Gesundheitsfragen in der BU: Makler kritisieren Verständlichkeit
Was Sie erfahren werden
Warum unklare Gesundheitsfragen von Versicherern für Frust bei Maklern sorgen
Wie unklare Abfragezeiträume Verwirrung stiften können
Warum weniger BU-Anfragen an Versicherer oft die bessere Strategie ist
Um auszuloten, bei welchem Versicherer ihre Kunden den besten Berufsunfähigkeitsschutz (BU) zu den besten Bedingungen erhalten würden, stellen BU-Makler gern sogenannte anonyme Risikovoranfragen. Dabei gehen manche nicht besonders sorgfältig vor, was oft zu Rückfragen, Verzögerungen und unnötigen Absagen führt. Dasselbe gilt für offizielle BU-Anträge.
Aber Frust herrscht auch auf Vermittlerseite, denn gerade bei den Gesundheitsfragen ist es um die Kommunikation vieler Gesellschaften offenbar nicht zum Besten bestellt.
Versicherungsmakler und BU-Experte Matthias Helberg kritisiert zum Beispiel die Fülle an Fragestellungen, oft gespickt mit verwirrenden Einschränkungen nach Untersuchungen, Behandlungen und Beratungen. „Wenn ein Versicherer wissen möchte, ob die zu versichernde Person in den letzten fünf Jahren Praxiskontakt mit einem Arzt oder Therapeuten hatte, könnte er das doch genauso fragen“, meint Helberg. Das mache er aber nicht. Stattdessen würden zehn bis zwanzig verschiedene Gesundheitsfragen gestellt.
Unklare Fragen und Zeiträume
Auch die Aufzählung von Beispielerkrankungen zu jeder Frage könne schnell in die Irre führen, wenn nur besonders schlimm klingende Erkrankungen aufgezählt würden. Manche Kunden bekämen dann den Eindruck, um andere, weniger wichtige Erkrankungen ginge es bei der Frage nicht. Helberg: „Es gibt also eine gewisse Diskrepanz zwischen dem, was ein Versicherer eigentlich gerne wissen möchte, wie er dazu seine Frage formuliert und wie die bei Kunden oder uns Vermittlern ankommt.“
Immerhin beobachtet Helberg eine „gewisse Tendenz einiger Versicherer, gezielter zu fragen" – indem sie etwa darauf hinwiesen, welche Krankheiten oder Untersuchungen nicht genannt werden müssten oder indem sie die Fragen spezifisch nur auf die häufigsten BU-Ursachen ausrichteten.
Zu Problemen komme es daneben auch immer wieder, wenn bei den Gesundheitsfragen nicht klar erkennbar sei, um welche Abfragezeiträume es gehe, und dass nicht etwa Kalenderjahre, sondern taggenaue Zeiträume gemeint seien. Auch hier sei eine bessere Struktur und Kommunikation vonnöten.
Warum Tools mit Vorsicht zu genießen sind
Auch BU-Makler Tobias Bierl hat so seine Erfahrungen mit den Fragestellungen der Versicherer, die manchmal großen Interpretationsspielraum ließen – wenn etwa allgemein nach Krankheiten oder Beschwerden gefragt werde.
Kritisch sieht Bierl auch Risikoprüfungstools, da diese härter votierten als ein menschlicher Risikoprüfer mit Weitsicht. Dieser könne sich ein Gesamtbild machen und auch mal das Bauchgefühl und seine Erfahrungen in eine Entscheidung einbeziehen.
In der Praxis sei es auch wenig zielführend, Risikovoranfragen an möglichst viele Versicherer zu verschicken. „Wir fragen selten mehr als drei oder vier Anbieter an“, so Bierl. „Dadurch nehmen uns die Gesellschaften weiterhin ernst – und ein Risikoprüfer schaut sich den Vorgang vielleicht noch einmal genauer an.“
GDV: Mehrheit der Anträge wird bewilligt
Laut dem Branchenverband GDV wird übrigens die Mehrheit an BU-Anträgen nach der Gesundheitsprüfung durch die Versicherer bewilligt – und das meist ohne Zuschläge oder Leistungsausschlüsse. Nur in drei Prozent der Fälle werde ein Zuschlag auf die Prämie erhoben. Etwas häufiger, in zehn Prozent der Fälle, schließe der Versicherer bestimmte Leistungsfälle von der Leistungspflicht aus. Typisches Beispiel ist hier eine chronische Vorerkrankung. Lediglich drei Prozent aller Anträge auf Versicherungsschutz müssten die Unternehmen ablehnen. Häufigster Grund laut GDV: ein zu hohes oder nicht kalkulierbares Risiko.