Combined Ratio
Analysten zufolge ist das Leistungsniveau in der Wohngebäudeversicherung relativ hoch. Da dürfte es niemanden wundern, dass spätestens jetzt auch die Preise für die Policen kräftig steigen – auch wenn die für 2023 kalkulierten durchschnittlichen Beitragserhöhungen von enormen 15 Prozent vor allem an den stark gestiegenen Material- und Personalkosten in der Baubranche festgemacht werden.
Eigentlich wären kräftige Preisanstiege längst fällig gewesen. Rückblickend auf die letzten 20 Jahre liegt die marktweite Combined Ratio, laut GDV-Zahlen, bei 109,7 Prozent. Für jeden verdienten Beitragseuro mussten die Wohngebäudeversicherer also etwa 1,10 Euro wieder ausgeben und das über zwei Jahrzehnte. Bei jährlichen Beitragseinnahmen von im Mittel etwa sechs Milliarden Euro kam da einiges zusammen.
Doch nun gehen die Preise erst einmal nach oben – sehr zum Leid der Kunden und ihrer Vermittler, die ihnen dies beibringen dürfen. Allerdings sollte man auch Verständnis für die Versicherer aufbringen. Die jetzigen Beitragsanpassungen sind lediglich die notgedrungene Reaktion auf die Inflation. Auch wenn der eine oder andere Anbieter bei dieser Gelegenheit gleich um 25 Prozent erhöht, so wäre das eigentlich bei fast allen Unternehmen notwendig, um wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen.
Denn schaut man einmal auf das Jahr 2021, konnten nur noch 14 der 50 größten Wohngebäudeversicherer (Marktabdeckung: 95 Prozent) eine Combined Ratio von unter 100 Prozent verbuchen, also Gewinn machen. Das lässt sich aus dem aktuellen „Branchenmonitor Wohngebäudeversicherung“ ablesen, für den die V.E.R.S. Leipzig GmbH die Geschäftsberichte der 50 größten Anbieter in dieser Sparte ausgewertet haben. Die Combined Ratios reichen hinauf bis zu 201,3 Prozent und nur einer der zehn größten Anbieter befindet sich nicht in den roten Zahlen. Zwar schlug in 2021 die Flutkatastrophe im Westen der Bundesrepublik besonders hart zu Buche. Doch auch auf lange Sicht ist die Wohngebäudesparte, wie beschrieben, für viele Versicherer ein Verlustgeschäft.
Eine Combined Ratio von weniger als 100 Prozent gab es bei
Ostfriesische Landschaftliche Brandkasse (97 Prozent)
Öffentliche Feuerversicherung Sachsen-Anhalt (96,2 Prozent)
Itzehoer Brandgilde (96,1 Prozent)
Hamburger Feuerkasse (95,3 Prozent)
Öffentliche Sachversicherung Braunschweig (94,5 Prozent)
Lippische Landes-Brandversicherungsanstalt (93,5 Prozent)
Saarland Feuerversicherung (91,9 Prozent)
Provinzial Nord Brandkasse (91,3 Prozent)
Außerdem konnten sechs Wohngebäudeversicherer – überwiegend kleine bis mittelgroße Anbieter – eine Combined Ratio von unter 90 Prozent erreichen. Diese haben wir in der untenstehenden Bilderstrecke zusammengestellt.