Je lauter die Diskussion um den Provisionsdeckel wird, desto mehr Bewegung kommt in den Markt. Die Versicherer schlagen dabei unterschiedliche Wege ein. LV 1871 und die Bayerische setzen auf Makler-Boykott und brachten Muster-Anschreiben an Bundestagsabgeordnete in Umlauf. Anders sieht es die Liechtenstein Life: „Die Diskussionen um Provisionsdeckel oder gar Provisionsverbot dürfen nicht dazu führen, in Deckung zu gehen und das Feld der Altersvorsorge dem grauen Kapitalmarkt zu überlassen“, fordert Vertriebschef Stephan Bruckner. Seine Antwort heißt Nettopolice, die jüngst unter der Bezeichnung „yourlife netto“ speziell dem deutschen Markt vorgestellt wurde. Vergütung und Versicherung werden so getrennt und würden ein „Höchstmaß an Transparenz“ schaffen, heißt es vom Versicherer.
Vergütung: Transparenz schreckt ab
Für Honorarberater nichts Neues. Ihnen allein traut man jedoch offenbar nicht zu, den breiten Markt zu bedienen: „Die Honorarberatung legt die Beratungsvergütung transparent offen, wie es Verbraucherschützer immer gefordert haben. Gerade das wirkt jedoch oft abschreckend auf junge Verbraucher wie Berufsanfänger und Geringverdiener“, so Jürgen Ender, CEO des Factoring-Unternehmens cashyou. Das Unternehmen hat gemeinsam mit Liechtenstein Life und der Deutschen Handelsbank ein Factoringsystem entwickelt, das es Verbrauchern ermöglicht, die Beratervergütung durch monatliche Tilgung zu entrichten.
Ob ein Factoring der separat abgeschlossenen Vertriebsvergütung tatsächlich zu einer „Demokratisierung der Altersvorsorge“ führen wird, wie es in Liechtenstein heißt, bleibt abzuwarten und ist letztendlich abhängig von der abschließenden Entscheidung zum Provisionsdeckel.
Seite 1: Vergütung: Transparenz schreckt ab Seite 2: Provisionsdeckel: Ausweg Nettopolicen?
Provisionsdeckel: Ausweg Nettopolicen?
Da Liechtenstein Life mit der Nettopolice sowohl Honorarberater als auch Makler anspricht, stellt sich die Frage, ob der ideologische Graben zwischen beiden Lagern überwunden werden kann. Dorothea Mohn vom Bundesverband der Verbraucherzentralen ist von ihrer Meinung, das Provisionsgeschäft würde am Bedarf der Kunden vorbeigehen, nie abgerückt. Daniel Kreis, CEO des cashyou-Finanzierungspartners Deutschen Handelsbank hält dagegen: „Wir sind davon überzeugt, dass unsere Kooperation mit der cashyou AG den Markt verbraucherfreundlicher und damit für alle Beteiligten attraktiver gestalten wird“.
Der VZBV pocht darauf, dass nur eine Beratung im Sinne des Verbrauchers sein kann, die ähnlich wie eine Rechtsberatung produktunabhängig ist. Das müssen sich die Ratsuchenden auch leisten können: Ein drei- bis vierstelliger Betrag kann für eine ausführliche Altersvorsorge-Beratung fällig werden. Solche Beratungen - wenn auch nicht ganz so preisintensiv - bieten die Verbraucherschutzzentralen selbst an.
Nettopolicen anbieten: Darauf müssen Sie achten
Auf der anderen Seite bieten immer mehr Versicherer Nettopolicen an: Condor, Bayerische, LV 1871, Nürnberger, Canada Life oder auch MyLife bieten solche Policen an. Mit den Liechtensteinern kommt nun ein weiterer Anbieter hinzu, der aber gleich ein Finanzierungskonzept für die Vermittlervergütung parat hält.
Doch wie unterscheiden sich die einzelnen Netto-Lösungen und welche Kennzahlen sollten Makler beachten? Dr. Walter Hubel, Vorstand der con.fee AG, geht kommende Woche im profino-Webinar auf diese Fragen ein. Er will auch Ansatzpunkte liefern, wie die Einführung von Nettotarifen im Maklerunternehmen gelingen kann.
Nettotarife? Erstinformation anpassen
Vermittler, die sich für die Vermittlung von Nettotarifen entschieden haben, müssen allerdings ihre Erstinformation anpassen. Denn der Kunde soll bereits in der Erstinformation darüber aufgeklärt werden, welche Vergütungsmodelle beim Vermittler zum Einsatz kommen.
Seite 1: Vergütung: Transparenz schreckt ab Seite 2: Provisionsdeckel: Ausweg Nettopolicen?