Gothaer KMU-Studie 2024

Regulatorik: Gewerbekunden müssen sich künftig nachhaltiger aufstellen

Ob ESG-Berichterstattung oder Lieferkettengesetz – regulatorische Vorschriften sind für immer mehr Unternehmen der Grund, sich nachhaltig aufzustellen. Das zeigt die Gothaer KMU-Studie 2024. Auf dem Weg dahin gibt es aber noch große Hürden.

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11:09 Uhr | 25. September | 2024
Zwei Ingenieure prüfen Firmenunterlagen

Durch regulatorische Vorschriften steigt auch bei Mittelständlern der Druck zur nachhaltigen Transformation.

| Quelle: Westend61

Jedes fünfte kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland sieht die Regulatorik inzwischen als Treiber zur eigenen nachhaltigen Transformation. Vor zwei Jahren waren es erst 16 Prozent. Das ist ein zentrales Ergebnis der neuen Gothaer KMU-Studie 2024. Als größte Hindernisse auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit macht die Studie zu geringe finanzielle Ressourcen, fehlende Zeit und fehlendes Know-how aus.

Freiwilligkeit wird zunehmend eingeschränkt

„Bisher steht es KMU relativ frei, ob und in welchem Umfang sie nachhaltige Prozesse implementieren“, sagt Svetlana Thaller-Honold, Leiterin des Nachhaltigkeitsmanagements der Barmenia Gothaer. „Diese Freiwilligkeit wird in Zukunft jedoch zunehmend eingeschränkt. Regulatorische Vorgaben, wie die der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) der Europäischen Union oder das Lieferkettengesetz, führen dazu, dass auch KMU ihre Nachhaltigkeitsaktivitäten früher oder später dokumentieren müssen.“

Die CSRD, also die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, fordert von Unternehmen detaillierte Informationen zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Faktoren (ESG). Dazu gehören unter anderem Angaben zu Klimarisiken, sozialen Belangen wie Arbeitsbedingungen und Menschenrechten sowie zur Unternehmensführung. Diese Berichte sind verpflichtend und müssen nach spezifischen EU-Standards erstellt werden. 

Ab 2026 betrifft die CSRD laut Gothaer nicht nur alle großen, sondern auch alle kapitalmarktorientierten kleinen und mittleren Unternehmen. Zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet sind damit zukünftig auch viele mittelständische Unternehmen, die zuvor nicht betroffen waren. „Da der Aufbau von Reportingsystemen mit großem Aufwand verbunden ist, ist es wichtig, dass sich die Mittelständler mit den Berichtstandards frühzeitig auseinandersetzen“, so Thaller-Honold.

Auch wenn KMU also noch etwas Zeit für die Umsetzung der CSR-Richtlinie haben, können sie schon heute indirekt davon betroffen sein, da die großen Unternehmen auch über ihre Wertschöpfungskette berichten müssen und dafür die Daten ihrer Zulieferer benötigen. Thaller-Honold: „Durch das Lieferkettengesetz, das Unternehmen verpflichtet, in ihren globalen Lieferketten Menschenrechte und Umweltstandards einzuhalten und sicherzustellen, werden auch mittelbare und unmittelbare Zulieferer dazu verpflichtet, diese Nachhaltigkeitsanforderungen ihrer Kunden zu erfüllen und zu dokumentieren.“

Hürden auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit

Dass Unternehmen ihre Geschäftspraktiken nachhaltig ausrichten sollten und auch müssen, ist demnach bereits bei vielen KMU angekommen. Dennoch – auch das zeigt die Studie – stehen Unternehmen noch immer vor zahlreichen Herausforderungen, die ihre nachhaltige Transformation behindern. An erster Stelle nennen sie hier mit 45 Prozent die fehlenden finanziellen Ressourcen. Mehr als einem Drittel aller befragten KMU (37 Prozent) fehlt es an der notwendigen Zeit, um das Thema Nachhaltigkeit umzusetzen. Auf Platz drei der Haupthindernisse befindet sich mit 33 Prozent der Aspekt, dass KMU keine klaren Vorstellungen darüber haben, in welcher Form sie betroffen sind.