BVK-Analyse: Was Versicherungsvermittler verdienen

Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) hat in seiner alle zwei Jahre erhobenen Strukturanalyse die Einkommen der Versicherungsvermittler ermittelt. Die Gewinne stagnieren. Versicherungsmakler sind bei der Umfrage unterrepräsentiert.

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06:08 Uhr | 12. August | 2019
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„Die Ergebnisse bestätigen uns in der Einschätzung, dass eine deutliche Belastungsgrenze der Vermittlerbetriebe erreicht ist“, sagt BVK-Präsident Wolfgang H. Heinz. Bild: Pohl

In der Sommerausgabe seiner Verbandszeitschrift „Versicherungsvermittlung“ hat der BVK erste Zahlen über die Gewinnsituation der über 2.500 Umfrageteilnehmer publiziert. Davon waren 68 Prozent gebundene Vertreter, 25 Prozent Vertreter mit eigener Registrierung und nur sieben Prozent Versicherungsmakler, obwohl die es auf 24 Prozent Marktanteil im Versicherungsvertrieb bringen.

Laut Analyse erzielten elf Prozent der Vermittler einen Jahresgewinn vor Steuern und Altersvorsorge bis zu 25.000 Euro und 20 Prozent zwischen 25.000 Euro bis zu 50.000 Euro. Weitere 20 Prozent schafften über 50.000 Euro bis unter 75.000 Euro. Darüber wird die Luft dünner: 16 Prozent verdienten über 75.000 Euro bis unter 100.000 Euro Ein Drittel verdient mehr als 100.000 Euro, darunter neun Prozent bis 125.000 Euro, acht Prozent bis 150.000 Euro und sieben Prozent bis 200.000 Euro und neun Prozent darüber.

Gegenüber der vorherigen Strukturanalyse vor zwei Jahren (procontra berichtete) sind die einzelnen Einkommensgruppen in etwa gleich groß geblieben. Der BVK findet es bemerkenswert, dass 56 Prozent der Vermittler es nicht geschafft hätten, ihren Gewinn zu steigern. „Die Ergebnisse der Strukturanalyse bestätigen uns in der Einschätzung, dass eine deutliche Belastungsgrenze der Vermittlerbetriebe erreicht ist“, kommentiert BVK-Präsident Wolfgang H. Heinz.

Vermittler sollten mindestens 50.000 Euro Gewinn machen

Der Verband weist darauf hin, „dass es sich bei einem Großteil der Teilnehmer um Einzelkaufleute handelt, die den hier angegebenen Gewinn – wie jeder Betrieb – noch zu versteuern und daraus den gesamten Lebensunterhalt zu bestreiten haben“. Nach Ansicht des BVK sollte der Gewinn mindestens so hoch sein wie das Jahresgehalt eines Arbeitnehmers mit dem entsprechenden Tätigkeitsprofil.

Einzelunternehmer müssten mindestens 50.000 Euro Gewinn vor Steuern erzielen, um die vielfältigen Aufgaben, die Verantwortung und das unternehmerische Risiko des Inhabers eines Vermittlerbetriebes angemessen honoriert zu bekommen.

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Aus der angegebenen Anzahl der Inhaber im Vermittlerbetrieb, den gearbeiteten Stunden und dem Gewinn hat der BVK auch den Gewinn pro Stunde je Inhaber in den einzelnen Einkommensklassen ermittelt. Demnach erzielten die Befragten in der Gruppe mit einem Jahresgewinn bis 80.000 Euro einen Gewinn pro Stunde je Inhaber von durchschnittlich 18,40 Euro. In der Gewinngruppe über 500.000 Euro waren es 93,60 Euro pro Stunde.

Zahlen des AfW beinhalten auch 34f-Vermittler

Einmal im Jahr fragt der AfW – Bundesverband Finanzdienstleistung unabhängige Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler im AfW-Vermittlerbarometer nach ihren Einkommen. Auch da zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Dauerregulierung und stagnierenden Einkommen. Versicherungsmakler machen 2018 im Schnitt 49.970 Euro Gewinn (procontra berichtete).

Unverändert lag 2018 der Großteil der Befragten (68 Prozent) nach Selbstauskunft in der Einkommensklasse bis zu 50.000 Euro Gewinn beziehungsweise Überschuss. Zu 15,28 Prozent machten sie bis zu 75.000 Euro Gewinn (2017: 14,4 Prozent). Im Schnitt kamen die 1.340 Umfrage-Teilnehmer, von denen 63 Prozent als Einzelkaufleute agieren, auf einen leicht gestiegenen Jahresgewinn von 49.970 Euro – das sind 2.570 Euro mehr als im Vorjahr (ohne Berücksichtigung von Kapitalgesellschaften). In den meisten der neun gemessenen Einkommensklassen gab es ähnliche Ergebnisse wie im Vorjahr.

Wie die Zehn-Jahres-Betrachtung zeigt, pendelt sich die Einkommensklasse von bis zu 10.000 Euro Gewinn pro Jahr stabil um die 15 Prozent ein (2010: 12,5 Prozent). In der Klasse bis zu 25.000 Euro Gewinn ordneten sich diesmal gut 22 Prozent der Teilnehmer ein (2010: 20 Prozent). In beiden Klassen reicht das Einkommen nicht wirklich gut zum Leben. Das betrifft immerhin 37 Prozent der Umfrage-Teilnehmer. Von denen besitzen 84 Prozent eine 34d-Zulassung und 64 Prozent eine 34f-Zulassung (vielfach werden beide Zulassungen genutzt).

„Wenn über zwei Drittel der selbständigen Makler einen Gewinn von unter 50.000 Euro haben, dann zeigt das, wie falsch die immer wieder geschürte Neid-Diskussion über angebliche Vielverdiener oder gar Abzocker ist“, sagt AfW-Vorstand Frank Rottenbacher. Da man von diesem Gewinn noch sein unternehmerisches Risiko und seine Altersvorsorge bestreiten müsse, bleibe zu wenig zum Leben übrig.

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