Trotz hoher Wachstumsraten

Versicherer zeigen wenig Interesse an aktiven ETFs

Aktive ETFs sind in Deutschland auf dem Vormarsch und verzeichnen ein starkes Wachstum. Das geht aus einer aktuellen Scope-Analyse hervor. Versicherer halten sich mit dem Vertrieb jedoch noch stark zurück.

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12:10 Uhr | 07. Oktober | 2024
Eine Analystin erklärt an einem Monitor die Funktionsweise von ETFs.

Eine Analystin erklärt die Funktionsweise von ETFs. Aktive ETFs vereinen die Vorteile der ETF-Struktur – mit dem Potenzial, einen Mehrertrag gegenüber einer Benchmark zu erwirtschaften.

| Quelle: PonyWang

Das Marktsegment der aktiven ETFs in Deutschland wächst stark. Ende August verwalteten die Produkte ein Vermögen von rund 42 Milliarden Euro. Vor einem guten Jahr lag das Volumen noch bei 26 Milliarden. Damit ist die Branche seit 2023 um mehr als 60 Prozent gewachsen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie der Ratingagentur Scope.

Vertrieb als Hemmschuh

Trotz dieser beeindruckenden Entwicklung liegt der Anteil aktiver ETFs jedoch weiterhin bei nur etwas mehr als 2 Prozent der europaweit in ETFs investierten Mittel. Hemmschuh beim Wachstum ist nach Ansicht von Scope vor allem der Vertrieb. „Es fällt auf, dass sich unter den Anbietern weiterhin nur wenige bank- und versicherungseigene Anbieter befinden“, schreiben die Analysten.

Lediglich HSBC, BNP Paribas oder Axa hätten einzelne aktive ETFs aufgelegt. Fehlende Ausgabeaufschläge und Bestandsprovisionen bei aktiven ETFs böten offenbar keinen Anreiz für das zumeist noch provisionsbasierte Beratungsgeschäft. Mit anderen Worten: Der Vertrieb klassischer aktiver Fonds ist derzeit noch lukrativer. Trotzdem ist man bei Scope davon überzeugt, dass das Wachstum aktiver ETFs nicht aufzuhalten sein wird und dass sie sich aus der Nische heraus zu einer etablierten Produktkategorie entwickeln werden.

Zahl der Anbieter wächst

Für die Studie hat die Ratingagentur sämtliche aktive ETFs analysiert, die in Deutschland verfügbar sind: insgesamt 97 Produkte, darunter 52 für Aktien, 34 für Anleihen, neun Mischfonds und zwei aus sonstigen Peergroups. Seit der letzten Markterhebung im September 2023 sind demnach 17 neue Fonds auf den Markt gekommen, die Zahl der Anbieter hat sich von zwölf auf 19 erhöht.

In dem Marktsegment unterwegs sind sowohl etablierte Anbieter aktiv gemanagter Fonds wie Pimco, Fidelity oder J.P. Morgan als auch reine ETF-Häuser wie Ossiam, VanEck oder First Trust. In den vergangenen 14 Monaten neu dazugekommen sind unter anderem BNP Paribas und EQ IQ (ARK).

J.P. Morgan ist der Platzhirsch

Auffällig ist laut Scope die Konzentration des verwalteten Vermögens auf wenige Gesellschaften. Der Platzhirsch aus dem vergangenen Jahr, J.P. Morgan AM, der per Ende Juni 2023 ungefähr ein Drittel des Vermögens aktiver ETFs auf sich vereinte, konnte auch 2024 seine Dominanz ausbauen und festigt mit einem Marktanteil von nunmehr 53 Prozent seinen ersten Rang. Die Plätze zwei bis vier belegen mit zehn bis elf Milliarden Euro verwaltetem Vermögen fast gleichgewichtet Amundi, Fidelity und Pimco.

Mittlerweile gibt es 22 aktive ETFs, die seit mindestens fünf Jahren am Markt sind und ein Scope-Rating tragen. Mehr als die Hälfte (zwölf) trägt ein Top-Rating von (A) oder (B), kein einziger ist mit dem schwächsten Rating (E) klassifiziert. „In der Breite gelingt den aktiven ETFs damit eine klar überdurchschnittliche Leistung innerhalb ihrer Peergroups“, bilanzieren die Scope-Analysten.

So funktionieren aktive ETFs

Aktive ETFs bilden keinen Referenzindex nach, sondern versuchen, diesen durch aktives Management zu übertreffen. Beispielsweise können Fondsmanager in aktiven ETFs flexibel auf Marktereignisse reagieren und das Portfolio anpassen, um eine Outperformance zu erzielen. Aktive ETFs vereinen damit die Vorteile der ETF-Struktur – geringe Kosten, Transparenz und kontinuierliche Handelbarkeit – mit dem Potenzial, einen Mehrertrag gegenüber einer Benchmark zu erwirtschaften. In den USA sind die Produkte bereits ein großer Erfolg, in Europa ist ihr Anteil am Gesamtvermögen aller ETFs wie erwähnt noch überschaubar.

>> Die vollständige Studie mit allen Ergebnisse können Sie hier herunterladen.