Rüstungs-Investments

Erster ETF konzentriert sich allein auf europäische Rüstung

Der Markt für Rüstungs-Investments bleibt dynamisch: Mit Wisdom Tree hat ein erster Asset Manager einen ETF herausgebracht, der auf die europäische Rüstungsindustrie setzt. Welche Chancen und Risiken Finanzberater kennen sollten.

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13:03 Uhr | 12. März | 2025
Ein Panzer des Typs Leopard I

Europa will verstärkt in die eigene Rüstung investieren.

| Quelle: Stocktrek Images

Sicherheit und Aufrüstung gehören derzeit wohl zu den meistdiskutierten Themen – nicht nur in der Politik, sondern auch an den Börsen. Aktien von Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, Hensoldt oder Renk verzeichneten zuletzt ein starkes Kursplus. Der Asset Manager Wisdom Tree reagiert nun auf diese Entwicklung und hat am Dienstag mit dem „WisdomTree Europe Defence ETF“ (ISIN: IE0002Y8CX98) einen ETF lanciert, der sich erstmals ausschließlich auf Rüstungsunternehmen aus Europa konzentrieren soll. Ein vergleichbares Angebot war bislang nicht am Markt zu finden

Die Grundlage hierfür bildet der proprietäre Wisdom Tree Europe Defence-Index ab, die Gesamtkostenquote liegt bei 0,4 Prozent. Investiert werden soll in die Hersteller von ziviler Verteidigungsausrüstung, Verteidigungselektronik und Ausrüstung für die Weltraumverteidigung. Unternehmen, die an umstrittenen, nach dem Völkerrecht verbotenen Waffen wie Streumunition, Antipersonenminen sowie biologischen und chemischen Waffen beteiligt sind bzw. gegen den United Nations Global Compact verstoßen, sollen ausgeschlossen werden.

Umdenken in Europa

 „Verteidigung und Sicherheit sind in vielen Portfolios unterrepräsentiert und haben in Europa jahrzehntelang zu wenig Mittel erhalten, was eine erhebliche Kompetenzlücke hinterlassen hat“, lässt sich Pierre Debru, Head of Research Europa bei Wisdom Tree, in einer Pressemitteilung zitieren. Nun finde in Europa allerdings ein Wandel statt.

Erst vergangene Woche hatten Union und SPD in ihren Sondierungsverhandlungen beschlossen, Verteidigungsausgaben künftig von der Schuldenbremse auszunehmen, was Milliardeninvestitionen in die Bundeswehr ermöglicht. Für Panzer und Raketen soll es künftig folglich kein Ausgabenlimit mehr geben.

Zusätzlich will die Europäische Union einen Rüstungsfonds in Höhe von 150 Milliarden Euro auflegen. Dieser sieht Kredite an die Mitgliedsstaaten vor, mit denen diese Rüstungskäufe finanzieren sollen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass dabei vor allem die europäische Rüstungsindustrie gestärkt werden soll.

Rheinmetall stärkste Position

Die stärkste Position im „WisdomTree Europe Defence ETF“ ist der Düsseldorfer Rüstungskonzern Rheinmetall, auf den knapp 19 Prozent des Fondsvermögens entfallen. Weitere große Positionen sind der italienische Rüstungskonzern Leonardo, der schwedische Flugzeugbau- und Rüstungskonzern Saab AB und die britische BAE Systems.

Für Anleger kann der Themen-ETF eine interessante Ergänzung ihres Portfolios darstellen. Angemerkt sei aber auch, dass Themen-ETFs ein hohes Risiko in sich tragen, da sie kaum diversifiziert sind. Eine mögliche Alternative seien deswegen auch ETFs auf den MSCI Europe Industrials, sagt Fondsanalyst Ali Masarwah (Envestor), da hier nicht nur Rüstungsunternehmen vertreten sind. Mit Unternehmen wie BAE Systems, Airbus oder Rolls Royce finden sich hier jedoch auch Unternehmen, die auch im Rüstungs-ETF von WisdomTree vertreten sind.

Ein weiteres Risiko: Der Krieg in der Ukraine zeigt, dass Kriege mittlerweile verstärkt mit Drohnen geführt werden. „Hier verbirgt sich das Risiko, das die Rüstungsbeschaffung stärker diversifiziert und nicht nur auf die großen Player setzt“, erklärte Masarwah auf procontra-Nachfrage. Zwar blieben Panzer, Geschütze oder Flugzeuge auch in Zukunft wichtig, „aber wer das Thema Verteidigung heute oder künftig ,spielen‘ will, sollte auch Tech-Player wie Palantir nicht außen vor lassen.“

Markt für Rüstung-Investments wächst

Nichtsdestotrotz ist der Markt für Verteidigungs-ETF in der vergangenen Zeit stark gewachsen. Entsprechende Angebote gibt es unter anderem von VanEck (VanEck Defense ETF), HANetf (HANetf Future of Defence) oder iShares (iShares Global Aerospace & Defence), die jedoch allesamt jeweils zu über 50 Prozent in US-Aktien investiert sind.

Zuletzt hatten auch die Deka mit dem „Deka-Security and Defense“ und die LBBW (LBBW Sicher Leben) Themenfonds aufgelegt, die sich mit dem Thema Sicherheit beschäftigen. Das Kundeninteresse ist offenbar groß. Auf procontra-Nachfrage teilt die LBBW mit, dass der im Dezember 2024 gestartete „Sicher Leben“-Fonds mittlerweile mehr als 12 Millionen an Kundengeldern eingesammelt habe und damit „zu den – bezogen auf den Fondsstart – am meisten nachgefragtesten Fonds der LBBW Asset Management in den vergangenen 15 Jahre“ gehöre. Der bisherige Fondsabsatz könne auch vorwiegend dem Retailsegment zugeordnet werden.