VHV will Biometriegeschäft weiter ausbauen
Trotz eines „fordernden Jahres 2023“ bewertet die VHV-Gruppe das zurückliegende Geschäftsjahr als „zufriedenstellend“. Das erklärte Thomas Voigt, Vorstandsvorsitzender des Hannoveraner Versicherers, auf der diesjährigen Jahresmedienkonferenz am Mittwoch.
So konnte die VHV-Gruppe bei den gebuchten Bruttobeiträgen insgesamt um 6,3 Prozent auf 3,974 Milliarden Euro zulegen. Auch der Vertragsbestand wuchs um zwei Prozent auf 12,8 Millionen (2022: 12,6 Millionen). Gleichzeitig verzeichneten die Hannoveraner jedoch deutlich erhöhte Schadenaufwendungen in Höhe von 13,3 Prozent, die Voigt vor allem auf das erfolgte Wachstum zurückführte.
Positive Entwicklung in Kerngeschäftsfeldern
Weitere bedeutende Kostentreiber waren zudem die inflationsbedingt höheren Kosten insbesondere im Kfz-Geschäft sowie das verheerende Erdbeben in der Türkei. In den drei Kerngeschäftsfeldern des Versicherers – der Kfz-Versicherung, dem Bau-Geschäft und der Biometrie – habe man sich indes positiv entwickelt.
Vor allem das Wachstum in der Berufsunfähigkeitswachstum sorgt für gute Stimmung. Die Leben-Tochter Hannoversche verzeichnete hier im Neugeschäft bei den Beitragseinnahmen ein Wachstum von 80,9 Prozent auf 11,9 Millionen Euro. Das starke Wachstum führte Lebensversicherungs-Vorstand Frank Hilbert vor allem auf den Eintritt in den Vermittlermarkt zurück. „Wir sind im Vermittlermarkt angekommen.“
Die Hannoversche Lebensversicherung hatte sich vergleichsweise frühzeitig aus dem Geschäft mit klassischen Lebensversicherungen zurückgezogen. Setze man anfangs vor allem auf das Geschäft mit Risikolebensversicherungen, die schwerpunktmäßig direkt vertrieben wurden. Hier sieht sich die Hannoversche als Marktführer in Deutschland.
Mittlerweile arbeitet das Unternehmen an einer Umwandlung zum Biometrie-Multikanalversicherer und will den Makler-Vertriebskanal weiter ausbauen. Hierfür sollen nicht nur Services weiter ausgebaut werden, sondern auch die Produktwelt weiter ausgebaut werden. In diesem Jahr plant die Hannoversche mit der Markteinführung einer Grundfähigkeitsversicherung.
Insgesamt wuchs der Vertragsbestand bei der Hannoverschen Lebensversicherung 2023 um 1,1 Prozent auf knapp 1,13 Millionen. Bei den Beitragseinnahmen verzeichnete der Lebensversicherer indes einen Rückgang von 1,1 Prozent. Zu erklären sei dies mit dem Auslaufen zahlreicher klassischen Lebensversicherungen, die der Versicherer noch im Bestand hat. Die Beiträge der klassischen Kapitallebensversicherungen seien traditionell höher als bei den Biometrie-Produkte, erklärte Hilbert. Noch hat der Versicherer rund 150.000 der alten Verträge im Bestand.
Mehr Kunden gewinnen konnte 2023 auch der Sachversicherer der Gruppe, die VHV Allgemeine. Der Vertragsbestand wuchs von 10,885 auf 10,948 Millionen – das ist ein Plus von 0,6 Prozent. Wichtigster Geschäftszweig ist hier neben dem Baugeschäft das Geschäft mit Kfz-Versicherungen.
Die Beitragseinnahmen stiegen hier durch Prämienanpassungen und Vertragszugewinne auf rund 1,59 Milliarden Euro (2022: 1,53 Milliarden Euro) – das entspricht einem Plus von 3,7 Prozent.
Schwieriges Kfz-Geschäft
Wie bei allen anderen Versicherern ist das Kfz-Geschäft derzeit jedoch schwierig. Das sieht man an der deutlich gestiegenen Combined-Ratio der VHV Allgemeine, die von 99,1 Prozent im Jahr 2022 auf 106,6 Prozent stieg. Grund seien hier die erhöhten Ersatzteilpreise, erhöhte Lohnkosten bei Fahrzeugreparaturen, höhere Mietwagenkosten aber auch gestiegene Gesundheitskosten in Fällen von Personenschäden, berichtete Sebastian Reddemann, Vorstandsvorsitzender der VHV Allgemeine.
Man habe deshalb schon frühzeitig im Jahresverlauf die Prämien im Neukundengeschäft angehoben, berichtete Reddemann, der die Erhöhungen auf rund zehn Prozent bezifferte. Reddemann. Zudem setze man verstärkt auf das Thema Schadenmanagement, um auch im Kfz-Bereich wieder profitabel zu werden.
Insgesamt schrammte die VHV Allgemeine mit einer Combined Ratio von 99,1 Prozent nur knapp an den roten Zahlen vorbei.