Element-Insolvenz: 11.000 Forderungsanmeldungen und 1 Klage
Am Dienstag fand vor dem Amtsgericht Charlottenburg die erste Gläubigerversammlung der Element Insurance AG statt. In dem nicht öffentlichen Termin informierte Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Friedemann Schade, von der Kanzlei BRL, die Gläubiger über den aktuellen Stand sowie den weiteren Verlauf des am 1. März 2025 eröffneten Insolvenzverfahrens.
Das Insolvenzverfahren wurde am 1. März eröffnet und hat damit ein kleines Beben in der Versicherungsbranche ausgelöst. „Es ist seit Inkrafttreten der Insolvenzordnung im Jahr 1999 auch das erste Versicherungsunternehmen dieser Größenordnung, das im Rahmen eines Insolvenzverfahrens abgewickelt werden muss,“ erklärt Insolvenzverwalter Schade.
Mit der Insolvenz endete der Versicherungsschutz für den Großteil der 320.000 Verträge mit Ablauf des 1. Aprils. Eine gesonderte Kündigung musste nicht ausgesprochen werden. Obwohl die Element Insurance AG bei vielen Versicherten bis zur Insolvenz fast unbekannt war, steckt sie unwissentlich in vielen Verträgen mit drin – dort wo das Unternehmen Risikoträger ist – ein bunter Strauß: Dies sind unter anderem Versicherungen aus den Bereichen Unfall, Haftpflicht, Hausrat, Wohngebäude und Rechtsschutz. Aber auch bei Fahrradversicherungen, Tierkrankenversicherungen, Kfz-Garantieversicherungen, Garantieverlängerungsversicherungen und Handy-Schutzbriefen trat Element Insurance direkt oder im Hintergrund als Versicherer auf. Deshalb häufen sich auch die Forderungsanmeldungen beim Insolvenzverwalter.
11.000 Forderungsanmeldungen und es werden mehr
In den ersten sechs Wochen des Insolvenzverfahrens sind über 11.000 Forderungsanmeldungen eingegangen. Der Insolvenzverwalter rechnet in den kommenden Wochen mit einer weiterhin hohen Anzahl von Anmeldungen. Die vom Insolvenzgericht gesetzte Frist zur Forderungsanmeldung läuft noch bis Ende Mai 2025.
Insolvenzverwalter Friedemann Schade berichtete den anwesenden Gläubigern, dass unmittelbar nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens alle im Unternehmen namentlich bekannten Versicherungsnehmer per Post informiert und aufgefordert wurden, ihre Forderungen anzumelden.
Dazu hat der Insolvenzverwalter unter www.element-insolvenz.de ein Online-Informations- und Anmeldeportal eingerichtet. Dort finden Betroffene ausführliche weitere Informationen zum Insolvenzverfahren und Gläubiger können ihre Forderungen direkt online anmelden. „Darüber ist trotz der hohen Anzahl betroffener Vertragspartner eine geordnete und verbraucherfreundliche Möglichkeit zur Anmeldung der Insolvenzforderungen sichergestellt,“ sagt Insolvenzverwalter Friedemann Schade zuversichtlich. Daneben wurde für die Anfragen der Element-Kunden ein Call-Center eingerichtet.
Erstes Gerichtsverfahren gegen einen ehemaligen Partner
Da Element in der Vergangenheit sowohl die Vertragsbetreuung als auch häufig die Schadenregulierung bei Partnerunternehmen beauftragt hatte, ist ein Schwerpunkt des Insolvenzverfahrens, diese Leistungen auch für die Zukunft sicherzustellen. „Ich habe dazu bereits mit den meisten Partnerunternehmen schnell und konstruktiv entsprechende Verträge abschließen können,“ so Schade.
In einem Fall weigert sich das Partnerunternehmen bislang, seine Verpflichtungen gegenüber Element und deren Kunden zu erbringen, obwohl es dazu auch nach der Insolvenz verpflichtet ist. Hier macht der Insolvenzverwalter die Ansprüche von Element nun in einem Rechtsstreit vor dem Landgericht Düsseldorf geltend. Den Namen des Partners nennt Schade nicht.
Als Versicherungsunternehmen hatte Element ein Sicherungsvermögen nach § 125 Versicherungsaufsichtsgesetz (VAG) zu bilden. Auf dieses Sicherungsvermögen haben alle Schadengläubiger einen vorrangigen Anspruch vor den sonstigen Gläubigern im Insolvenzverfahren. Sollte das Sicherungsvermögen zur vollständigen Regulierung aller Schäden nicht ausreichen, werden die Ansprüche quotal bedient.
Geordneter Prozess steht im Vordergrund
„Im Mittelpunkt meiner Tätigkeit steht seit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens die zeitnahe Abrechnung der beendeten Versicherungsverträge und die Organisation der weiteren Schadenregulierung“, sagt Schade. Dazu führt der Insolvenzverwalter das Unternehmen mit einem Großteil der Beschäftigten in den kommenden Monaten weiter fort.