherungsumfeld viele Möglichkeiten bieten, um Abläufe zu beschleunigen und die Versicherbarkeit zu verbessern, sagen DAV und IVS. Sie appellieren aber auch an die nächste Bundesregierung, alle bestehenden Regeln für die KI-Nutzung, auch von EU-Ebene, zu berücksichtigen.