So sehr fürchten die Deutschen um ihre Altersvorsorge
Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit bleiben nicht ohne Folgen: Immer weniger Menschen fühlen sich hierzulande „finanziell zuversichtlich“ oder haben Vertrauen in die eigene Altersvorsorge. Das ist ein zentrales Ergebnis des aktuellen Selbstbestimmungsbarometers des Versicherers Swiss Life. Nur 60 Prozent der Bundesbürger schätzen demnach ihre persönliche finanzielle Situation in zehn Jahren positiv ein – im vergangenen Jahr war dies noch bei 64 Prozent der Fall gewesen. Insgesamt sank der sogenannte „Selbstbestimmungswert“ innerhalb eines Jahres von 56 Prozent auf nun 53 Prozent. 2020 hatte der Wert noch bei 63 Prozent gelegen. Für die Analyse des Versicherers wurden im Juni und Juli dieses Jahres rund 1.000 Menschen ab 18 Jahren online befragt.
Die zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen wirken sich auf die Zuversicht der Menschen aus und verändern den Blick auf Finanzthemen.Jörg Arnold, CEO Swiss Life
Swiss Life-CEO Jörg Arnold hat für die Entwicklung folgende Erklärung: „Die zahlreichen wirtschaftlichen Herausforderungen, die uns derzeit in Deutschland begegnen, wirken sich auf die Zuversicht der Menschen aus und verändern den Blick auf Finanzthemen.“ So habe auch die Angst, nicht ausreichend für das Rentenalter vorzusorgen, zugenommen. Nur 46 Prozent der Befragungsteilnehmer, die sich bereits im Rentenalter befinden, gaben an, dass sie ihre Finanzen in zehn Jahren positiv bewerten (2022: 51 Prozent).
Wie die Studie weiter zeigt, befindet sich insgesamt das Vertrauen in die eigene Altersvorsorge auf einem niedrigen Niveau. Lediglich 32 Prozent (2022: 32 Prozent) der Befragten glauben, dass staatliche und private Vorsorge für ein selbstbestimmtes Leben im Rentenalter reichen. Vor allem in der Generation der 18- bis 29-Jährigen schwindet die Zuversicht: So waren 2022 noch 32 Prozent von ihnen von staatlicher Rente und privater Vorsorge überzeugt, in diesem Jahr sank der Wert auf 27 Prozent. Jede vierte Person offenbarte in der Befragung zudem, sich zu spät um die eigene Altersvorsorge gekümmert zu haben und äußert den Wunsch, besser über Finanz- und Vorsorgethemen Bescheid zu wissen.
80 Prozent finden selbstbestimmtes Leben „wichtig“
Dazu passt auch, dass 80 Prozent der Befragten äußern, ein selbstbestimmtes und finanziell unabhängiges Leben „wichtig“ zu finden. Darüber hinaus nennen 52 Prozent Entscheidungsfreiheit und 36 Prozent finanzielle Unabhängigkeit als wichtigste Grundbedürfnisse.
Dementsprechend liefert die Studie auch zum Thema finanzielle Bildung Ergebnisse. So ist der Nachholbedarf in Sachen Finanzwissen bei jüngeren Menschen zwischen 18 und 29 Jahren mit 41 Prozent am stärksten ausgeprägt. Parallel ist aber die Bereitschaft, sich um die eigenen Finanzen zu kümmern, groß: Jede dritte befragte Person gab in der Umfrage an, mehr für „eine gute Altersvorsorge“ sparen zu wollen. Naturgemäß sind Jüngere hier motivierter als Ältere. 46 Prozent der 18- bis 29-Jährigen wollen fürs Rentenalter mehr sparen – bei den Über-65-Jährigen sind es 27 Prozent.
Trotz schwindender „finanzieller Zuversicht“ und sinkendem Vertrauen in die Altersvorsorge endet die Befragung mit einem optimistischen Ausblick: Mit 29 Prozent schauen viele Befragte positiv in die Zukunft – und 40 Prozent der Studienteilnehmer sagen: Sie sind mit ihrem Leben insgesamt „sehr zufrieden“ oder „zufrieden“. Im Vorjahr waren es 41 Prozent.