Die Versicherungslandschaft verändert sich rasant. Im Mittelpunkt, so heißt es, steht der Wunsch vieler Kunden nach mehr nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen. Doch wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit für den durchschnittlichen Versicherungskunden wirklich?
Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, haben wir uns die jüngsten Studien von Ernst & Young (EY) (März 2023) und BearingPoint (August 2023) angeschaut.
EY-Studie: Starkes Interesse, fehlende Informationen
Laut einer Studie von EY, einer der führenden Prüfungs- und Beratungsorganisationen in Deutschland, besteht bei Versicherungskunden ein steigendes Interesse an nachhaltigen Produkten. Tatsächlich würden 90 Prozent der Kunden, die in den nächsten zwölf Monaten ein Versicherungsprodukt abschließen wollen, sich für die nachhaltige Produktvariante entscheiden.
Jedoch gibt es eine Diskrepanz zwischen dem Interesse der Kunden und dem Angebot der Versicherer. Nur 18 Prozent der Befragten gaben an, überhaupt von einem Versicherer auf das Thema Nachhaltigkeit angesprochen worden zu sein. Die Daten zeigen auch, dass viele Kunden noch nicht genau wissen, welche Versicherungsgesellschaften tatsächlich nachhaltige Produkte anbieten. 45 Prozent der Befragten könnten keine einzige Versicherungsgesellschaft nennen, die besonders nachhaltig ist.
Auffällig ist, dass es bei den Kunden nur eine geringe Bereitschaft gibt, für mehr Nachhaltigkeit auch den Geldbeutel zu lockern. Lediglich 19 Prozent der Befragten wären bereit, einen höheren Preis für nachhaltige Versicherungsprodukte zu bezahlen. Trotzdem sind Nachhaltigkeitsaspekte für 84 Prozent der Befragten relevant, wenn es um Versicherungsprodukte geht.
BearingPoint-Studie: Skepsis gegenüber der Verbindung von Nachhaltigkeit und Versicherungen
Die Studie von BearingPoint zeigt die andere Seite der Medaille. Durchaus überraschend erscheint doch, dass immer weniger deutsche Verbraucher eine Verbindung zwischen Nachhaltigkeit und Versicherungsprodukten sehen möchten. 61 Prozent der Befragten lehnen diese Verbindung ab oder haben keine Meinung dazu.
Dennoch gibt fast die Hälfte der Umfrage-Teilnehmer an, ihr persönliches Handeln von Nachhaltigkeitszielen beeinflussen zu lassen. Für Versicherungen könnte dies bedeuten, dass sie ihre Kommunikationsstrategie ändern und ihre Kunden besser über ihre nachhaltigen Produkte und Dienstleistungen informieren müssen.
Ein weiterer interessanter Punkt der BearingPoint-Studie ist, dass immer weniger Menschen glauben, dass Versicherungsunternehmen überhaupt nachhaltiges Verhalten fördern sollten. Im Jahr 2023 stimmen nur noch 39 Prozent dieser Aussage zu, verglichen mit 71 Prozent im Jahr 2021.
Schlussfolgerungen und Ausblick
Beide Studien zeigen, dass Nachhaltigkeit – nach wie vor – ein relevantes Thema für die Verbraucher ist. Die markanten Unterschiede zwischen den zwei Ergebnissen könnten darauf hinweisen, dass Kunden zwar Interesse an nachhaltigen Produkten haben, aber nicht genau wissen, wie sie diese von den Versicherungsgesellschaften bekommen können. Außerdem gibt es eine gewisse Skepsis gegenüber der Verbindung von Nachhaltigkeit und Versicherungen. Hier könnte die Rolle des Vermittlers bei der Aufklärung im Rahmen der Präferenzenabfrage entscheidend sein.