„Da treffe ich einmal Stromberg und dann glaubt mir das keiner“
Wenn einer eine Reise tut, so kann er was erzählen. Was einst der Dichter Matthias Claudius berichtete, kann Jennifer Sals nur unterstreichen. Die Mitarbeiterin der Itzehoer Versicherung, die bei den Norddeutschen das Fachliche IT-Management leitet, stieß mit einem Video, das sie jüngst aus einem ICE auf der Reise von Köln nach Hamburg sendete, auf ein riesiges Echo. Grund hierfür war Sals Sitznachbar: der Schauspieler Christoph Maria Herbst, in der Versicherungsbranche geliebt für seine Rolle des Bernd Stromberg. Mit procontra sprach Sals über eine hoch amüsante Bahnfahrt.
procontra:
Frau Sals. Bei Linkedin schlägt ein von ihnen gepostetes Video, das sie zusammen mit Christoph Maria Herbst aufgenommen haben, hohe Wellen. Wie ist es zu diesem Zusammentreffen gekommen?
Jennifer Sals:
Ich war im ICE von Köln nach Hamburg unterwegs, als sich Christoph Maria Herbst neben mich setzte. Ich habe sofort gedacht: Das ist ja Stromberg. Ich hatte mich gerade zuvor in Köln mit einem Mitarbeiter getroffen, der absoluter Stromberg-Fan ist. Als ich diesen dann über meinen Sitznachbarn informierte, wollte der sofort ein Foto. Aber Herrn Herbst einfach so anzusprechen – das habe ich mich nicht getraut. Der will ja auch seine Privatsphäre, habe ich mir gedacht.
Sals:
Mein Glück war, dass ich mich online eingecheckt hatte. Als er dann kontrolliert wurde, wandte er sich mir zu und fragte: „Entschuldigen Sie bitte. Warum werde ich denn jetzt kontrolliert und Sie nicht?“ Mit meiner Antwort „In diesem Zug werden standardmäßig nur Promis kontrolliert“, hatten wir dann den Aufhänger für unser weiteres Gespräch. Und das verlief wirklich sehr lustig – humormäßig lagen wir total auf einer Wellenlänge.
Sals:
Erst haben wir ein gemeinsames Foto gemacht. Doch dann kamen die ersten Antworten, in denen es hieß: „Das ist doch KI.“ Und ich dachte mir, das kann ja wohl nicht wahr sein. Da treffe ich einmal Stromberg und bin stolz wie Bolle und dann glaubt mir das keiner. Und auch Herr Herbst meinte nur: In was für einem Zeitalter leben wir eigentlich. Das können wir nicht auf uns sitzenlassen. Und dann haben wir das Video aufgenommen.
Sals:
Ja, da war ich zunächst überrascht, aber er hat mir direkt erzählt, dass wir ihn „rausgeschmissen“ hätten. Weil ich zuvor lange Zeit im Maklervertrieb u.a. als stellvertretende Leiterin tätig war, wusste ich, dass wir im vergangenen Jahr ein Tesla-Sonderkonzept mit Stückbeitragsmodell beendet haben – der betroffene Vertriebspartner konnte die Fahrzeuge entweder umdecken oder weiterhin bei uns versichern, dann aber zu einem höheren Beitrag. Und davon war dann wohl leider auch „Stromberg“ betroffen. Ich habe dann noch versucht, ihn für die Itzehoer zurückzugewinnen. Sein Tesla kommt nun aber aus politischen Gründen weg – aber mit seinem nächsten Fahrzeug kommt er wieder zur Itzehoer, hat er mir fest zugesagt. Notfalls setzt er – mit einem Augenzwinkern - zukünftig auf ein Moped, welches man bei der Itzehoer ja auch bestens versichern kann.
procontra:
Bei der Itzehoer hat er für seine Rückkehr als Stromberg aber nicht recherchiert, um wieder einen Einblick in die Versicherungsbranche zu bekommen.
Sals:
Nein. Aber er hat wohl mehrere Tage in einem Großraumbüro der Zurich in Köln „hospitiert“. Trotzdem habe ich ihn natürlich herzlich in den hohen Norden eingeladen.
procontra:
Christoph Maria Herbst war ja jüngst auch von der Roland Versicherung eingeladen worden, um sich ein aktuelles Bild von der Versicherungswirtschaft machen zu können. Hat sich die Branche in der Zeit, seit der letzte Stromberg-Film herauskam (2014) wirklich stark gewandelt?
Sals:
Da passiert in den letzten Jahren wirklich viel und die Versicherungsbranche ist auf vielfältige Weise im Wandel. Trotzdem habe ich da als eine der immer noch wenigen Frauen in der IT oder im Vertrieb, natürlich meine ganz persönliche Sicht darauf. Als junge Frau findet man sich schon in so manchem Stromberg-Moment wieder:Da heißt es dann auf Veranstaltungen: „Oh, das ist ja total spannend, dass die Itzehoer auch Frauen mitbringt“ oder nach Abschluss des Projektes kommt das Lob „für eine so junge Frau wie dich eine überraschend positive Leistung im Projekt!“. Auch wurde ich früher gerne mal gefragt, ob ich noch Kaffee bringen kann, weil ich zwischen den Männern als einzige Frau auch mal für die Sekretärin oder Servicekraft gehalten wurde. Das mag auch daran liegen, dass ich sehr jung schon in Führungspositionen war. Ein Mann mittleren Alters wird die Situation in der Versicherungsbranche womöglich ganz anders schildern, aber ich als Frau erlebe sehr häufig echte Stromberg-Momente. Darüber haben wir uns daher auch recht offen ausgetauscht. Trotzdem hat sich natürlich sehr viel getan seit dem letzten Stromberg Film. Ich denke auch, dass wir auf einem sehr guten Weg sind und das oftmals leider immer noch schlechte Image der Versicherungsbranche schon längst nicht mehr zeitgemäß ist.
procontra:
Was viele freuen wird: Im Herbst dieses Jahres kehrt Stromberg ja ins Kino zurück. Haben Sie auch über den kommenden Film gesprochen? Und: Wird der überhaupt wieder in der Versicherungsbranche spielen? Am Ende des ersten Teils war Stromberg schließlich aus der Capitol Versicherung geflogen und hatte bei der SPD angeheuert.
Sals:
Also er hat mir geraten, den Film unbedingt anzuschauen: Es geht auf jeden Fall wieder um Versicherungen. Sonst hat er aber nichts zum Film verraten, außer dass die Dreharbeiten beendet sind und es ihm eine große Freude war nach so langer Zeit mit dem Team wieder am Set zu sein.
procontra:
Ist sich Herr Herbst eigentlich über den hohen Stellenwert, den er in der Branche genießt, bewusst?
Sals:
Ich glaube, es hat ihn schon überrascht, dass Stromberg auch jetzt noch so geliebt wird. Aber was die Menschen in der Branche über ihn denken, zeigt glaub ich auch die Reaktionen auf mein Video. Das haben sich über 32.000 Menschen angeschaut und viele von denen kommentiert – und wirklich jeder der Kommentare war positiv und hat die spontane Begegnung gefeiert. Das habe ich wirklich selten erlebt und damit habe ich auch nicht gerechnet.