Vertriebs-Coach Marc Galal warb ohne Einverständnis mit Axa- und Generali-Logos
Marc Galal inszeniert sich gern. Sei es auf der großen Bühne mit Lichteffekten und Musik vor tausenden Teilnehmerinnen und Teilnehmern an seinen Coaching-Seminaren. Oder im schicken Anzug auf Social Media, wo ihm kanalübergreifend schon über 300.000 Profile folgen. Stets soll das bestmögliche Bild des Life & Business Mentors, wie er sich selbst bezeichnet, erzeugt werden. Schließlich verkauft er die Hoffnung auf Erfolg und Reichtum. Für kleines Geld kann man diese zum Beispiel aus seinen Büchern erlangen. Wer mehr ausgeben möchte, kann aber auch für mehrere hundert oder mehrere tausend Euro ein Seminarticket bei ihm kaufen. Insgesamt will er so schon rund 2,8 Millionen Menschen erreicht haben.
Auch in der Versicherungsbranche, speziell unter Vermittlern, ist Marc Galal kein Unbekannter. Denn Verkäufer besser zu machen, ist eine seiner größten Versprechungen. „Vom Verkäufer zum Millionär“ heißt eines seiner Seminare, „Richtig verkaufen in der Krise“ ein anderes. Doch warum sollte man sich bei der heute stark boomenden Coaching-Szene gerade für ihn entscheiden?
Um neue Seminarteilnehmer beziehungsweise Kunden von sich zu überzeugen, helfen namhafte Reputationen. Wer beispielsweise die Axa oder die Generali zu seinen Kunden zählt, muss ein verdammt guter Coach sein, dürften sich einige Besucher von Galals Internetseite marcgalal.com gedacht haben. Dort hatte er die Logos der beiden großen Versicherer unter der Überschrift „Kunden“ aufgeführt – neben anderen namhaften Konzernen wie zum Beispiel den Autobauern Renault und Toyota, dem Sportartikelhersteller Adidas oder der Schuhhandelskette Deichmann. Das belegen Screenshots, die procontra von älteren Versionen der Internetseite mit Stand Dezember 2023 anfertigen konnte (siehe unten). Mittlerweile sind die als Kundenreferenzen genutzten Logos von Galals Webseite verschwunden.
„Keine Geschäftsbeziehung mit Galal“
Ebenfalls nicht mehr sichtbar ist dort eine lange Liste von Firmen, die Galal unter der Überschrift „Alle Kunden, die Marc gecoacht hat“ platziert hatte. Screenshots dieser Liste vom Webseitenstand Dezember 2023 liegen der procontra-Redaktion ebenfalls vor. Neben weiteren großen Konzernen fanden sich darin auch noch mehrere Versicherungsunternehmen. Konkret waren das Continentale, Generali Lloyd (eine frühere Marke, heute unter Generali Deutschland), Gothaer, R+V, Stuttgarter sowie der Allfinanzberater MLP.
Überraschenderweise wussten jedoch fast alle dieser Unternehmen gar nichts von ihren Coaching-Erfahrungen mit Marc Galal oder seiner Marc Galal GmbH. Auf die Verwendung ihres Firmenlogos angesprochen antwortete uns ein Axa-Sprecher: „Bei der Axa Konzern AG liegen keinerlei Informationen über eine Geschäftsbeziehung mit dem genannten Unternehmen vor. Dementsprechend haben wir eine Löschung der angesprochenen Erwähnungen gefordert.“ Und die Generali Deutschland erklärte gegenüber procontra, dass man die Marc Galal GmbH im Februar 2024 darauf hingewiesen habe, ihre Logos von der Website zu entfernen, sofern keine Berechtigung dafür vorliege.
Versicherer forderten den Coach zur Löschung auf
Eine Gothaer-Sprecherin sagte auf procontra-Nachfrage, das Unternehmen sei im Mai 2024 auf die Marc Galal GmbH zugegangen und habe die Löschung des Firmennamens als Referenz verlangt. Die Löschung sei dann auch umgehend von der Marc Galal GmbH umgesetzt worden. Auf unsere Nachfrage, ob jemals eine Geschäftsbeziehung zwischen Marc Galal und der Gothaer bestanden habe, hieß es von Seiten des Versicherers: „Angeblich vor einigen Jahren seitens einer Gothaer Agentur. Das wurde aber nicht weiter vertieft.“
Bei der Stuttgarter habe man Ende April 2024 erfahren, dass der Coach mit dem Versicherer als Referenz wirbt. Daraufhin habe man den Sachverhalt geprüft. „In der internen Prüfung konnten wir keinerlei Beauftragung an oder eine Rechnung von Marc Galal an uns nachvollziehen“, sagte eine Sprecherin der Stuttgarter auf procontra-Nachfrage. Mit diesen Ergebnissen wollte man Marc Galal anschließend kontaktieren, habe dann aber festgestellt, dass der Versicherer bereits nicht mehr auf dessen Internetseite genannt wurde, wodurch man die Angelegenheit als erledigt betrachtete. Zwar habe eine „intensive interne Prüfung“ ergeben, dass innerhalb der Stuttgarter Versicherung keinerlei bekannte Geschäftsbeziehung zu oder Beauftragung von Marc Galal bekannt sei. Dennoch betont die Sprecherin: „Aufgrund vielfältiger vertrieblicher, dezentraler Aktivitäten und Veranstaltungen sowie möglicher Buchungen durch Unterauftragnehmer in dem in Frage kommenden längeren Zeitraum können wir eine Buchung jedoch nicht zu 100 Prozent ausschließen.“
Ähnlich schildert man das Vorgehen bei MLP. Dort habe man nach interner Prüfung keine Zusammenarbeit mit Galal feststellen können. „Wir können aber nicht zu 100 Prozent ausschließen, dass es nicht vielleicht doch einmal eine dezentrale Schulung von einem einzelnen Berater gab“, sagte ein MLP-Sprecher auf procontra-Nachfrage. Nachdem der Allfinanzvertrieb mit der Bitte der Löschung auf Galal zugegangen sei, habe dieser schnell und unkompliziert reagiert und die angebliche Kundenreferenz von seiner Internetseite entfernt.
Kein Kommentar
Die Continentale hat uns auf unsere Anfrage gar nicht geantwortet und die R+V teilte mit, sie wolle auf unsere Anfrage nicht antworten. Anders dagegen die beiden großen deutschen Unternehmen Adidas und Deichmann, bei denen procontra ebenfalls wegen der Logoverwendung angefragt hat. Ein Deichmann-Sprecher erklärte: „Unser Unternehmen stand anscheinend vor mehr als zehn Jahren in Kontakt zu Marc Galal. Es gab aber keine Geschäftsbeziehung, so dass Herrn Galal nie erlaubt wurde, mit uns als Referenz zu arbeiten. Schon damals wurde er aufgefordert, unser Logo nicht weiter zu nutzen. Erneute Hinweise auf eine mögliche Markenrechtsverletzung durch Herrn Galal erreichten uns dann im Februar sowie Mai 2024. Wir haben Herrn Galal daraufhin erneut auf Unterlassung abgemahnt.“ Von Adidas gab es nur die knappe, aber klare Aussage, man habe keine geschäftliche Beziehung zu Marc Galal.
Zu diesen Äußerungen haben wir über den offiziellen Presse- sowie den allgemeinen Info-Kontakt der Marc Galal GmbH angefragt. Insbesondere wollten wir zu den zitierten Unternehmen wissen, auf welcher Grundlage Marc Galal beziehungsweise die Marc Galal GmbH die Logos und Firmennamen als Referenzen benutzt hat und warum diese mittlerweile von der Internetseite entfernt wurden. Außerdem wollten wir von Marc Galal wissen, ob all diese Logo- und Firmennamennennungen auf Missverständnissen basieren oder ob ein System zur Aufwertung seiner angebotenen Dienstleistungen und Produkte dahintersteckt. Auf unsere Fragen erhielten wir jedoch innerhalb des gesetzten Antwortfensters keine Rückmeldung von Marc Galal oder der Marc Galal GmbH.
Anwalt sammelt Galal-Mandate
Ob letztendlich hinter der unerlaubten Verwendung vieler namhafter Firmen ein System oder zahlreiche Versehen stecken, kann nur gemutmaßt werden. In puncto Seriosität stößt man im Netz jedenfalls schnell auf viele lobende Worte für Galal und seine Seminare. Auf seinen Social-Media-Accounts oder seiner Internetseite teilt er Statements von Kunden, die beteuern, der Coach habe sie zu großen Umsatzsteigerungen geführt oder ihnen dabei geholfen, ihre mentale Einstellung zu verbessern.
Doch es gibt auch kritische Stimmen, zum Beispiel auf dem Kundenbewertungsportal Trustpilot. Unter anderem schildern User dort negative Erfahrungen bei Versuchen, gebuchte Tickets für Seminare zu stornieren. Von zahlreichen solchen Fällen in Bezug auf Marc Galal kann auch der Anwalt Severin Riemenschneider berichten. Seine Frankfurter Kanzlei habe in den letzten Monaten zahlreiche Anfragen und Mandate erhalten, die sich um die Rückforderung von teils sogar fünfstelligen Seminargebühren drehen. „Nach unserer Beobachtung stehen die hohen Kosten für einige Coachings in keinem Verhältnis zu der Leistung, die man dafür erhält“, sagte Riemenschneider auf procontra-Nachfrage. Aufgrund der schnellen Zunahme von Galal-Mandaten hat er dazu kürzlich sogar eine eigene Unterseite auf seiner Kanzlei-Homepage angelegt. Ob sich daraus letztendlich auch juristische Schritte gegen den Business-Coach ergeben, bleibt abzuwarten.