Nettomittelabflüsse im 12. Monat in Folge

Immobilienfonds: Anleger suchen das Weite

Kunden zogen im Juli über eine Milliarde Euro aus den Fonds ab, die Nettomittelabflüsse liegen bei über 700 Millionen Euro. Doch es gibt Zeichen der Hoffnung.

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12:09 Uhr | 04. September | 2024
Ein Hochhaus ragt aus den Wolken

Der kriselnde Gewerbeimmobilienmarkt macht den offenen Immobilienfonds zu schaffen.

| Quelle: zhengshun tang

Anleger machen weiter einen großen Bogen um offene Immobilienfonds. Die Anlageklasse, die seit einiger Zeit verstärkt unter Druck steht, musste im zwölften Monat in Folge Nettomittelabflüsse hinnehmen. Laut Barkow Consulting überstiegen die monatlichen Mittelabflüsse im Juli mit 1,1 Milliarden Euro erstmals wieder die Grenze von über einer Milliarde Euro – zum ersten Mal seit August 2011.

Rechnet man den Bruttoabsatz von Fondsabteilen in Höhe von 403 Millionen Euro dagegen, kommt man auf Nettomittelabflüsse in Höhe von 729 Millionen Euro. Das ist deutlich höher als noch im Juni (241 Millionen Euro).

Das Anteile an offenen Immobilienfonds derzeit stark nachgefragt werden, ist jedoch trotz des Bruttoabsatzes von rund 400 Millionen Euro eher nicht zu vermuten. Laut Barkow Consulting geht dieser vorwiegend auf Sparplänen bzw. Fondsausschüttungen, die automatisch wiederangelegt werden, zurück. Zieht man diese ab, „dürfte der Bruttoabsatz weiterhin nahe der Nulllinie liegen“, schätzt das Beratungsunternehmen.

Silberstreife am Horizont

Galten offene Immobilienfonds lange als sichere Bank für Anleger, bekommen die Fondsanbieter mittlerweile die Krise am Gewerbeimmobilienmarkt zu spüren und müssen zahlreiche Objekte in ihren Portfolien abwerten. Doch auch Fonds, die sich auf Wohnimmobilien spezialisiert haben, leiden. So wurde ein Fonds der Union Investment von einem Tag auf den anderen um 17 Prozent abgewertet. Zum Anlegervertrauen dürfte dies nicht beigetragen haben. Verbrauchermedien wie Finanztip raten mittlerweile offen von einem Investment ab.

Doch es gibt auch mehrere Silberstreife am Horizont, die die Fondsanbieter hoffen lassen. So scheint sich der Gewerbeimmobilienmarkt – zumindest in Deutschland – zu stabilisieren. Auch sind zuletzt die Zinsen für Tages- und Festgelder gesunken, wodurch diese für Anleger unattraktiver werden, schreibt Barkow Consulting.

Fonds sollen breiter investieren dürfen

Zudem sollen die Fonds ihr Portfolio zukünftig breiter streuen können und auch in Erneuerbare-Energien-Anlagen investieren können. Dies geht aus einem Referentenentwurf zum „Zweiten Gesetz zur Finanzierung von zukunftssichernden Investitionen“ hervor, den das Bundesfinanzministerium in der vergangenen Woche veröffentlichte. Anlagen in Projektgesellschaften, die beispielsweise Wind- oder Solarparks bauen, kaufen oder betreiben, sollen künftig in Höhe von bis zu 15 Prozent des Vermögens möglich sein.

Für die Fondsgesellschaften hätte das einige Vorteile: Sie könnten beispielsweise ihre Gewerbeimmobilien mit Aufdach-Solaranlagen versehen und den hierdurch gewonnenen Strom verbilligt an ihre Mieter verkaufen – dies würde die Attraktivität der Immobilien steigern.

Ursprünglich war dieses Vorhaben bereits im ersten Zukunftsfinanzierungsgesetz vorgesehen gewesen, vor der Verabschiedung jedoch aus dem Gesetzestext wieder entfernt werden.

Es bleibt abzuwarten, ob die erweiterten Investmentmöglichkeiten die Fonds für Anleger wieder attraktiver machen werden. Angesichts der Kündigungsfrist von zwölf Monaten geht Barkow Consulting jedoch nicht davon aus, dass es bei den Mittelabflüssen in den kommenden Monaten zu einer wesentlichen Verbesserung kommen wird.