Die deutschen InsurTechs schaffen es weiterhin nicht, profitabel zu arbeiten – zumindest bezogen auf den Bereich der Neoversicherer. Zu diesem Ergebnis kommt das Finanzmagazin Finance FWD in seiner aktuellen Auswertung. Betrachtet wurden dabei die jüngst veröffentlichen Geschäftszahlen für das Jahr 2022 der Unternehmen Lemonade Europe, Luko (vormals Coya), Getsafe, Neodigital, Element und Ottonova. Also InsurTechs, die von Anfang an oder im Laufe ihres Entwicklungsprozesses eine eigene BaFin-Lizenz als Versicherer erhalten haben.
Dem Bericht zufolge kamen die genannten Unternehmen im Geschäftsjahr 2022 auf folgende gebuchte Prämieneinnahmen. In Klammern dahinter steht jeweils das versicherungstechnische Ergebnis. Demnach liegt die Schadenkostenquote bei allen Unternehmen über 100 Prozent (für Lemonade Europe liegen keine Zahlen vor):
Bei Betrachtung der Getsafe-Zahlen gilt es zwar zu beachten, dass das Unternehmen bereits deutlich höhere Prämieneinnahmen für seine Produkte mit anderen Risikoträgern, in Deutschland der Munich Re, erzielt hat. Die hier dargestellten Zahlen beziehen sich somit nur auf das Geschäft über die eigene Versicherungslizenz. Zudem ist bei vielen Unternehmen eine positive Entwicklung in Sachen Profitabilität erkennbar.
Dennoch wird beim Anblick dieser Zahlen schnell klar, dass die InsurTechs nicht so disruptiv auf die deutsche Versicherungsbranche wirken, wie sie es, zumindest einige, bei ihrem Markteintritt haben verlauten lassen. Das bestätigte kürzlich auch eine Auswertung des GDV, die sich auf die Geschäftsentwicklung der sieben vorhandenen Nicht-Leben-Neoversicherer in den Jahren 2017 bis einschließlich 2021 bezieht. Deren Beitragseinnahmen betrugen in 2021 rund 50 Millionen Euro, was im Nicht-Leben-Geschäft einen Marktanteil von 0,03 Prozent bedeutete. Mit Blick auf die hier aufgezählten Neoversicherer ist zwar ein Aufwärtstrend erkennbar. Deutlich gewachsen ist ihr Marktanteil aber auch im vergangenen Jahr nicht.
Noch nicht veröffentlicht sind die Geschäftszahlen 2022 des Neoversicherers Wefox. Das Unternehmen, das im vergangenen Jahr unter anderem den weltweit höchsten Einzelinvestorendeal im InsurTech-Bereich (400 Millionen US-Dollar) einsacken konnte, steht seit geraumer Zeit in der Kritik für seine Geschäftsstrategie. Vor dem Hintergrund, dass bei den weltweiten Investoren im Rahmen der Zinswende das Kapital nicht mehr so locker sitzt, mehren sich die Anzeichen, dass Wefox an allen Ecken und Enden sparen möchte, um schnellstmöglich profitabel zu werden.