Absurder Finanztest zur Versicherungsberatung
„Guter Rat ist selten“, titelt Finanztest in der Dezember-Ausgabe zur Versicherungsberatung von Maklern. Allerdings passt die Aussage eher zur Qualität des Tests, den man getrost als ungenügend bezeichnen kann. Anders als Überschrift und Vorspann suggerieren, wurde nicht die Qualität der Versicherungsberatung insgesamt getestet, sondern nur die Beratung zur PKV-Vollversicherung, und auch dazu nur eine Frage gestellt: Soll der Musterkunde (zwischen 30 und 40 Jahren) in die PKV wechseln oder nicht?
Dazu wurden jeweils acht Testpersonen in nur vier Maklerbetriebe geschickt. Bewertet wurden anschließend, wie Makler über die Erstinformation gemäß VersVermV aufklären und wie die Beratungsqualität zu bewerten ist – nach vier Kriterien: Gesprächseröffnung und Auftragsklärung, Analyse der Kundensituation, Informationen zur PKV und individuelle Beratung. Am wichtigsten war offenbar der Prüfpunkt „individuelle Beratung“, allerdings wurde das Prüfschema nicht konkret und transparent publiziert.
Nur wenige Makler und dabei kaum typische Firmen
Ergebnis: Hoesch & Partner schnitt beim Prüfpunkt Beratungsqualität gut ab (Note 2,4), Plansecur befriedigend (Note 2,6), Dr. Klein ebenfalls befriedigend (Note 3,2) und MLP ausreichend (Note 3,6). Schaut man sich die Firmen an, so sind sie nicht wirklich als typische Makler zu bezeichnen. Bei Hoesch & Partner ist das unstrittig. Die Plansecur Finanz GmbH ist zwar auch als Makler zugelassen, in den Teams arbeiten die knapp 180 Berater jedoch als selbstständige Handelsvertreter unter dem Plansecur-Haftungsdach und besitzen einen eigenen Sachkundenachweis.
Die Dr. Klein Privatkunden AG wiederum ist als Versicherungsmakler zugelassen, versteht sich mit ihren rund 600 überwiegend selbstständigen Beratern allerdings als Allfinanzdienstleister mit dem Schwerpunkt Finanzierung. Versicherungen gehören bei der Hypoport-Tochter zwar auch zum Portfolio, aber im Fokus steht die Vermittlung von Baufinanzierungen, Bausparlösungen und Ratenkrediten.
Die MLP Finanzberatung SE ist ein Allfinanzvertrieb mit über 2.000 selbstständigen Beratern. Jeder hat nach Angaben eines Sprechers eine eigene 34d-Zulassung. Die Gesellschaft selbst besitzt unter anderem auch die Zulassung als Versicherungsmakler. Zur Gruppe gehört auch der Assekuradeur Domcura.
Darüber hinaus wurden Tester auch in einige Kleinbetriebe geschickt, aber jeweils nur ein einziger Tester pro Versicherungsvertreter, Versicherungsmakler und Versicherungsberater (Honorarberater). Die Zeitschrift selbst spricht von „exemplarischen“ Tests. Bewertet wurden diese Beratungen wegen der geringen Fallzahl und der einmaligen Beratung nicht. Da fragt man sich schon, was das soll und ob das noch seriös ist.
Einzeltests auch bei Kleinfirmen, aber ohne Urteil
Das Urteil gegenüber drei bewerteten Maklerhäusern ist hart, das Testverfahren angreifbar und keinesfalls repräsentativ. Das Testszenario war zudem so ausgelegt, dass die Testpersonen den Rat erhalten sollten, „eher in der gesetzlichen Krankenversicherung zu bleiben“. Im Ergebnis sahen das aber zehn von 16 Beratern anders. Für MLP wirft die „Ausgestaltung des Testdesigns” Fragen zur Aussagekraft auf. Eine Empfehlung der PKV sei als schlechte Beratung klassifiziert worden. „Dabei schwingt mit, dass hier vermeintlich überwiegend provisionsorientiert gehandelt worden sei“, so der MLP-Sprecher. Dabei hatten auch vier von acht getesteten Honorarberatern die PKV empfohlen, wurden in der Beratung aber nicht bewertet.
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Zudem sei unklar, welche Äußerungen die Testkunden tatsächlich gemacht hatten und wie das von Finanztest interpretiert wurde. Der „oberflächliche Studienbefund von Finanztest” passe nicht in das Gesamtbild, das andere Untersuchungen mit „weitaus breiterer Stichprobe zeichnen”, kritisiert MLP und verweist auf die Ergebnisse im Online-Bewertungsportal WhoFinance.de, wo mehr als 85.000 Finanzberater Beurteilungen durch Kunden bekomme haben.
Verbraucherzentralen im Test „vergessen“?
Methodisch fragwürdig und für echte Versicherungsmakler ärgerlich ist auch die Tatsache, dass versäumt wurde, die Versicherungsberatung der Verbraucherzentralen in den Test einzubeziehen. Das hätte sich angeboten, wenn ohnehin Honorarberater befragt wurden. Im Artikel werden die Verbraucherzentralen dennoch als interessante Anlaufstellen nahegelegt. O-Töne in Finanztest:
Vorteil für Verbraucherzentralen gegenüber freien Beratern
Das ist wohl kein Zufall, wähnt man doch die Verbraucherzentralen im eigenen Lager der einzig wahren Verbraucherschützer. Dabei dürfte auch am Berliner Lützowplatz bekannt sein, dass sich die meisten Verbraucherzentralen bislang selbst nicht als Versicherungsberater nach Paragraf 34d Absatz 2 GewO registriert haben, demnach auch keine Sachkundeprüfung abgelegt haben, keine Berufshaftpflichtversicherung für die Versicherungsberatung besitzen und auch nicht an den gesetzlich vorgeschriebenen Weiterbildungen für Versicherungsvermittler teilnehmen müssen.
Auch mit dem für Zulassung und Weiterbildung eingesparten Geld sowie staatlicher Förderung stehen Verbraucherzentralen im Wettbewerb mit zugelassenen Honorarberatern. Umso befremdlicher, dass die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen nun selbst unabhängige Versicherungsberater zu Dumping-Preisen rekrutiert, aber selbst mehr als das Doppelte von Ratsuchenden kassiert. Rechtsanwalt Norman Wirth, Partner der Kanzlei Wirth Rechtsanwälte, hält das für wettbewerbswidrig und illegal.
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