Kunst-Policen auf dem Prüfstand

So wird Kunst richtig versichert

Die Zahl der Wohnungseinbrüche steigt und mit ihr die Zahl der Kunstdiebstähle. Bei der Absicherung gilt es, einige Herausforderungen im Blick zu behalten.

16:08 Uhr | 02. August | 2023
Frau schaut sich Kunstwerke an

Bei der Absicherung voin Kunstwerken gilt es einiges zu beachten, Standard-Hausratverträge reichen häufig nicht.

| Quelle: 4FR

Wieder mehr Wohnungseinbrüche, ein Anstieg um 17 Prozent. Das war zu erwarten nach den Pandemiejahren mit häufigem Homeoffice. Kamera, Handy und Laptop weg – meist hält sich der wirtschaftliche Schaden in Grenzen. Kunst oder Schmuck im Haus – das hat oft schon eine andere Dimension, verbunden mit der Frage: Wo sind die Liebhaber-, Sammler- und oft auch Erbstücke beim Risikoschutz am besten aufgehoben? 

Bessere Hausrattarife sichern höhere Werte ab

„Standard-Hausratverträge schließen Kunst- und Wertgegenstände häufig zu einem prozentualen Anteil ein, meist begrenzt auf den höchsten Einzelwert“, so Alina Sucker vom Spezialversicherer Hiscox.

„Bei anderen Tarifen ist es auch nur eine fixe Summe von zum Beispiel 20.000 Euro“, sagt Brigitte Mayer von der Verbraucherzentrale Hessen. „Man bekommt aber auch Kunst und Sammlerstücke mit hohen Werten versichert, wenn man in den besseren Tarifen sucht und auch klärt, welche Obliegenheiten die Versicherung für Wertsachen hier vorgibt.“

Wir haben auch Hausrat-Kunden, die einzelne Kunstgegenstände mit mehreren Millionen Euro versichert haben.
Alina Sucker, Underwriting Manager bei Hiscox

„Wir haben auch Kunden im Hausrat-Portfolio, die einzelne Kunstgegenstände mit mehreren Millionen Euro versichert haben“, sagt Alina Sucker. Die hier automatisch geltende Entschädigungsgrenze von 150.000 Euro sowie von 50.000 Euro für Schmuck könne nach Bedarf weiter angehoben werden und so auch große Kunstsammlungen einschließen.

Grenzen setzt dem aber nach Mayers Erfahrung zuweilen das Äquivalenzprinzip: „Relativ ‚leere‘ Häuser mit wenig Hausrat, aber ‚überbordender‘ Kunst“. Dafür finde sich kaum ein Hausratversicherer. Die Hausratsumme künstlich hochzuziehen sei im Ergebnis zu teuer, eine Kunstversicherung dann oft sinnvoller, insbesondere dann, wenn einzelne Kunstwerke eben nicht nur gegen Feuer, Leitungswasser, Einbruchdiebstahl versichert werden sollen.

Transportschäden sind am häufigsten

Denn es gibt sie tatsächlich, die filmreifen Fälle, „wo Kinder im Haus das Kunstwerk feinsäuberlich ausschneiden oder der Besuch versehentlich ins Bild hineinstolpert“, verweist Sucker auf die Allgefahrendeckung in diesem Konzept.

Hier müsse aber im Einzelfall geklärt werden, was die Versicherung unter dem Begriff Allrisk verstehe, so Mayer.

Weniger spektakulär, „aber am häufigsten sind Transportschäden“, weiß Sucker auch aus ihrer Zeit bei Bonhams und Christie’s. Umso wichtiger, dass der Risikoschutz auch dafür greift. Noch ein Plus aus ihrer Sicht: mehr Spielräume in der Vertragsgestaltung, die den vielfältigen Eigentümerstrukturen bei Kunst und anerkannten Sammlungen von Porzellan, über Uhren, Designklassiker bis Sneakers Rechnung tragen. Je nachdem, ob diese einer Erbengemeinschaft gehören, zu einer Stiftung oder neuerdings auch mehreren Anteilseignern. Letzteres bezeichnet der Begriff Fractional Ownership – ein Trend, der sich nach Suckers Worten angesichts der Preisentwicklung auch am Kunst-, respektive Sammlermarkt abzeichnet, „getrieben durch Kunden“, bei denen der Investmentgedanke im Vordergrund stehe.