Offene Immobilienfonds kämpfen mit Mittelabflüssen
Das im vergangenen Jahr rasant gestiegene Zinsniveau verteuert die Finanzierung von Immobilien. Das bekommen zunehmend auch offene Immobilienfonds (OIF) zu spüren. Die bei Privatanlegern beliebten Anlagevehikel mussten im November 2023 nun bereits zum vierten Mal in Folge unter dem Strich Mittelabflüsse hinnehmen.
Diese beliefen sich auf 276 Millionen Euro und haben sich damit gegenüber dem Vormonat fast verdoppelt. Dies berichtet die Unternehmensberatung Barkow Consulting, die dafür Daten der Deutschen Bundesbank auswertet, und schreibt wörtlich: „Die absolute Höhe der Mittelabflüsse wird damit langsam signifikant, zumal sie auch Monat für Monat zum Teil sogar deutlich ansteigen.“
Den Ausführungen zufolge lag der Bruttoabsatz im November mit 242 Millionen Euro weiterhin auf sehr niedrigen Niveau. Gleichzeitig zogen Anleger in Summe aus den offenen Immobilienfonds 518 Millionen Euro ab. Damit überschritten die Brutto-Mittelabflüsse erstmals seit August 2017 wieder die Marke von einer halben Milliarde Euro.
Die absolute Höhe der Mittelabflüsse wird bei OIFs langsam signifikant, zumal sie auch Monat für Monat zum Teil sogar deutlich ansteigen.Barkow Consulting
Schwierige Lage
„Mit vier aufeinanderfolgenden Monaten mit Mittelabflüssen kann nun gesichert von einem Trend gesprochen werden. Aufgrund der anhaltend schwierigen Nachrichtenlage im Immobiliensektor dürfte sich dieser Trend wohl auch fortsetzen“, resümieren die Analysten. Siehe auch: „Steile These 2024: OIFs geraten unter Abwertungsdruck“.
In Deutschland beherrschen die Anbieter Union Investment Real Estate, Deka Immobilien, Commerz Real und DWS Grundbesitz den Markt mit offenen Immobilienfonds. Weitere Produktgeber kommen hinzu. Die Rendite der Anlagevehikel ist über alle Anbieter hinweg auf Jahressicht auf 0,6 Prozent gesunken, wie aus den Daten des Fondsverbands BVI zum Stichtag 31. Dezember hervorgeht. Zuvor lag die Rendite zehn Jahre lange im Schnitt bei 2,6 Prozent. Wegen der vorsichtigen Bewertung der Immobilien schlägt der aktuelle Preisverfall im Markt – ähnlich wie Wertsteigerungen – nur langsam auf die Nettoinventarwerte der Fonds durch.
Tagesgeld ist attraktiver
Gleichzeitig macht das erhöhte Zinsniveau alternative Anlageprodukte wie Anleihefonds oder auch Tages- und Festgeldkonten wieder attraktiver. Auch das erschwert den Absatz von offenen Immobilienfonds.
Während der Finanzmarktkrise im Jahr 2008 war es schlagartig zu einem massiven Mittelabfluss gekommen und etliche Fonds mussten eingefroren und später abgewickelt werden. Fachleuten zufolge sind die Abflüsse diesmal verkraftbar. Heute limitieren Mindesthalte- und Kündigungsfristen den Abfluss. Zudem verfügen die offenen Immobilienfonds über hohe Liquiditätspolster.