Kolumne

Infrastrukturfonds auf dem Vormarsch?

Der Staat kann die notwendigen Investitionen für die Infrastruktur im Land nicht mehr alleine bewältigen. Infrastrukturfonds gewinnen dadurch bei den Anlegern an Bedeutung, schreibt ZIA-Präsident Andreas Mattner in seiner Kolumne.

10:07 Uhr | 13. Juli | 2023
Andreas Mattner

Erkennt steigendes Interesse der Anleger an Infrastruktur-Investments: Andreas Mattner, Präsident beim Immobilienverband ZIA (Zentraler Immobilien Ausschuss)

| Quelle: ZIA

Infrastruktur – ein Thema, das die Republik bewegt. Ob Energiewende, Digitalisierung oder aber Erneuerung von Brücken und die Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Um die großen Investitionen kommen wir nicht mehr herum. Aber der hohe Kapitalbedarf für Infrastrukturinvestitionen kann vom Staat allein nicht aufgebracht werden. Inzwischen entstehen immer mehr Finanzierungsmöglichkeiten. Denn: Gerade in unsicheren Zeiten sind Investitionen in Infrastruktur mit stetigen und regelmäßigen Renditen durchaus attraktiv für Privatanleger. Das haben auch Fondsanbieter erkannt.

Bei der Auflegung eines Infrastrukturfonds wecken insbesondere zwei Fondsvehikel großes Interesse. Zum einem ein europäisches Produkt namens ELTIF, was für European Long Term Investment Fund steht. Zum anderem das deutsche Infrastruktur-Sondervermögen.

ELTIF fasst Fuß

Der ELTIF wurde als EU-weites Fondsvehikel mit Infrastrukturfokus 2015 eingeführt, hat aber in den ersten Jahren kaum jemanden interessiert. Das hat sich mit dem aufkommenden Interesse an Infrastruktur in jüngster Zeit geändert und der ELTIF konnte auch im deutschen Markt Fuß fassen. Eindrücklich belegen lässt sich dies durch den KlimaVest-Fonds, der ein Volumen von rund einer Milliarde Euro von mehr als 10.000 Anlegern eingesammelt hat.

Bisher wird von Experten als größter Vorteil angepriesen, dass der ELTIF mit seiner Zulassung – unabhängig von dem Land seiner Auflegung – durch den sog. Europass in sämtlichen Europäischen Mitgliedsstaaten vertrieben werden darf. Bis dato hat der ELTIF in Deutschland keine Zulassung, kann damit aber in Deutschland vertrieben werden – mit Erfolg.

Und: Das Interesse an ELTIF könnte weiter steigen. Anfang des Jahres wurden nicht nur die bisher äußerst komplexen Vertriebsvorschriften an MiFID angeglichen, sondern auch die Produktregelungen runtergefahren. Insbesondere wurden die Schwellwerte hinsichtlich Portfoliozusammensetzung und Diversifikation deutlich flexibilisiert. Für ausschließlich an professionelle Investoren vertriebene ELTIFs fallen wesentliche Produktvorgaben gänzlich weg.

Und das ist gut so. Die deutsche und europäische Infrastruktur braucht den Schub, um weiter an der Weltspitze zu sein. Insofern ist es gut, dass der ELTIF vom Infrastruktur-Sondervermögen ergänzt wird, das 2021 durch das Fondsstandortgesetz eingeführt wurde. Nachdem der neue Produkttyp von Beginn an auf Interesse stieß, ist jüngst das erste Infrastruktur-Sondervermögen aufgelegt und von der BaFin genehmigt worden. Weitere Produkte sind dem Vernehmen nach in der Pipeline. Die Vorteile des Infrastruktur-Sondervermögens liegen auf der Hand: Da dieses eng an das bereits etablierte Immobilien-Sondervermögen angelehnt ist, kann der Fondsmanager auf ein den Vertriebspartnern bekanntes Produkt anknüpfen.

Unterschiedliche Vorteile

Infrastrukturfonds werden bei Immobilienfonds-Managern immer beliebter. Denn: Infrastruktur und Immobilien sind eng miteinander verbunden. Außerdem zählt beispielsweise die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach oder die Krankenhaus-Immobilie zur Infrastruktur.  

Beide Vehikel haben ihre Berechtigung, unterscheiden sich aber deutlich in ihren Vorteilen. Zwar kann in einer Gesamtbetrachtung noch nicht abschließend bewertet werden, welches Vehikel sich durchsetzen und besser vom Markt angenommen werden wird. Eins ist aber klar absehbar: Beide dürften den dringend benötigten Infrastrukturfonds einen ordentlichen Schub geben.