Risikolebensversicherungen: Rating bemängelt Flexibilität vieler Tarife
Die Risikolebensversicherung (RLV) ist ein Klassiker im Portfolio deutscher Haushalte. Laut dem Analysehaus Franke und Bornberg ist der Gesamtbestand solcher Policen im Jahr 2023 um rund 400.000 auf insgesamt rund 9,9 Millionen Verträge angewachsen. Aber: „Trotz der großen Verbreitung sehen wir bei den Versicherern in den letzten Jahren wenig Ehrgeiz, den gestiegenen Erwartungen von Verbrauchern gerecht zu werden“, kritisiert Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter der Franke und Bornberg GmbH. Die Assekuranz wirke hier erstaunlich ambitionslos.
Als ein Beispiel führt Franke Nachversicherungsgarantien ins Feld. Eine Erhöhung der Versicherungsleistung ohne Gesundheitsprüfung – durch Anlässe wie Heirat, Geburt oder Adoption eines Kindes ebenso wie bei Existenzgründung oder Gehaltsplus – würde den Wünschen vieler Kunden entgegenkommen. „Je flexibler eine Risikoversicherung, umso besser schützt sie in jeder Lebensphase“, erläutert Franke. Deshalb wurde beispielsweise als eines der neuen Bewertungskriterien im Rating die Nachversicherungsgarantie bei Kauf oder Finanzierung einer Immobilie aufgenommen.
Allerdings bewerten die Hannoveraner Analysten Nachversicherungsoptionen ohne Gesundheitsprüfung nicht uneingeschränkt positiv: „Versicherte mit gesundheitlichen Problemen nutzen diese Angebote stärker als gesunde Altersgenossen“, sagt Franke. Damit steige die Wahrscheinlichkeit für mehr risikoreiche Verträge im Bestand. Versicherer müssten bei Nachversicherungsgarantien deshalb stets Augenmaß beweisen.
Weitere wichtige Kriterien für eine gute RLV sind beispielsweise die Verlängerungsoption und die vorgezogene Todesfallleistung. Erstere ermöglicht den Kunden eine Verlängerung der Vertragslaufzeit, wenn beispielsweise die Hypothek noch nicht getilgt ist oder unterhaltsberechtigte Kinder noch im elterlichen Haushalt wohnen. Zweitere garantiert die Zahlung der Versicherungssumme bereits für den Fall, dass eine Lebenserwartung von weniger als zwölf Monaten diagnostiziert wird.
Insgesamt hat Franke und Bornberg in seinem aktuellen RLV-Rating 103 Tarife und Tarifvarianten von 56 Gesellschaften nach 36 Kriterien untersucht. Mit 28 an der Zahl erreichte etwa jeder vierte Tarif die Bestnote „FFF+“. Etwa die Hälfte der Tarife liegt im mittleren Leistungsbereich. Nur 5 RLV-Tarife landeten im unteren Leistungsbereich, wobei die schlechteste Bewertung „F-“ gar nicht vergeben wurde. Die laufend aktualisierte Ergebnisliste gibt es hier.