Diese Wohngebäudeversicherer verloren 2022 die meisten Kunden
Für die Wohngebäudeversicherer sind es harte Jahre. Das Geschäftsjahr 2021 mit den vielen Hochwasserschäden in mehreren Bundesländern war eines der schlechtesten bisher für sie. Fast alle Anbieter fuhren Verluste ein. Im Jahr 2022 sah es schon wieder ein ganzes Stück besser aus, doch die Versicherer mussten ihren Kunden aufgrund der hohen Inflation im Durchschnitt 14,7 Prozent höhere Beiträge in Rechnung stellen. Für 2024 wird eine weitere Erhöhung um durchschnittlich 7,5 Prozent erwartet. Insgesamt sind die Preise für den Schutz der eigenen vier Wände damit in nur zwei Jahren um rund ein Viertel gestiegen.
Mit Blick auf die Vertragsbestände der Wohngebäudeversicherer führt das insgesamt zu einem Vertragsrückgang. So ist der durchschnittliche Bestand der 50 größten Wohngebäudeversicherer (95 Prozent Marktabdeckung nach Prämieneinnahmen) im Jahr 2022 um 8.671 auf 366.902 Policen zurückgegangen – ein Minus von 2,3 Prozent. Das hat die V.E.R.S. Leipzig GmbH ausgerechnet, die sich für ihren „Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung“ die Geschäftsberichte der 50 größten Anbieter angesehen hat.
Natürlich ist eine Wohngebäudeversicherung als finanzieller Schutz für die eigene Immobilien auch dann noch immens wichtig, wenn die Preise steigen oder der Versicherer nach einem Schadenfall „Sanierungsmaßnamen“ anordnet. Sie sollte also nicht einfach ersatzlos gekündigt werden. Jedoch lassen die Zahlen auch vermuten, dass weniger neue Immobilieneigentümer eine Police abgeschlossen oder sich nach einer Kündigung seitens des Versicherers im Schadenfall neu eingedeckt haben. Hier sind auch Vermittler gefragt, dieses hohe Risiko anzusprechen und für passenden Schutz zu sorgen.
Nur zwei Anbieter reißen die ganze Sparte ins Minus
Zwar mussten „nur“ 22 der 50 größten Anbieter einen Bestandsabrieb hinnehmen – mehr als die Hälfte der Unternehmen konnte also auch im Geschäftsjahr 2022 wachsen. Jedoch hielten sich die einzelnen Vertragszugewinne verhältnismäßig in Grenzen. Unter den Versicherern mit Einbußen befinden sich zwar viele im Bereich von wenigen tausend Policen. Es hatten aber allein acht der zehn größten Anbieter Vertragsschwund zu verzeichnen, was relativ schwer ins Gewicht fiel. Unter ihnen befinden sich auch die vier Versicherer, die jeweils über 10.000 Policen verloren haben (siehe Tabelle).
Versicherer | Verträge 2021 | Verträge 2022 | Rückgang | in Prozent |
Bayerische Landesbrand-Versicherung (VKB) | 1.812.265 | 1.415.068 | 397.197 | -21,9 |
Bayerischer VersicherungsVerband (VKB) | 936.262 | 865.772 | 70.490 | -7,5 |
SV Gebäude-Versicherung | 1.439.832 | 1.390.627 | 49.205 | -3,4 |
R+V Allgemeine | 1.056.189 | 1.038.574 | 17.615 | -1,7 |
Alles in allem sind also allein die beiden Schadenversicherer des Versicherungskammer-Bayern-Konzerns für den marktweiten Rückgang in der Wohngebäudeversicherung verantwortlich. Knapp 470.000 Policen weniger stehen laut Branchenmonitor in ihren Büchern. Auf procontra-Nachfrage erklärte jedoch ein VKB-Sprecher, dass die zahlenmäßig großen Veränderungen auf eine technische Übertragung der Bestände innerhalb des VKB-Konzerns zurückzuführen sind und nicht tatsächlich aufgelöst wurden. Eine detailliertere Erläuterung dazu wolle man noch nachreichen. Es sieht aber so aus, als ob der Branche im vergangenen Jahr deutlich weniger Wohngebäudeversicherungen verloren gegangen sind, als es in der Branchenmonitor-Studie den Anschein macht.