So profitieren Anleger von der Energiewende
Der Energiesektor hat einen Wendepunkt erreicht. Die Zeiten, in denen Strom und Wärme durch die Verbrennung fossiler („grauer“) Rohstoffe erzeugt werden, gehen zu Ende – so jedenfalls der erklärte politische Wille in vielen Ländern. Demnach liegt die Lösung zur Erfüllung der Pariser Klimaverträge in der Elektrifizierung. In Zukunft sollen Strom und Wärme in großem Stil durch die Nutzung erneuerbarer („grüner“) Energiequellen entstehen. Anleger können von der Energiewende profitieren, indem sie Anteile an Aktienfonds kaufen, die auf den Übergang von grau zu grün setzen.
Politische Steilvorlage
„Die Elektrifizierung ist eine mehrjährige Investitionschance“, ist José Lazuen, Senior Sustainability Analyst bei Lombard Odier überzeugt. Der Vermögensverwalter hat gerade den Aktienfonds Future Electrifikation aufgelegt. Die Manager Paul Udall und Peter Burke-Smith investieren weltweit in 40 bis 50 Aktien von Unternehmen, die mit Elektrifizierung zu tun haben. Dabei nutze die Anlagestrategie die wachsende Unterstützung auf politischer und industrieller Ebene für das Thema Elektrifizierung.
Tatsächlich legen rund um den Globus Staaten wie USA und China oder auch die EU gigantische Förderprogramme für die Transformation des Energiesektors auf. Allein der US Inflation Reduction Act hat ein Volumen von 738 Milliarden Dollar. Im Juni kündigte die EU ebenfalls umfassende Klimasubventionen an. Dass solche Subventionswettläufe Wissenschaftlern zufolge oft ökonomisch unsinnig und gesamtgesellschaftlich brisant sind, soll an dieser Stelle nur erwähnt sein. Die geförderten Industrien nehmen das viele Steuergeld dankend entgegen.
Das Billionen-Dollar-Ding
Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) sind die Investitionen in die Energiewende im vergangenen Jahr bereits um 31 Prozent auf rund 1.110 Milliarden US-Dollar gestiegen. Dennoch müssen sich die Kapitalausgaben für die Energiewende bis zum Jahr 2030 verdreifachen, wenn ein Energiesystem mit neutraler CO2-Emissionsbilanz ermöglicht werden soll, heißt es in einer im April veröffentlichten Analyse der Credit Suisse. Die Bank wurde mittlerweile auf die UBS verschmolzen.
Ein Großteil der Investitionen fließt in den Übergang des Energiesystems zu einem elektrifizierten Modell. Ohne grünen Strom soll in Zukunft (fast) nichts mehr gehen. Auch der World Energy Council geht von einem stark steigenden Stromverbrauch aus. Speziell für Deutschland bestätigt eine Studie von Agora Energiewende: Mit dem Ziel, bis 2045 klimaneutral zu sein, geht ein kräftig erhöhter Strombedarf einher. Demnach steigt die Nachfrage bis 2030 um 146 Terrawattstunden (TWh) auf 726 TWh und bis 2035 auf 894 TWh. Interessant auch: Laut Umweltbundesamt ist der Stromverbrauch seit 2007 fast jedes Jahr gesunken. Diese Zeiten sind vorbei.
Strom für Autos, Heizungen und Smartphones
Dazu meint auch Hagen Ernst, stellvertretender Leiter Research und Analyst beim Vermögensverwalter DJE Kapital: „Haupttreiber des in Zukunft steigenden Stromverbrauchs sind Elektroautos, Heizungsumstellungen auf Wärmepumpen sowie Elektrifizierung der Industrie“. Zum Beispiel müssten Unternehmen ihre Erhitzungsprozesse sukzessiv von Erdgas und Kohle auf Strom umstellen. Hinzu kämen in Zukunft vermutlich noch die energieintensiven Rechenzentren im Zuge der künstlichen Intelligenz. „Viele Experten gehen von einer Verdoppelung der Stromnachfrage bis 2050 aus.“
Daher überrascht es nicht, dass Investment Manager wie Lombard Odier Fonds zum Thema Elektrifizierung auflegen. Das taufrische Anlagevehikel kann noch keinen Leistungsnachweis vorweisen. Bei den Alternativen Schroder Int. Selection Fund Global Energy und Allianz Smart Energy ist das aber bereits der Fall. Über die letzten drei Jahre lag deren positive Wertentwicklung jeweils über 55 Prozent (siehe Tabelle). Auch diese beiden Sondervermögen setzen schwerpunktmäßig auf Elektrifizierung, Smarte Netze, saubere Energieerzeugung und effiziente Energiespeicherung
Einen starken Fokus auf Energieversorger haben die beiden börsengehandelte Indexfonds (ETFs) von Xtrackers und Lyxor. Auch das kann ein attraktives Investment sein, denn auch ehemalige „Dreckschleudern“ wie RWE oder Iberdrola haben einen Wendepunkt erreicht und wandeln sich rasant zu Anbietern von grünem Strom – und der wird in Zukunft in steigenden Mengen benötigt.
Fonds für E-Fans
Namen | ISIN | Rendite in % pro Jahr 1 Jahr 3 Jahre 5 Jahre | lfd. Kosten in % | ||
Xtrackers MSCI Europe Utilities ETF | LU0292104899 | 14,5 | 25,7 | 60,1 | 0,20 |
Schroder Int. Selection Fund Global Energy | LU2016064201
| 14,3 | 55,7 | k. A. | 1,87 |
Lyxor Stoxx Europe 600 Utilities ETF | LU1834988864 | 14,0 | 26,7 | k. A. | 0,30 |
Allianz Smart Energy | LU2048586759
| 6,6 | 55,3 | k. A. | 1,97 |
Lombard Odier Funds – Future Electrification | LU2502858173
| k. A. | k. A. | k. A. | 1,56 |
Wertentwicklung ausgewählter Fonds. Rangliste gemäß der annualisierten Performance für ein Jahr. Quelle: comdirect, Stand: 20.06.2023