Wärmepumpen versichern – steigende Nachfrage trifft auf konfusen Markt
Sie kommen meistens in der Nacht und mit Anhängern bzw. größeren Fahrzeugen angereist: In der Vergangenheit mehrten sich Berichte über gestohlene Wärmepumpen, zuletzt unter anderem in Mittelfranken, Ostfriesland und der Oberpfalz. Mitte Mai berichtete die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein über einen Fall aus dem Kreis Steinburg: Hier stahlen Unbekannte eine Wärmepumpe im Wert von 15.000 Euro, in anderen Fällen beläuft sich der Schaden auf bis zu 60.000 Euro.
Der Grund für den Bericht der Verbraucherzentrale: Die Wohngebäudeversicherung der Beklauten verweigerte die Zahlung. Schließlich befand sich diese vor und nicht im Haus. „Im Hinblick auf die Absicherung von Wärmepumpen ist der Markt für Wohngebäudeversicherungen derzeit konfus“, beobachtet Versicherungsmakler Olaf Misch aus dem nordhessischen Melsungen. Während manche Gebäudeversicherer Wärmepumpen nicht einschließen, gewähren andere den Versicherungsschutz nur für Geräte, die direkt mit dem Gebäude verbunden sind – Unterschiede gibt es zudem beim Umfang der versicherten Gefahren.
Branche im Umbruchprozess
Für Misch befindet sich die Branche in einem Umbruchprozess: „Die Versicherer müssen lernen, dass das System Heizung in zehn Jahren vollkommen anders ausschaut als heute. Ich denke, dass sich die meisten Versicherer in den kommenden zwei, drei Jahren auf Wärmepumpen einstellen werden. Die Entwicklung wird wahrscheinlich ähnlich verlaufen wie bei den Rasenmäherrobotern in der Hausratversicherung. Erst wollte die auch keiner haben, dann war ein hoher Zaun um den Garten Voraussetzung, mittlerweile werden diese ohne Einschränkungen versichert.“
Doch was heißt das heute für die wachsende Zahl der Wärmepumpen-Besitzer? Die Absatzzahlen sind laut Branchenverband Wärmepumpe zuletzt in die Höhe geschossen, die Politik formuliert derweil noch ehrgeizigere Ziele: 500.000 Anlagen sollen ab 2024 jährlich installiert werden, um die Wärmewende in Gang zu bringen.
Für Makler gibt es folglich reichlich Beratungsbedarf: Zwar bieten Wärmepumpenanbieter wie das schwedische Unternehmen Nibe eigene Versicherungen für ihre Geräte, der Leistungsumfang ist hier jedoch begrenzt. Wer seine Wärmepumpe über die Wohngebäudeversicherung absichert, hat seine Pumpe damit in der Regel nur gegen die versicherten Gefahren abgesichert – Diebstahl, aber auch Vandalismus fallen in der Regel nicht hierunter.
Während das Diebstahl-Risiko bereits immer greifbarer wird, sollte auch die Vandalismus-Gefahr nicht unterschätzt werden. Angesichts eines Geräuschpegels von bis zu 65 Dezibel scheint Streit mit den Nachbarn vorprogrammiert – besonders dann, wenn, wie in einigen Bundesländern erlaubt, die Anlagen direkt an der Grundstücksgrenze zum Nachbarn errichtet werden.
„Wir raten grundsätzlich zur Elektronikversicherung"
Wie sichern Besitzer diese Risiken am besten ab? „Wir raten Wärmepumpen-Besitzern grundsätzlich zur Elektronikversicherung, da deren Schutz einfach wesentlich weiter greift“, sagt Makler Misch. Die Elektronikversicherung decke sehr umfassend, von der Überspannung bis zur Fehlbehandlung, auch Vandalismus und Diebstahl. „Der Preis dafür ist gering: Eine Elektronikversicherung für eine Wärmepumpe mit einer Leistung von
bis zu 30 kW gibt es für einen Appel und ein Ei, rund 89 Euro im Jahr."
Bei der Mannheimer Versicherung, die mit ihren „Lumit-Tarifen“ mehrere Absicherungsmöglichkeiten für Wärmepumpen im Angebot haben, ist die Wärmewende bereits feststellbar. „Wir sehen ein deutliches steigendes Interesse an der Absicherung von Wärmepumpen, insbesondere in der Kombination von PV-Anlagen“, sagt Monika Dold vom Kompetenzcenter Firmenkunden des Versicherers.
Diese und weitere technische Geräte lassen sich dabei bei der Mannheimer in einem Produkt zusammenfassen. Sinnvoll, da viele im Rahmen der energetischen Sanierung ihres Hauses den Strom für die Wärmepumpe gleich über die eigene PV-Anlage erzeugen lassen.
Der Absatz von Wärmepumpen hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen
Die Versicherbarkeit von PV-Anlagen und Wärmepumpen weist dabei einige Parallelen auf. „Es ist vergleichbar wie bei der PV-Anlage, die auch über die Gebäudeversicherung versichert werden kann. Allerdings nur zu den versicherten Gefahren, nicht aber gegen den Ausfall, Tierverbiss, Hot-Spots oder weitere Schäden“, bemerkt Misch. Anders als PV-Anlagen müssen Wärmepumpen jedoch nicht als Gefahrerhöhung gegenüber dem Versicherer angezeigt werden.
Kunden, die zur technischen Versicherung greifen, empfiehlt der Melsunger Makler trotzdem, den nicht unerheblichen Wert in die Versicherungssumme der Wohngebäudeversicherung einfließen zu lassen. „Ansonsten kann man gegebenenfalls in die Unterversicherungsfalle geraten.“
Erdwärmepumpen nur schwer versicherbar
Einen Haken hat die Angelegenheit allerdings: Versicherbar über technische Versicherungen sind seit vergangenem Jahr nur Luft-Wärmepumpen. Wärmepumpen, die die Wärme aus der umliegenden Erde gewinnen, sind laut Misch derzeit kaum versicherbar – lediglich der Makler con4b bietet hier eine spezielle Deckung an. Auch Dold spricht von besonderen Risiken, aufgrund derer der Versicherer derzeit keinen Versicherungsschutz für Erdwärmepumpen anbietet – dies gelte sowohl für Flächenerdwärmepumpe als auch für Geräte, die in die Tiefe gehen. Zeitnah werde sich das auch nicht ändern, aber: „Wir beobachten stets die technischen Weiterentwicklungen und den Markt.“
Letzter besagt, dass Erdwärme vom neuen Pumpen-Boom kaum profitieren kann, die überwiegende Mehrheit setzt derzeit auf Luftwärmepumpen. Und für diese ist Versicherungsschutz ohne Probleme erhältlich.