Staatsanleihen

Diese Rendite-Chancen bieten jetzt europäische Peripherie-Länder

Die Spreads bei vielen europäischen Peripherie-Bonds haben sich deutlich verringert. Diese Neubewertung liefert einen Anknüpfungspunkt, um die Chancen der Assetklasse bei Kunden anzusprechen.

11:07 Uhr | 26. Juli | 2024
Karte Südeuropa mit u.a. Italien und Griechenland

Die Spreads bei vielen europäischen Peripherie-Bonds, zum Beispiel für italienische und griechische Staatsanleihen, haben sich deutlich verringert. Diese Neubewertung liefert einen Anknüpfungspunkt, um die Chancen der Assetklasse bei Kunden anzusprechen.

| Quelle: GSO Images

Sicherheit hat ihren Preis, auch in der Anleihen-Welt. Dabei gilt: Je größer das Risiko, desto höher der Spread. Während deutsche Bundesanleihen geringe Zinsen bieten, weil sie als Hort der Sicherheit gelten, bieten europäische Peripherie-Länder üppige Risikoaufschläge.

Allerdings haben sich deren Spreads in den letzten Monaten stark verringert. „Derzeit bewegen sich die Risikoaufschläge italienischer, griechischer, spanischer und portugiesischer Staatsanleihen mit 10-jährigen Laufzeiten gegenüber deutschen Bundesanleihen am unteren Rand der Spanne der vergangenen 15 Jahre“, sagt Daniel Hartmann, Chefvolkswirt beim Assetmanager Bantleon.

Ökonomische Hausaufgaben gemacht

Dafür gibt es verschiedene Gründe. Zum einen haben sich die wirtschaftlichen Fundamentaldaten verbessert – auch weil die Peripherieländer von anziehender Nachfrage nach Dienstleistungen profitierten. „Hier konnten sie dank ihres größeren Engagements bei Dienstleistungsausgaben stärker punkten als Länder mit größerer Produktionspräsenz wie Deutschland“, sagt Ales Koutny, Head of International Rates bei Vanguard.

Zum anderen profitierten südeuropäische Staatsbonds von einem Goldilocks-Szenario. „Das bedeutet, dass das globale Wachstum robust und die Inflation niedrig ist oder stark fällt, was in den letzten Monaten der Fall war“, erklärt Hartmann. „Das hat den Risikoappetit der Investoren erhöht.“ Für Rückenwind sorgt zudem die Aussicht auf Zinssenkungen, weil sich Investoren die höheren Risikoprämien sichern dürften.

Unterschiedliche Risikoprofile

Für Berater kann es sich lohnen, Peripherie-Bonds in den Blick zu nehmen, denn weitere Treiber versprechen Potenzial. Dazu zählen Käufe von Euroraum-Bonds durch die Europäische Zentralbank (EZB) und stärkere Banken in der Eurozone. Zudem rücken die Länder im EU-Bündnis auch in puncto gemeinsame Schuldenaufnahme enger zusammen und verbessern ihre Ratings. Die unterschiedlichen Risikoprofile spiegeln sich in den Spreads wider. Den geringsten gibt es für spanische Staatsanleihen, den höchsten für italienische.

Hier sollten Berater genauer hinsehen, rät Bantleon-Chefvolkswirt Hartmann, weil diese einen attraktiven Renditeaufschlag bieten: „Wer eine 10-jährige italienische Staatsanleihe erwirbt, kann aktuell rund 3,8 Prozent jährlichen Zinsertrag vereinnahmen. Bei Bundesanleihen sind es derzeit knapp 2,50 Prozent.“

Zwar ist die italienische Staatsverschuldung hoch, aber ein Ausfall der Anleihen unwahrscheinlich. „In einer Krise kann Italien auf Unterstützung seiner EU-Partnerländer und der EZB hoffen“, weiß Hartmann. Auch mit Blick auf Liquidität müssen sich Investoren ihm zufolge wenig Sorgen machen: „Mit einem Volumen von über 2,5 Billionen Euro bilden italienische Bonds – zusammen mit Frankreich – den größten Markt für Staatsanleihen der Eurozone.“ Seit dem Regierungswechsel hat Italien zudem politisch an Stabilität gewonnen.

Gesunkene Spreads als Aufhänger

Auch wenn Peripherie-Staatsbonds nicht in konjunkturell schlechten Phasen schützen, weil sie sich im Vergleich zu Top-Staatsanleihen eher wie Risikoassets verhalten, können Berater die gesunkenen Spreads als Aufhänger nutzen, um Kunden den Mehrwert von Anleihen per se aufzuzeigen. „Anleihen – speziell hochqualitative Staatsanleihen – bieten in Rezessionszeiten Schutz vor Kapitalverlusten und federn die Verluste anderer Assetklassen ab“, sagt Hartmann. Immer gilt das aber nicht, wie Hartmann betont: „2022 war ein Ausnahmejahr. Der starke Anstieg der Inflation hat damals alle Assets unter Druck gesetzt. Mittel- bis langfristig rechnen wir aber mit hohen Renditeniveaus an den Anleihen-Märkten.“