GDV-Prognose für 2040

PKV wächst, Lebensversicherung schrumpft

Die demografische Entwicklung hierzulande hat verschiedene Auswirkungen auf den Vertrieb von Versicherungsprodukten. Der schwächelnden Lebensversicherung könnte vor allem erhöhte Zuwanderung helfen, zeigt eine Studie.

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16:10 Uhr | 13. Oktober | 2023
PKV wächst, Lebensversicherung schrumpft

Auf immer weniger Erwerbstätige kommen in Deutschland immer mehr Rentner. Das hat auch Auswirkungen auf den Vertrieb von Versicherungen.

| Quelle: FredFroese

Deutschlands Bevölkerung wird immer älter; auf eine schrumpfende Anzahl Erwerbstätiger kommen immer mehr Rentner. Dieses Fazit der demografischen Entwicklung ist hinlänglich bekannt, doch welche Auswirkungen hat das konkret auf die Konjunktur in der Versicherungswirtschaft? Dieser Frage ist der GDV im Rahmen einer Studie nachgegangen, die das International Center for Insurance Regulation (ICIR) für ihn durchgeführt hat.

Überraschen dürfte dabei auf den ersten Blick, dass trotz dieser Entwicklung die Prämieneinnahmen der Versicherer bis ins Jahr 2040 unter dem Strich steigen werden. Im Vergleich zu heute inflationsbereinigt um zehn Prozent, so das Fazit der Studienautoren. Damit verbunden wäre auch eine insgesamt wachsende Bedeutung der Versicherungswirtschaft. „Der Anteil der Versicherungsprämien am Bruttoinlandsprodukt wird voraussichtlich von 4,1 auf 4,7 Prozent klettern“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Als Motor für diesen Trend macht die Studie die private Krankenversicherung aus, zu der in diesem Fall neben der privaten Pflegeversicherung auch Unfall- und Berufsunfähigkeitsversicherungen gezählt werden. „Die Zahl der älteren Menschen steigt. Und sie leben auch immer länger. Damit wächst der Bedarf an Pflege und medizinischer Betreuung und den entsprechenden Absicherungslösungen“, sagt Asmussen. So gehen die Wissenschaftler allein durch den demografischen Wandel bis 2040 von fast 60 Prozent Beitragswachstum in diesem Bereich aus.

Lebensversicherung schwächelt

Allerdings würden in dem Szenario nicht alle Sparten gleichermaßen wachsen. In der Lebensversicherung geht man von einer Reduzierung um fünf Prozent bis 2040 aus. Davon betroffen sind private Rentenversicherung, kapitalbildende Lebensversicherung und Risikolebensversicherung. Während innerhalb dieser Sparte allerdings die Kapitalbildende nahezu komplett an Bedeutung verliert, steigt die Nachfrage nach privaten Rentenversicherungen um 40 Prozent.

Dieses „mittlere Szenario“ kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst und verändert werden. „Sollte das Renteneintrittsalter beispielsweise an die steigende Lebenserwartung gekoppelt werden, würde sich der alterungsbedingte Prämienrückgang im Lebensbereich auf circa drei Prozent abschwächen“, sagt Alexander Ludwig, Leiter des ICIR und Mitautor der Studie. Er und sein Team haben ein Prognosemodell geschaffen, das sowohl die Entwicklung der Bevölkerung und der Einkommen berücksichtigt als auch die Änderungen im Nachfrageverhalten – basierend auf der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes, die zuletzt 2018 erhoben wurde. Das Jahr dient deshalb auch als Basis für die Untersuchung. 

Unrealistische Annahmen?

Aber ist es nicht problematisch, wenn die Studie auf Daten basiert, die außergewöhnliche und einschneidende Entwicklungen nicht mit einbezieht? Beispielsweise die enorme Inflation der aktuellen Jahre, die durch den Ukraine-Krieg stark gestiegene Zuwanderung nach Deutschland und das durch die schnelle Zinswende gesunkene Geschäft der Lebensversicherer.

Der GDV erklärt hierzu auf procontra-Nachfrage, dass die Studie ausschließlich den Einfluss der Demografie behandle, aber keine Änderungen im Nachfrageverhalten der Menschen. Was jedoch eine Rolle spiele, sei eine erhöhte Migration, zum Beispiel in Folge des Ukraine-Kriegs, sagte ein GDV-Sprecher. In der Studie habe man deshalb auch ein Szenario mit erhöhter Migration (Nettozuwanderung: 350.000 Personen pro Jahr) berechnet, welches das Basis-Szenario (245.000 Personen) übersteigt. Ergebnis: Eine erhöhte Migration würde unter anderem dafür sorgen, dass die Beitragsrückgänge in den betroffenen Sparten weniger stark ausfallen würden.