So lief das Geschäftsjahr 2023

Die Bayerische zieht Bilanz: mehr Wachstum, weniger Gewinn – und ein Sorgenkind

Die Bayerische hat am Donnerstag ihre Bilanz 2023 präsentiert. Als großes Sorgenkind im Kompositbereich entpuppt sich die Kfz-Sparte, für die jetzt eine Lösung gefunden wurde.

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16:07 Uhr | 11. Juli | 2024
Vorsand von die Bayerische: Martin Gräfer, Dr. Herbert Schneidemann, Thomas Heigl (v.l.n.r.)

Der Vorstand von die Bayerische: Martin Gräfer, Dr. Herbert Schneidemann, Thomas Heigl (v.l.n.r.)

| Quelle: die Bayerische

Stark im Sturm – mit diesen Worten leitet die Bayerische den Bericht über ihre Jahresbilanz 2023 ein. Beginnen wir zuerst mit dem Sturm, sprich mit dem Rückgang bei den Kapitalanlagen von rund 4 auf 3,8 Milliarden Euro und dem Jahresüberschuss-Rückgang der Muttergesellschaft von 4,1 auf 1,2 Millionen Euro.

Als Hauptgrund hierfür gibt der Versicherer Abschreibungen auf immobiliennahe Investments an. Auch eine Beteiligung in zweistelliger Höhe an der pleitegegangenen Signa Holding von René Benko spiele hier mit rein, war auf Nachfrage zu erfahren.

"Aufgrund unserer Finanzstärke waren wir aber in der Lage, alles auf null abzuschreiben, so dass wir hier keine Hypothek für die Zukunft haben", stellt Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Versicherungsgruppe, gegenüber procontra klar. Als einer der wenigen Marktteilnehmer verfüge die Bayerische weiterhin über positive Bewertungsreserven und bleibe finanziell überdurchschnittlich robust aufgestellt.

Kfz-Sparte wird zum Sorgenkind

Stürmische Zeiten, um im Bild zu bleiben, weist die Bilanz auch für die Kfz-Sparte der Bayerischen aus. Sie gehört mit einem Bestand von rund 100.000 Pkw zu den großen Sorgenkindern im Komposit-Bereich. Wie andere Versicherer auch leidet die Bayerische hier unter den enorm angestiegenen Kosten für Ersatzteile oder Reparaturen. Die Combined Ratio liegt nach Unternehmensangaben gegenwärtig bei 120 Prozent. „Um die Profitabilität zu steigern, haben wir uns deshalb für eine strategische Partnerschaft mit einem Rückversicherer entschieden“, so Herbert Schneidemann.

Wachstumsrekord gegen den Markttrend

Kommen wir nun zu den "starken" Bilanzzahlen. Demnach gewinnt die Bayerische in allen Sparten deutlich an Marktanteilen. In der Sparte Leben verzeichnet die Versicherungsgruppe einen Anstieg der gebuchten Beiträge um gut 19 Prozent auf rund 690 Millionen Euro, im Komposit-Bereich erzielt sie mit gebuchten Beiträgen in Höhe von 225 Millionen Euro ein Wachstum von 11 Prozent und die Zahl der Kunden steigt um 1,3 Prozent auf 1.081.000.

Im Neugeschäft Lebensversicherung knackt die Bayerische mit rund 1,7 Milliarden Euro Beitragssumme sogar einen neuen Wachstumsrekord und legt im Vergleich zum Vorjahr um 31,4 Prozent zu. Die gebuchten Leben-Bruttobeitragseinnahmen steigen um 19 Prozent, während der Markt ein Minus von 5,2 Prozent hinnehmen muss.

"Mit dem Ergebnis zeigen wir, dass sich unsere innovativen Vorsorge- und Biometrie-Lösungen auch in einem insgesamt schrumpfenden Markt durchsetzen und Marktanteile gewinnen konnten", freut sich Herbert Schneidemann.

Run-Off-Comeback als Vorbild für die Branche

Eine weitere Steigerung der Marktanteile erhofft sich die Bayerische durch das am 1. Juli vollzogene Comeback der Muttergesellschaft aus dem internen Run-Off. Die "Bayerische Beamten Lebensversicherung" hatte im Jahr 2009, vor dem Hintergrund der großen Herausforderungen der weltweiten Finanzkrise, das Neugeschäft eingestellt (wir berichteten).

Ab sofort vertreibt die Bayerische ihr LV-Neugeschäft damit wieder über zwei Gesellschaften, die ehemalige Konzernmutter, die jetzt unter dem Namen "BY die Bayerische Vorsorge Lebensversicherung" auftritt, und die Tochtergesellschaft "BL die Bayerische Lebensversicherung".

Unterschiedliche Schwerpunkte

Die beiden Lebensversicherer sollen mit unterschiedlichen Schwerpunkten am Markt agieren: Die Konzernmutter BY soll sich auf die Absicherung biometrischer Risiken wie zum Beispiel Berufsunfähigkeit spezialisieren, während sich die Konzerntochter BL gemeinsam mit dem Investment Manager Pangaea Life auf nachhaltige Altersvorsorgeprodukte konzentrieren soll.

"Ich glaube, dass wir mit dem Run-Off-Comeback ein Stück Versicherungsgeschichte geschrieben haben", sagt Schneidemann. "Damit könnten wir auch ein Vorbild für andere Gesellschaften werden."

Mit der Wiederaufnahme des Neugeschäftes wolle die Bayerische auch wieder mehr Liquidität in ihre Muttergesellschaft bekommen und neue Mitglieder gewinnen, so der Vorstandsvorsitzende zu procontra.