Embedded Insurance

Ergo verpartnert sich mit O2

Embedded Insurance ist aus Sicht der Versicherer vielversprechend: Man erhofft sich hohe Margen und niedrige Kosten. Nun gibt die Ergo eine Kooperation mit dem Telekommunikationsdienstleister O2 bekannt, die Millionen Kunden betrifft.

Author_image
14:08 Uhr | 06. August | 2024
Geschäft des Mobilfunkanbieters O2

O2-Kunden sollen künftig Versicherungen der Ergo schnell abschließen können.

| Quelle: Leon Neal / Staff

Die Ergo bläst zur Embedded-Insurance-Offensive. Wie der Versicherer am Dienstag mitteilte, habe man eine Partnerschaft mit dem Telekommunikationsanbieter O2-Telefónica sowie Telefónica Insurance geschlossen. Kunden von O2 – laut Unternehmensangaben betreute O2 zum Jahresende hierzulande 45 Millionen Mobilfunkanschlüsse – sollen ab diesem Mittwoch mit wenigen Klicks über die O2-Homepage Zusatzversicherungen abschließen können. Die Abrechnung erfolgt dann über ihre O2-Rechnung.

Das erste Angebot an die Kunden ist eine Mobilitätsversicherung namens „O2 Care Mobility“. Sie soll greifen, wenn ein geliehenes Fahrzeug liegenbleibt oder das Fahrrad eine Panne hat. Zusätzlich erhalten die Kunden rund um die Uhr telefonische Unterstützung sowie die Möglichkeit, bei sogenannten Shared-Mobility-Angeboten für Autos, E-Bikes oder Scootern, ihren Selbstbehalt zu reduzieren. Für die Police wird ein Preis von 4,99 im Monat aufgerufen, zudem besteht eine zwölfmonatige Mindestvertragslaufzeit.

Im Herbst wird unter dem Namen „2 Care Travel“ eine Auslandskrankenversicherung als zweites Angebot auf den Markt gebracht, die für Einzelpersonen, aber auch Familien abgeschlossen werden kann. Zudem hat der Versicherer zwei weitere Produkte in Planung, über die er zum jetzigen Zeitpunkt jedoch keine Angaben machte.  

„Embedded Insurance ist eine der dynamischsten Entwicklungen, die wir aktuell auf dem digitalen Versicherungsmarkt sehen. Sie ermöglicht es, traditionelle Versicherungspolicen mit modernster Technologie und digitalen Dienstleistungen zu verknüpfen“, begrüßte Mark Klein, Chief Digital Officer der Ergo Group, die neue Partnerschaft.

Warum Embedded Insurance für die Versicherer reizvoll ist

Embedded Insurance bedeutet für den Versicherer, sich in bestehende Vertriebsprozesse zu integrieren. „Versicherern bietet Embedded Insurance die Chance zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein“, heißt es hierzu in einer Studie des Digitalverbands Bitkom. Wer gerade ein Fahrrad kauft, ist zu diesem Zeitpunkt eher bereit, gleich auch eine Versicherung hierfür abzuschließen, so die Hoffnung.

Zudem gelte Embedded Insurance bei vielen Versicherern noch als „Blue Ocean“ – als Markt ohne viel Wettbewerb, schrieb im vergangenen Jahr procontra-Kolumnist Justus Lücke. In einem zunehmend umkämpften Markt mit immer kleineren Margen verspricht Embedded Insurance grenzenlose Glückseligkeit: üppige Margen mit wenig Aufwand und ohne lästige Konkurrenz, so Lücke.

Aus Sicht der Ergo ist das Potenzial enorm. Der Versicherer verweist auf eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey, laut der allein im Bereich Schaden/Unfall bis 2030 mehr als 30 Prozent aller Prämien im weltweiten Privatkundengeschäft über entsprechende Ökosysteme vertrieben werden.

Ob diese Prognose wirklich eintritt? Einige bestehende Kooperationen bleiben offenbar deutlich hinter den Erwartungen zurück. So gab Ikea beispielsweise 2020 bekannt, künftig Hausrat- und Haftpflichtversicherungen über seine Homepage anbieten zu wollen – zumindest in der Schweiz und in Singapur. Danach wurde es still um das Projekt. Anfragen von procontra, wie viele Versicherungen auf diese Weise an den Kunden gebracht wurden, blieben in der Vergangenheit unbeantwortet. Marktexperten gaben gegenüber procontra jedoch zu verstehen, dass die Zahl der Abschlüsse sehr überschaubar ausfalle.