Neodigital stellt seine Wechseltarife vorerst ein
Die Neodigital Versicherung AG hat ihre Wechseltarife vorerst eingestellt. Seit dem 15. Oktober ist deren Abschluss nicht mehr möglich. Der Versicherer plant aber, diese nach einer Überarbeitung wieder auf den Markt zu bringen. Dies teilte Neodigital heute auf procontra-Nachfrage mit. Zuvor hatte der Sachthemen-Blog darauf hingewiesen.
Neodigital hatte die Wechsel- oder auch Switch-Tarife 2021 eingeführt, um seine Vertriebspartner bei der Neukundengewinnung zu unterstützen – eine Maßnahme, die auch generell das Wachstum des Versicherers beschleunigt haben dürfte. Kern dieser Tarife, die in allen Produktbereichen angeboten wurden, ist eine Besitzstandsgarantie sowie eine Konditions- und Summendifferenzdeckung. Dadurch erhalten die Kunden mindestens die Leistungen aus dem Vertrag ihres Vorversicherers, auch wenn Neodigital diese normalerweise gar nicht anbieten würde. Gepaart wurden diese Garantien mit einem Preisnachlass von 5 Prozent zum Voranbieter.
Doch zuletzt hätten Auswertungen gezeigt, dass die Schadenquoten in den Wechseltarifen deutlich höher liegen würden als in den vergleichbaren Neugeschäftstarifen. Das schreibt Neodigital in einer Vertriebsmitteilung (liegt der procontra-Redaktion vor), mit der die Partner des Versicherers im Vorfeld der Pausierung informiert wurden.
Auf procontra-Nachfrage antwortete Neodigital zudem erläuternd: „Dass der Wechseltarif besonders für kostensensible Kundengruppen attraktiv sein würde, war grundsätzlich einkalkuliert. Das Modell setzte auf eine Mischkalkulation: hochwertige Verträge sollten schwächere Risiken ausgleichen. Je stärker der Tarif jedoch in die breite Masse getragen wurde und je häufiger er als ‚Auffanglösung‘ für schadensträchtige oder untertarifierte Verträge genutzt wurde, desto schwieriger wurde die Kalkulation.“
Zuletzt habe man zwar versucht, die Wechseltarife anderweitig zu optimieren, zum Beispiel durch eine Anpassung der Vermarktung oder eine Ausweitung der Abfragen und Einschränkungen bei den Annahmerichtlinien. Letztendlich habe man sich aber dazu entschieden, die Wechseltarife neu zu konzipieren und sie während dieser Phase für das Neugeschäft einzustellen. Für Bestandsverträge würde sich indes nichts ändern.
Für die „Wechseltarife 2.0“, wie es im Vertriebsschreiben heißt, habe man bereits einige Ideen. So soll diese Option unter anderem neue Maklerinnen und Makler beim Bestandsaufbau unterstützen und risikoadjustierte Mindestprämien enthalten. Was genau umgesetzt werde, sei aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht klar. Sobald der Entwicklungsprozess abgeschlossen ist, will der Versicherer seine Vertriebspartner darüber informieren.
Im August hatte procontra exklusiv darüber berichtet, dass sich Neodigital von stark schadenbelasteten SHU-Policen trennen will. Damals hatte der Versicherer zudem erklärt, dass er in Kürze auch seine Neugeschäftstarife überarbeiten wolle.