Die (in)transparentesten Lebensversicherer
Die jährliche Standmitteilung zu ihrem Lebensversicherungsvertrag ist eine wichtige Information für Verbraucher. Schließlich soll dieses Schreiben die Kunden ins Bild setzen über den Wert ihrer Police, aber auch wichtige Details liefern, damit die Vertragsinhaber über den Sinn eines Policen-Verkaufs oder einer Kündigung entscheiden können.
Wie die Lebensversicherer ihre theoretische Pflicht zur Standmitteilung letztendlich praktisch umsetzen, darüber gibt es schon seit langem immer wieder Diskussionen. Vor knapp drei Jahren hatte es zu dieser Praxis massive Kritik von Verbraucherschützern gegeben. Demnach hätte nur ein Viertel der 68 untersuchten Standmitteilungen die gesetzlichen Vorgaben erfüllt, woraufhin auch die BaFin eingeschaltet wurde. Untersuchungen, zum Beispiel vom Policen-Aufkäufer Partner in Life (PIL), bestätigten seitdem die größtenteils miserable Umsetzung der Vorschriften.
Die Politik nahm sich dies zu Herzen. Seit letztem Sommer gelten wesentlich strengere Veröffentlichungspflichten für die Lebensversicherer. Ob und in welchem Maße die neuen gesetzlichen Vorgaben von den Unternehmen eingehalten werden, hat Policen Direkt untersucht. Der Policen-Aufkäufer ist nach eigenem Bekunden Marktführer im Zweitmarkt für Lebensversicherungen und größter institutioneller Versicherungsnehmer. Mit seinem verwalteten Bestand von 12.000 Policen, die sich auf alle Gesellschaften und deren gängigste Tarifvarianten verteilen, erhält Policen Direkt bei jeder Überarbeitung von Standmitteilungen selbst Bescheid über die Änderungen.
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Getestet wurden die Schreiben von 74 Lebensversicherern. Je höher die Gesamtpunktzahl, desto transparenter die Standmitteilung. Für jede erfüllte gesetzliche Vorgabe gemäß § 155 VVG gab es 10 Punkte, wobei es für die Bewertungsreserven aufgrund ihrer Komplexität 15 Punkte gab. Insgesamt also maximal 55 Punkte in diesem Bereich. Die gesetzlichen Vorgaben teilen sich wie folgt auf:
Jeweils 5 Punkte gab es für jede der 6 weiteren wichtigen Angaben, sofern diese in der Standmitteilung gemacht wurden:
Weitere 5 Punkte konnten mit jeder sinnvollen optionalen Angabe verdient werden. Dazu erläutern die Studienautoren: „Diese Bonus-Angaben gehen mitunter weit über den allgemeinen Standard hinaus, sind aber sinnvolle Ergänzungen einer guten Standmitteilung. Es wurden nur Angaben aufgeführt, zu denen es auch Versicherer gibt, die sie ihren Kunden mitteilen.“ Diese Angaben sind:
Aufgrund der Systematik war es auch möglich, mehr als 100 Punkte zu erzielen, was sogar ein Anbieter schaffte. Symbolisch bewertet wurde auch die Verständlichkeit der Standmitteilung. Dieser Bereich floss allerdings nicht in die Gesamtpunktzahl ein.
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Insgesamt erfüllen 60 Lebensversicherer die seit 1. Juli 2018 geltenden gesetzlichen Mindestanforderungen vollständig. Dazu melden 21 Anbieter weitere wichtige Informationen, etwa vollständige Todesfall-Leistungen, Rückkaufswerte, Anwartschaften und Angaben zu Zusatzversicherungen.
Die höchste Gesamtpunktzahl erzielte die Concordia oeco (102,5). Nach Marktanteil ist sie einer der kleinsten Anbieter (0,21 Prozent). Weitere Top-Werte bei der Transparenz erreichten:
Nicht überzeugen konnten:
Eine detaillierte Analyse zu jedem einzelnen Lebensversicherer sowie weitere Informationen zur Testmethodik finden sich hier.
Umfangreiche Informationen, Kennzahlen und Analysen zu den deutschen Lebensversicherern bietet außerdem der procontra LV-Check.
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