Grüner Glanz verblasst: Anleger kehren nachhaltigen Investments den Rücken
Nachhaltige Geldanlagen stoßen bei Anlegern hierzulande immer weniger auf Interesse. Zu diesem Schluss kommt eine Umfrage, die das Vergleichsportal Verivox unter 1.012 Menschen durchgeführt hat.
Doch immerhin: 64 Prozent der Befragten gaben an, sich nach wie vor für nachhaltige Geldanlageprodukte zu interessieren. Allerdings sind das 5 Prozent weniger als bei der letzten Umfrage zum Thema im vergangenen Jahr. In einer früheren Umfrage aus dem Jahr 2022 gaben sogar 79 Prozent der Befragten an, das Thema interessant zu finden.
Nicht nur das generelle Interesse nimmt ab. Auch die Menschen, die tatsächlich in nachhaltige Produkte investieren, ist rückläufig. Erklärte vor zwei Jahren noch knapp jeder Vierte (24 Prozent), nachhaltig zu investieren, ist es mittlerweile nur noch jeder Sechste (16 Prozent).
Relevanz eingebüßt
„Themen wie Klimaschutz und der Ausbau erneuerbarer Energie, die mit Nachhaltigkeit verbunden werden, haben in der Wahrnehmung vieler Menschen in den letzten Monaten und Jahren erheblich an Relevanz eingebüßt. Heute dominieren andere Themen den gesellschaftlichen Debattenraum. Im Zuge dessen ist auch das Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten immer weiter zurückgegangen", glaubt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Dass sich daran in Zukunft etwas ändern wird, bleibt fraglich. Aussagen wie jüngst von Bundeskanzler Friedrich Merz, wonach Deutschland in Klimafragen allein eh nichts ändern könne, dürften eher nicht dazu führen, das Thema Klimaschutz wieder an die Spitze des gesellschaftlichen Diskurses zu setzen.
Jüngere Anleger bleiben nachhaltig
Zumindest Jüngere scheinen noch daran interessiert, ihr Geld möglichst klimaneutral bzw. ethisch korrekt anzulegen. In der Zielgruppe der Unter-30-Jährigen gaben 81 Prozent der Befragten an, sich für nachhaltige Geldanlagen zu interessieren. Je älter die Befragten jedoch waren, desto weniger interessiert sind sie am Thema. Bei den Über-70-Jährigen zeigte sich nur noch rund die Hälfte der Befragten interessiert.
Auch bei Menschen aus Ostdeutschland sowie ohne Kinder ist das Interesse an nachhaltigen Fonds geringer ausgeprägt.
Verivox fragte auch, welche Nachhaltigkeitskriterien für die Befragten besonders wichtig sind und stellte ihnen insgesamt zwölf Themen zur Auswahl. Die meisten Antworten entfielen dabei auf den Verzicht ausbeuterischer Arbeitsbedingungen sowie den Verzicht auf Tierversuche (jeweils 37 Prozent). 29 Prozent sprachen sich zudem für möglichst umweltschonende Produktionsbedingungen aus, während 27 Prozent Investitionen in Erneuerbare Energien besonders wichtig finden. Am unwichtigsten erscheint indes der Verzicht auf Investitionen in Atomkraft (14 Prozent) sowie in die Alkohol- und Tabakbranche (13 Prozent).
Rüstung wird immer beliebter
Dass die ethischen Grenzen von Geldanlagen sehr flexibel und stark von der gesellschaftlichen Debatte abhängig sind, zeigt auch die wachsende Bereitschaft vieler Deutscher, in Rüstungs-Unternehmen zu investieren. Galten solche Investments lange Zeit für viele Menschen als verpönt, hat sich das seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine merklich verändert. Eine Verivox-Umfrage zeigte hier vor Kurzem, dass 56 Prozent der Befragten Investitionen in Rüstungswerte wie Renk, Rheinmetall oder Thales moralisch vertretbar finden. Im Jahr 2022, vor dem russischen Überfall, lag dieser Anteil nur bei 43 Prozent.