Assekurata LV-Marktausblick

Höchstrechnungszins: So könnten Versicherer jetzt reagieren

Mit der Anhebung des Höchstrechnungszinses können Versicherer im nächsten Jahr attraktivere LV-Produkte konzipieren. Für den aktuellen Vertrieb müssen allerdings Lösungen gefunden werden, stellt Assekurata im Rahmen ihres aktuellen „Marktausblicks Lebensversicherung“ fest.

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14:06 Uhr | 18. Juni | 2024
Anhebung Höchstrechnungszins: So könnten Versicherer reagieren

Der Vertrieb von Lebensversicherungsprodukten in diesem Jahr muss bereits jetzt auf die Anhebung des Höchstrechnungszinses ab 2025 reagieren.

| Quelle: shapecharge

Wenn zum 1. Januar 2025 der Höchstrechnungszins von aktuell 0,25 Prozent auf 1 Prozent angehoben wird, gibt es neue Argumente für den Abschluss einer Lebensversicherung. „Dadurch gewinnen Lebensversicherer mehr Spielraum bei der Kalkulation, da sich durch den erhöhten Rechnungszins die erforderliche Deckungsrückstellung für garantierte Leistungen verringert“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, im Rahmen der Präsentation des Assekurata „Marktausblicks Lebensversicherung 2024/25“. „Dies ist die erste Erhöhung des Höchstrechnungszinses seit 30 Jahren und somit eine völlig ungewohnte Situation für die Lebensversicherer, die zwischenzeitlich immer nur auf Absenkungen reagieren mussten“, so Heermann.

Die Assekurata-Experten erwarten hier, dass Lebensversicherer darauf reagieren und zum Beispiel höhere Leistungen in der Anspar- und Rentenphase einkalkulieren. Die Produkte werden damit für die Kunden attraktiver. Allerdings könnte die Aussicht auf die besseren Konditionen im kommenden Jahr die Vertriebe der Versicherer im laufenden Jahr vor Schwierigkeiten stellen. Die Herausforderung besteht laut Herrmann darin, „den Übergang zu gestalten und überzeugende Argumente für den Vertragsabschluss 2024 zu finden, ohne dass sich Kunden gegenüber einem Abschluss 2025 benachteiligt fühlen.“

Ein Optionsrecht auf automatische Umstellung zu den verbesserten Konditionen könnte hier ein Weg sein. Welche Ideen hier die Versicherer entwickeln, bleibt abzuwarten. Auch bei der Riester-Rente könnte eine leichte Belebung stattfinden, zumindest bei einigen Anbietern. (Dazu berichteten wir bereits hier.)

Neben dem Höchstrechnungszins beeinflussen auch die sinkende Inflation, die jüngste Zinssenkung der Europäischen Zentralbank und der Abbau der Zinszusatzreserve die Stimmung der Versicherer. Von höheren Zinsen und der Auflösung der Zinszusatzreserve profitieren sie und stille Lasten sowie abfließende Einmalbeiträge belasten eher. Auch deshalb wirkt sich der Zinsaufschwung verspätet auf die Nettoverzinsung der Kapitalanlagen aus, die derzeit unter dem Marktzins liegt.