US-Handelspolitik

US-Handelszölle: Auswirkungen auf Schwellenländer und Investitionen

Kaum im Amt zog US-Präsident Donald Trump die Zollschrauben an. Ob kurzfristiges Drohmittel oder dauerhafte Strategie – vor allem Schwellenländer dürften gegensteuern können.

11:03 Uhr | 21. März | 2025
Donald Trump hält einen unterschriebenen Vertrag hoch

Auf Waren aus China hat Trump per „Executive Order“ den Importzoll von bisherigen 10 Prozent auf 20 Prozent erhöht. Für Mexiko und Kanada erhob er Einfuhrzölle von 25 Prozent.

| Quelle: Alex Wong / Staff

Long Story short:

Trump knüpft an frühere Zollpolitik an

Schwellenländer dürften die Politik vielfältig abfedern

Dauerhafter Handelsstreit schwächt alle Beteiligten

Kurz nach seiner zweiten Amtseinführung als Präsident der USA läutete Donald Trump eine neue Ära der Handelspolitik ein, die gerade auch große Handelspartner in den Emerging Markets betrifft. Auf Waren aus China hat Trump per „Executive Order“ den Importzoll von bisherigen 10 Prozent auf 20 Prozent erhöht. Für Mexiko und Kanada erhob er Einfuhrzölle von 25 Prozent, kurz darauf jedoch für Waren, die unter das nordamerikanische Freihandelsabkommen USMCA fallen, zeitlich ausgesetzt. Das weitere Vorgehen ist an Verhandlungen und Übereinkünfte mit beiden Ländern geknüpft; bis Redaktionsschluss dieses Beitrags waren die Ergebnisse noch offen. 

 

China hat mit Zöllen unterschiedlicher Höhe auf ausgewählte US-Importe reagiert und bei der Welthandelsorganisation (WTO) Konsultationen mit den USA beantragt. Mexiko zog Gegenzölle in Betracht, Kanada verhängte Importzölle auf ausgewählte US-Waren in selber Höhe. Auch diese Länder haben bei der WTO Antrag auf Konsultationen mit der US-Regierung gestellt. Dass Trump Zölle gegenüber Mexiko und Kanada vorerst ausgesetzt hat, sehen zahlreiche Marktteilnehmer als Zeichen, dass er wie in seiner ersten Amtszeit Zölle als Druckmittel einsetzt, um spezifische Anliegen durchzusetzen. 

 

Kurz nach diesem ersten Schwung legte der US-Präsident auf Stahl und Aluminium Importzölle von 25 Prozent fest. „Die Verunsicherung wegen der Gefahr eines zunehmenden Protektionismus dürfte weltweit auf der Investitionsbereitschaft lasten und bedeutet eine Zunahme der konjunkturellen Abwärtsrisiken“, schreiben Researcher der Dekabank in einem Marktbericht. Die Notenbanken der meisten Schwellenländer würden vor diesem Hintergrund die Geldpolitik weiterhin vorsichtig lockern, also Zinsen senken. 

Länder dürften vielfältig gegensteuern

Die chinesische Regierung werde mit Konjunkturanreizen für die heimische Wirtschaft reagieren, was negative Auswirkungen auf die Gewinne chinesischer Unternehmen begrenzen werde, meinen Kapitalverwalter bei Franklin Templeton. Emerging-Markets-Legende Mark Mobius und bekennender Indien-Fan sieht Indien als einen der Profiteure der US-chinesischen Zölle. China habe aus verschiedenen Gründen bereits begonnen, einen Teil der Produktion, die hohen Arbeitsaufwand erfordert, nach Indien zu verlagern. „Mit den höheren Zöllen auf China wird sich dies noch beschleunigen“, sagte Mobius in einem Gespräch mit dem Business-Sender ET Now. „Natürlich wird die Produktion aus China nicht nur nach Indien, sondern auch in andere Teile der Welt verlagert. Aber Indien wird ein großer Nutznießer sein.“ 

 

Beobachter von Raiffeisen Capital Management sehen Emerging Markets generell als sehr widerstandsfähig gegenüber einem verschärften Handelskonflikt mit den USA, da die Abwärtsrisiken größtenteils bekannt seien und damit auch weitgehend eingepreist sein sollten. „Darüber hinaus gibt es in vielen Schwellenländern Spielraum für gegensteuernde Maßnahmen, insbesondere auf der Fiskalseite. Auch die Wachstumsdynamik sieht im Vergleich zu den entwickelten Märkten weiterhin vorteilhaft aus“, argumentieren die Fachleute in einer Marktmitteilung. 

 

Die Wachstumsdynamik sieht im Vergleich zu den entwickelten Märkten weiterhin vorteilhaft aus.
Raiffeisen Capital Management

Schwellenländer-Investments gelten traditionell als chancen- und damit auch risikoreichere Beimischung im Anlegerdepot. Fondspolicen sind eine der zahlreichen Möglichkeiten, Kapital in Emerging Markets anzulegen. Das Fondsangebot der Versicherungen ist sehr unterschiedlich; nicht jeder hat Schwellenländer-Anlagen im Programm. Zu den größeren Häusern mit einer nennenswerten Anzahl unterschiedlicher Arten von Emerging-Markets-Fonds, aus Aktien und Anleihen, aktiv und passiv, zählen zum Beispiel die Allianz und HDI. 

Versicherer haben sehr unterschiedliches Fondsangebot 

Beim HDI liegt der Anteil von Emerging-Market-Fonds im Neugeschäft mit Vertragsbeginn im Jahr 2024 bezogen auf das Guthaben bei rund 3 Prozent. Berücksichtigt sind „Fonds mit einem klassischen Emerging-Markets-Ansatz“ und „Fonds, die ausschließlich in einzelne Emerging-Market-Länder investieren“, wie China oder Indien, informiert der Anbieter. 

 

Unter den kleineren Versicherern hat etwa Baloise bei Fondspolicen diverse unterschiedliche Schwellenländer-Produkte im Angebot. Am Neugeschäft 2024 machten Emerging-Markets-Aktienfonds bereits einen Anteil von über 5 Prozent aus. Dies ist „ein durchschnittlicher Wert, der auch in den vergangenen Jahren zu beobachten war“, erläutert die Gesellschaft. 

Bislang rechnen zahlreiche Kapitalverwalter eher damit, dass Trumps Zollpolitik nicht in Richtung länger anhaltender Handelskonflikte steuert, sondern dass es mittelfristig zu Übereinkünften kommt, auch was weitere Zollforderungen betrifft. Ob dies tatsächlich so kommt, bleibt vorerst abzuwarten. 

Die größten US-Handelspartner 

Handelsvolumen im Dezember 2024, in Mrd. US-Dollar

Rang

Land

Exporte

Importe

Handel gesamt

Anteil am Handelsvolumen in %

1

Mexiko

24,6

39,2

63,8

14,2

2

Kanada

27,0

35,5

62,4

13,9

3

China

12,6

37,5

50,1

11,1

4

Japan

6,6

12,4

19,0

4,2

5

Deutschland

5,3

13,7

19,0

4,2

6

Südkorea

5,2

11,0

16,3

3,6

7

Schweiz

1,2

14,2

15,4

3,4

8

Taiwan

3,6

10,1

13,7

3,0

9

Großbritannien

7,5

5,9

13,5

3,0