Private Equity

Investments mit Wirkung

Aus dem Staub der Greenwashing-Debatte erhebt sich eine Assetklasse, die dank der ELTIF-Reform auch für Privatanleger attraktiver wird. Welchen Impact kann Private Equity dabei ausüben?

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09:04 Uhr | 28. April | 2023
Solarpark

Wirkungsvolles Investieren ist auf dem Vormarsch: igenkapitalbeteiligungen an Windkraftanlagen und Solarparks sind gefragt.

| Quelle: Scharfsinn86

Wirkungsvolles Investieren ist auf dem Vormarsch. Das belegt die Bundesinitiative Impact Investing in ihrer aktuellen Marktstudie für Deutschland. Die befragten Vermögensverwalter und -eigentümer deklarierten ein Volumen an Impact-Assets von insgesamt 38,9 Milliarden Euro. Die dabei favorisierte Assetklasse: Private Equity! 71 Prozent nutzen sie für ihre Impact-Investments. Auch bei den Investitionsvolumina ist der Anteil von privatem Beteiligungskapital mit 45 Prozent höher als bei anderen Anlageklassen.  

Positive Wirkung auf Umwelt und Gesellschaft erzielen 

Das heißt: Vor allem mit Eigenkapitalbeteiligungen an Windkraftanlagen, Solarparks oder Pflegeheimen wollen die Investoren neben einer finanziellen Rendite eine positive Wirkung auf Umwelt oder Gesellschaft erzielen. Eine solche Beteiligung erfolgt typischerweise direkt oder über geschlossene Fonds. Im Vergleich zu den weit mehr als 1 Billion Euro Vermögen in offenen Publikumfonds ist das Impact-Volumen zwar klein. Laut der Studie erwarten die Investoren aber eine besonders dynamische Entwicklung im Private-Equity-Segment. 

Impact-Investitionsvolumen der fünf größten Anlageklassen

Bundesinitiative Impact Investing Marktstudie 2022

Das sieht auch Andrea Vathje von Scope Fund Analysis so: „Von den umfangreichen staatlichen Investitionsprogrammen in der EU und in den USA könnten neben Infrastruktur- auch Impact-Private-Equity-Investments profitieren.“ „Allerdings“, ergänzt die Analystin, „ist die Einstufung als Impact-Fonds für Fondsgesellschaften alles andere als trivial – vor allem aufgrund der unsicheren Datenlage im ESG-Kontext.“ Tatsächlich zeigen die aktuellen Zurückstufungen von „dunkelgrünen“ Artikel 9-Fonds – die sogenannten Impact-Fonds – in „hellgrüne“ Artikel 8-Fonds eine große Verunsicherung bei den Anbietern. 

Kilowattstunden sind messbar 

Hiervon betroffen sind allerdings fast ausschließlich offene Aktieninvestmentfonds. Auch deshalb wenden sich bisher vor allem institutionelle Investoren der Anlageklasse Private Equity zu. Ein wichtiger Grund dafür ist, dass deren Nachhaltigkeitswirkung vergleichsweise gut messbar und dem jeweiligen Objekt oder Projekt zurechenbar ist. Beispiele für eine messbare Wirkung sind erzeugter Ökostrom in Kilowattstunden, gereinigtes Wasser in Liter, die Menge an recyceltem Abfall und die Anzahl an gebauten Pflegeheimen. 

Weitere generelle Vorteile von Private-Equity kommen hinzu. Weil die Sachwerte nicht an der Börse notieren, gibt es keine heftigen Wertschwankungen. Gleichzeitig fordern Anleger für diese Illiquidität einen Risikoausgleich, sprich: die Rendite von Private Equity ist in der Regel höher. Dem steht der Nachteil gegenüber, dass das Kapital oft zehn Jahre gebunden ist. Investiert werden sollten also nur Gelder, die während der Anlagedauer nicht benötigt werden. 

Mindestanlagesumme als Hemmnis 

Für Privatanleger ist das Produktangebot noch überschaubar. Um Fonds in der Zeichnungsphase zu finden, bietet sich eine Recherche auf beteiligungsfinder.de oder naturfinanz.de an. Aktuell engagieren können sich Anleger zum Beispiel beim Ökorenta Erneuerbare Energien 14, ein alternativer Investmentfonds mit einer Laufzeit von elf Jahren. Mit mindestens 10.000 Euro müssen Anleger in die unternehmerische Beteiligung einsteigen. Das Geld soll insbesondere in Wind- und Solarparks fließen. Der Anbieter lockt mit eine erwarteten Gesamtausschüttung von rund 158 Prozent, also einschließlich des Kapitaleinsatzes und vor Steuern. 

Eine weitere Investmentmöglichkeit ist der HEP Solar Green Energy Impact Fund 1. Der Fonds investiert nur in Photovoltaikanlagen in der EU, Nordamerika und Japan. Bei einer Laufzeit von sechs Jahren stellt der Anbieter eine Rendite von 5 Prozent pro Jahr in Aussicht. Ab 5.000 Euro Kapitaleinsatz sind Privatanleger dabei. Insgesamt 80 Millionen Euro Eigenkapital will der Fondsinitiator einsammeln. Solche geschlossenen Beteiligungen sind allerdings riskant. Im schlimmsten Fall droht ein Totalverlust. Darauf müssen Vermittler ihre Kunden hinweisen. 

Schwung durch ELTIF-Reform 

Interessant für Vermittler mit 34f-Zulassung ist auch der Sachwertefonds Klimavest von Commerz Real. Hierbei handelt es sich um einen offenen Sachwertefonds. Die Anteile können börsentäglich zum Nettoinventarwert zurückgegeben werden. Empfohlen wird aber eine Anlagedauer von mindestens fünf Jahren. Der Fonds folgt dem Konzept des European Long-term Investment Fund (ELTIF), mit dem die EU privates Kapital in langfristige Projekte lenken möchte – und der Bau und Betrieb von Windkraftanlagen, Solarparks und anderen „grünen“ Energieerzeugungskapazitäten gehört ausdrücklich dazu. 

Um generell den Zugang zu erleichtern, hat der EU-Gesetzgeber die ELTIF-Verordnung überarbeitet. Zum Beispiel wird die Mindestanlagesumme von bisher 10.000 Euro komplett gestrichen. Die Reform, die voraussichtlich ab August 2023 in Kraft tritt, macht das Produkt für die Masse der Bürger attraktiv. Dann können Millionen Anleger die Energiewende aktiv unterstützen. 

Union Investment nimmt neuen Anlauf 

Große Fondshäuser stehen bereits in den Startlöchern. Auf Anfrage sagte zum Beispiel ein Sprecher von Union Investment: „Wir arbeiten an einem neuen Konzept.“ Mitte 2022 hatte die Fondsgesellschaft den Start eine ELTIF-Sachwertefonds noch abgesagt. Wahrscheinlich werden im Spätsommer etliche neue Impact-Sachwertefonds zum Vertrieb zugelassen. Das ist eine Chance auch für Finanzanlagenberater. Sie sollten sich mit dem Thema vertraut machen.