Faktor-Investing

Was Vermittler über die Risiken von Faktor-Investings wissen sollten

Auch Aktien weisen bestimmte Merkmale auf, nach denen gezielt investiert werden kann. Beim Faktor-Investing sollten Berater allerdings auf bestimmte Risiken hinweisen.

09:09 Uhr | 06. September | 2024
Die Börse in Frankfurt

Berater können die Renditechancen ihrer Kunden mit der sogenannten Faktorprämie erhöhen.

| Quelle: Thomas Lohnes / Freier Fotograf

Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – gerade risikoaffine Anleger scheinen sich an der Börse mit diesem Credo versuchen zu wollen. Doch statt in Einzelaktien oder Kryptowährungen zu investieren, können Berater die Renditechancen ihrer Kunden auch über die sogenannte Faktorprämie erhöhen. Bei dieser Anlagestrategie investieren Privatanleger gezielt einen Teil ihres Portfolios in Aktien, die ein bestimmtes Merkmal, auch Faktor genannt, aufweisen. Einige Faktor-Portfolios haben in den vergangenen Jahren zumindest zeitweise den Gesamtmarkt übertroffen. Doch Rendite kommt nicht ohne Risiko: Das Anlegen nach Faktoren bedeutet immer auch eine Konzentration, die die Volatilität im Portfolio erhöht. Dazu kommt: Nur weil ein Faktor in der Vergangenheit gut gelaufen ist, kann er in Zukunft trotzdem schlechter als der breite Markt abschneiden.

Die Zuordnung der Faktoren zu einzelnen Titeln basiert auf statistischen Auswertungen. Zu den wichtigsten Faktoren zählen Quality, Value, Momentum und Size. Quality bezeichnet Unternehmen, die eine hohe Profitabilität aufweisen. Kennzahlen dafür sind eine hohe Eigenkapitalrendite, stabile Gewinnwachstumsraten und geringe Verschuldungsquoten. Value umfasst im Gegensatz dazu Unternehmen, die besonders günstig bewertet sind. Hier spielen häufig das Kurs-Buch-Verhältnis (KBV), das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) und die Dividendenrendite eine Rolle. Momentum-Aktien zeichnen sich dadurch aus, dass sie in der jüngsten Vergangenheit gut gelaufen sind. Size wiederrum bezieht sich auf besonders kleine Marktkapitalisierungen.

Momentum und Quality schlagen den Markt

Kurzfristig haben derzeit Momentum-Aktien die Nase vorn. Auf Jahressicht steht der zugehörige MSCI Momentum Index 41 Prozent im Plus – gegenüber 26 Prozent, die der marktbreite MSCI World in diesem Zeitraum gemacht hat. Mittelfristig schneiden Quality-Aktien am besten ab: Ihre annualisierte Rendite liegt auf Drei-Jahressicht bei 10,7 und auf Fünf-Jahressicht sogar bei 17,3 Prozent.

 „In der Vergangenheit haben immer unterschiedliche Faktoren den Markt geschlagen“, sagt Bernhard Langer, Senior Portfoliomanager für Aktien bei Invesco Deutschland. „Mal läuft Momentum, mal Qualität – das lässt sich meistens aber erst in der Rückschau sagen.“ Makler, die für ihre Kunden ein faktorbasiertes Portfolio bauen wollen, sollten dem Portfoliomanager zufolge weiterhin mindestens 70 Prozent marktbreit investieren. Mit maximal 30 Prozent könnten ihre Kunden höhere Risiken eingehen und beispielsweise Faktor-Fonds kaufen. Bei risikoaffinen Kunden, die sich aber unsicher sind, auf welchen Faktor sie setzen sollen, können sich stattdessen Multi-Faktor-Fonds eigenen. Diese investieren in mehrere Faktorstrategien gleichzeitig.