Wefox wird sich vom deutschen Versicherungsmarkt zurückziehen. Mehr als diesen Satz gab es in einer Presseerklärung des Insurtechs am vergangenen Freitag nicht zu lesen – zumindest nicht zu diesem Thema. Tatsächlich standen noch viele weitere Informationen in der Erklärung, zum Beispiel betreffend die zukünftige personelle Aufstellung oder der internationalen Märktestrategie von Wefox. Doch wenn nun der komplette Rückzug aus Deutschland, dem Ursprungsland des einst mit 4,5 Milliarden US-Dollar bewerteten Vorzeige-Start-ups, erfolgt, wären ein paar mehr Informationen für Vermittler und Kunden schon wünschenswert gewesen.
Natürlich kommt diese Entscheidung nicht sehr überraschend. Nachdem die Wefox Insurance AG, der Versicherer der Gruppe, zunächst im Frühjahr 2023 das Neugeschäft teilweise eingestellt hatte und sich ab August 2023 auf eine Zukunft als Assekuradeur konzentrieren wollte, wurde im Oktober 2023 bekannt, dass der Versicherer nun auch einen Großteil seiner Bestandsverträge auslaufen lassen will.
Erst die Entscheidung, dann der Plan
Anscheinend ist man damit schon weit gekommen. „Über 99 Prozent der Verträge aus den Sparten Kfz, Haftpflicht und Hausrat, die sich nicht automatisch verlängern, sind bereits ausgelaufen“, teilte ein Wefox-Sprecher jetzt auf procontra-Nachfrage mit. Zudem betonte er, dass der Deutschland-Ausstieg des Unternehmens auch dessen Tätigkeit als Assekuradeur betreffe.
Doch auch diese Antworten fielen sehr knapp aus. Dabei dürfte einige Makler, die Wefox-Kunden betreuen, vermutlich interessieren, ob manche Verträge, die sich automatisch verlängern, weitergeführt werden und falls ja, von welchem Risikoträger? Und ob sie von dem schwankenden InsurTech weiterhin ihre Bestandscourtage erhalten werden und falls ja, bis wann? Und manche Kunden in der Betreuung des Assekuradeurs dürfte vermutlich interessieren, auf welchen Betreuer sie nach der Auflösung des Assekuradeurs umgeschlüsselt werden. Und ganz allgemein wäre es sicher gut zu wissen, wann Wefox welche Aktivitäten hierzulande einstellen wird.
Doch auf diese Nachfragen von procontra antwortete das InsurTech, dass man erst in den nächsten Monaten darüber entscheiden werde, wann und wie diese Vorhaben umgesetzt werden sollen. Das klingt überraschend, da somit anscheinend eine Entscheidung getroffen wurde noch bevor der Plan zu dessen Umsetzung feststeht.
Für Fonds Finanz ist das Thema durch
Aus Sicht von Deutschlands größtem Maklerpool Fonds Finanz muss aber offenbar auch gar nicht mehr viel geplant werden. „Es ist wichtig zu betonen, dass dieser Ausstieg keine unmittelbaren Auswirkungen auf die Vermittler hat, da die meisten Verträge bereits in der Vergangenheit ausgelaufen sind“, sagte Fonds-Finanz-Geschäftsführer Norbert Porazik an diesem Dienstag auf procontra-Nachfrage. Bereits im Herbst letzten Jahres, nachdem bekannt geworden war, dass das InsurTech viele Verträge auslaufen lassen will, hatte Fonds Finanz seinen Partnern ein Webinar angeboten, das bei der Umdeckung der freiwerdenden Wefox-Bestände unterstützen sollte. Laut Porazik sind aber alle für Makler relevanten Schritte bereits abgeschlossen.