Allianz will Kfz-Schäden mit gebrauchten Ersatzteilen regulieren
Die Allianz Versicherungs-AG will bei der Regulierung von Kfz-Schäden ab sofort auch gebrauchte Teile einsetzen. Eine entsprechende Unternehmensmitteilung liegt der procontra-Redaktion vor. „Alle Expertinnen und Experten sind sich einig: Reparieren ist nachhaltiger, als Neuteile einzusetzen“, sagte dazu Frank Sommerfeld, Vorstandsvorsitzender von Deutschlands zweitgrößtem Kfz-Versicherer. Er verweist dabei auf England, die Niederlande und Frankreich, wo es demnach bereits seit einigen Jahren Vorgaben zur Förderung wiederverwendbarer Teile in Kfz-Werkstätten gibt. Zuerst hatte an diesem Freitag die dpa darüber berichtet.
Natürlich spielt bei dem Plan neben der Nachhaltigkeit auch die Kostensenkung eine wichtige Rolle. Aufgrund der zuletzt sehr stark gestiegenen Preise für Material und Arbeitszeit haben die Kfz-Versicherer hierzulande im Jahr 2023 einen Verlust von rund drei Milliarden Euro eingefahren. Trotz marktweiter Beitragserhöhungen zum Jahreswechsel wird auch für 2024 ein Milliardenverlust erwartet. Viele Anbieter wollen die Beiträge nicht zu schnell und zu heftig anheben, um ihre Kunden nicht zu vergraulen. Also müssen neue Ideen zur Einsparung her.
Keine sicherheitsrelevanten Teile
Die gebrauchten Ersatzteile will die Allianz aus Autos mit Totalschaden beziehen. Bislang seien diese oft ins Ausland verkauft worden, wo sie ausgeschlachtet wurden. Nun aber werden beispielsweise noch intakte Türen, Front- und Heckklappen offenbar auch für die deutschen Kfz-Versicherer interessant. Neben diesen will die Allianz zum Beispiel auch Spiegel, Scheinwerfer oder Rückleuchten weiterverwenden. „Sicherheitsrelevante Teile wie Lenkungen, Achsteile oder Räder werden nicht verwendet“, sagte Sommerfeld. Beispielsweise würde die Reparatur der Windschutzscheibe eines VW ID.3 bei Verzicht auf eine neue Scheibe rund 1.200 Euro weniger kosten. Zudem seien die CO2-Emissionen um 99 Prozent geringer.
Partner für die Beschaffung der Ersatzteile ist laut Allianz die Firma Claimparts aus dem baden-württembergischen Waldbronn. Über ihre Schnittstellen soll sie Zugriff auf rund 4,5 Millionen gebrauchte Ersatzteile haben. Umgesetzt werden sollen die nachhaltigen Reparaturen von Allianz-versicherten Fahrzeugen dann in den, laut Versicherer, rund 1.400 Partnerwerkstätten des internationalen Schadendienstleisters Innovation Group. Als hauptsächliche Zielgruppe für Reparaturen mit gebrauchten Ersatzteilen sieht der Versicherer kaskoversicherte Fahrzeuge im Alter von drei bis acht Jahren. Jüngere Fahrzeuge seien meist finanziert oder geleast und bei älteren lohne sich oftmals auch eine Reparatur mit gebrauchten Ersatzteilen nicht mehr.
„Die Verwendung gebrauchter Ersatzteile soll für alle unsere Kfz-Tarife gelten“, sagte ein Allianz-Sprecher auf procontra-Nachfrage. Sofern möglich, werden Schäden dann mit diesen Teilen reguliert. Allerdings werden die Kunden dann vorher von uns gefragt, ob sie mit einer Reparatur mit gebrauchten Ersatzteilen einverstanden sind, so der Sprecher. Zudem sei der Markt dafür aktuell noch in den Anfängen und müsse sich nun erst einmal entwickeln.