Dass ein neuer ETF ein solches Medienecho erfährt, ist eher selten: In der vergangenen Woche brachte der Asset Manager Wisdomtree einen ETF an den Markt, der sich auf das Thema Rüstung konzentriert.
Das ist erst einmal nichts Ungewöhnliches, im Gegenteil. Wie ein Überblick von Envestor zeigt, sind in den vergangenen Monaten zahlreiche neue ETF mit dem Schwerpunkt Rüstung auf den Markt gekommen. Insgesamt sechs Produkte zählte Envestor Anfang März – der ETF aus dem Hause Wisdomtree ist hier noch nicht eingerechnet.
Die Besonderheit des neuen ETF: Während die anderen ETF schwerpunktmäßig in Rüstungs- und oder Sicherheitsfirmen in den USA investieren, setzt der Wisdom-Tree ausschließlich auf Rüstungs-Unternehmen aus Europa. Neben Saab, Thales und BAE Systems findet sich hier auch Rheinmetall wieder. Mit seiner Konzentration auf Europa hat der Wisdomtree ein Alleinstellungsmerkmal. Noch.
Auch Hanetf kündigt ETF mit Europa-Fokus an
Mit Hanetf hat nun ein weiterer Anbieter die Auflage eines ETF mit Fokus auf die europäische Verteidigungsindustrie angekündigt. Dieser soll Anlegern ein gezieltes Engagement im schnell wachsenden europäischen Verteidigungssektor ermöglichen, heißt es in einer Pressemitteilung.
Im Gegensatz zum „Future of Defence ETF“, den Hanetf bereits im Angebot hat, sollen US-Unternehmen systematisch ausgeschlossen sein. Abgebildet werden soll der „EQM Future of Defence Index“. Unternehmen, die einen hohen Umsatzanteil mit umstrittenen Waffensystemen erzielen, sollen nicht abgebildet werden.
„Die europäischen Verteidigungsausgaben sind in den vergangenen Jahren als Reaktion auf wachsende Sicherheitsherausforderungen stark gestiegen. Dennoch besteht seit dem ersten russischen Einmarsch in die Ukraine 2014 eine kumulierte Investitionslücke von 850 Milliarden Euro im Verteidigungsbereich“, sieht Tom Bailey, Head of Research Hanetf großes Potenzial für den neuen ETF.
Starke Nachfrage
Da Europa aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage seine Abhängigkeit von den USA reduzieren muss, bedürfe es „beträchtliche Investitionen in moderne Ausrüstung, Logistik und Kommandosysteme“, um die strukturelle Defizite innerhalb der europäischen Armeen zu beheben.
Laut einer Umfrage von Verivox aus dem vergangenen Jahr haben immer weniger Menschen in Deutschland Vorbehalte gegenüber Rüstungsinvestments. Auch Hector McNeil, Co-CEO von Hanetf sprach in einer Pressemitteilung von einer starken Nachfrage nach Rüstungs-ETFs. So habe der „Future of Defence ETF“ jüngst ein verwaltetes Vermögen von 1,8 Milliarden Euro überschritten.
Themen-ETFs weisen aufgrund ihrer geringen Diversifizierung jedoch ein hohes Risiko auf. Eine mögliche Alternative stellen deswegen auch ETFs auf den MSCI Europe Industrials dar, bemerkte Fondsanalyst Ali Masarwah (Envestor), da hier neben klassischen Rüstungs- auch Unternehmen mit anderem Schwerpunkt vertreten sind.