Mehmet Göker: Geldgeile Grüße aus Dubai
„Mittagspause fällt heute aus“, schreit Mehmet Ercan Göker durch den 20. Stock des Bay Gate Towers in Dubai. Zu viele „geile Leads“ habe man abzutelefonieren. „Lasst uns weiter Geld machen. Attacke!“, fordert er seine Mitarbeiter auf. Die überwiegend jungen Männer sitzen an etwa 50 weißen Schreibtischen vor ihren Laptops, bewaffnet mit Handys und Headsets. Ein Teil der breiten Fensterfront ist mit einem großen Banner abgehängt. Darauf prangt das Logo der früheren MEG AG.
Ein schräges Märchen aus Tausendundeiner Nacht? Fehlanzeige. Wer dem selbsternannten Powerverkäufer auf Instagram folgt, kann fast täglich an solchen Einblicken teilhaben. Seit Anfang September ist Göker, einstiger Goldjunge und späteres Schmuddelkind der Versicherungsbranche, in dem arabischen Emirat zugange. Was er hier treibt, ist das nächste Level seines „Göker Konzepts“. Schon vor ein paar Jahren – 2015 gab es dazu die ersten Berichte – ist der Gründer des 2009 in der Insolvenz aufgelösten MEG-Vertriebs unter die PKV-Tarifwechselberater gegangen. Damals noch mit einer Handvoll Schergen von seinem Haus in der Türkei aus. Seine „Kunden“ sind privat Krankenversicherte, die von ihrem Recht auf Tarifwechsel innerhalb der Gesellschaft gemäß § 204 VVG Gebrauch machen, also vor allem im Ruhestand weniger PKV-Beitrag zahlen möchten. Eigentlich eine gute Möglichkeit für seriöse Berater, ihre Kunden finanziell zu entlasten und ihnen dennoch weiterhin möglichst guten Versicherungsschutz zu verschaffen. Doch diese Andockstation für bestehende Krankenversicherungsverträge wird anscheinend auch von unseriösen Anbietern genutzt.
Betrug auf Video
So liegen unserer Redaktion wenige Monate alte Videoaufnahmen vor, die Göker bei seinen telefonischen Beratungsgesprächen zeigen. Immer wieder verspricht er seinen Kunden dabei Beitragsersparnisse von mehreren hundert Euro pro Monat „auf Basis ihrer bisherigen Leistungen“. Dabei agiert er unter falschem Namen und gibt sich als der Jurist Dr. Christian Conrad aus. „Aufs Doktor können wir verzichten“, verkündet Göker dabei jovial. Auch seine Mitarbeiter bekamen zeitweise für ihre eigenen Gespräche maximal deutsche Namen verpasst, um vertrauensvoller zu wirken, was aus procontra vorliegenden internen Anweisungen hervorgeht. So wird beispielsweise Cafer K. zu Walter König und Gökhan I. zu Thomas Mann, wie uns ein Informant mitgeteilt hat. Mehrere Jahre, so tischt es Göker in dem uns vorliegenden Material den Angerufenen auf, habe er exakt bei ihrem privaten Krankenversicherer gearbeitet und sich mit diesem Wissen nun als Tarifwechselberater selbstständig gemacht. Juristen von der Hamburger Kanzlei Michaelis, die die Situation für procontra einschätzt haben, gehen davon aus, dass hier Betrug (§ 263 StGB) oder mindestens versuchter Betrug sowie die unbefugte Verwendung akademischer Grade (§ 132 a StGB) vorliegen.
Wie solche Tarifwechsel „auf Basis der bisherigen Leistungen“ letztendlich aussehen, dazu liegen unserer Redaktion zahlreiche Beispiele vor. Hierbei handelt es sich um an Kunden gerichtete Angebote, die Göker und seine Vertriebspartner in ihrer internen Whatsapp-Gruppe zelebrieren. Auf manche davon sind sie so stolz, dass Göker diese als Screenshots in seinen Instagram-Stories öffentlich zur Schau stellt. Acht davon haben wir von einem auf PKV-Tarifwechsel spezialisierten Maklerhaus analysieren lassen, das aber nicht namentlich genannt werden möchte. Ergebnis: Nur bei einem Angebot spricht unser PKV-Experte von „einem guten Plan“. In den anderen sieben Fällen erhalten die Versicherten nach dem Wechsel entweder deutlich schlechtere Leistungen, eine um 500 bis 2.100 Euro erhöhte Selbstbeteiligung oder beides.
Beispiel: Ein DKV-Kunde, der im ambulanten und dentalen Bereich rechtsgültige Honorarvereinbarungen über dem Höchstsatz der GOÄ beziehungsweise GOZ mitversichert hatte (Tarif: Am4+ZM3+sd3), soll nach der „Optimierung“ nur noch den 2,3-fachen Regelhöchstsatz erstattet bekommen (Wechsel in Tarif Et2). Das kann zum Beispiel beim Zahnersatz mehrere tausend Euro weniger Leistung vom Versicherer bedeuten. Und: Aus Sicht seriöser Tarifwechselberater sollte man die Erhöhung der Selbstbeteiligung von der Beitragsersparnis abziehen, um auf die Netto-Ersparnis zu kommen. Hier bleibt Göker-Kunden oft gar nicht mehr so viel übrig. Berücksichtigt man dann noch eine geringere steuerliche Absetzbarkeit durch die nun niedrigeren Beiträge und rechnet auch noch das üppige Beraterhonorar mit ein, verwandelt sich bei einigen Kunden die anvisierte Ersparnis in ein Verlustgeschäft. Noch gar nicht berücksichtigt ist dabei, wie viel Geld sie im Krankheitsfall über die Jahre durch schlechtere Leistungen selbst drauflegen müssen.
In einem der uns vorliegenden Videos lautet Gökers Fazit nach dem Telefonat mit einem wechselwilligen Kunden: „Er wird schlechter versichert sein, ganz klar.“ Erklärt wird dies dem Kunden nicht. Denn im Fokus steht die maximale Beitragsreduzierung, für deren Erreichung die Zieltarife teils sogar manipuliert dargestellt werden sollen – dazu später mehr.
Über 100.000 Euro netto im Monat
Aus Sicht von Dubais dubiosen Neubürgern können die Beiträge gar nicht tief genug gedrückt werden. Denn als „Erfolgshonorar“ für ihre Dienste verlangen sie die zwölffache Monatsersparnis direkt von den Kunden. Durchschnittlich 3.000 Euro Honorar sollen pro Vertrag herausspringen, davon 70 Prozent für den Vertriebspartner und 30 Prozent für „die Firma“, die Göker in seinen Instagram-Stories als MEG-Dubai bezeichnet. Das bedeutet konkret: Bringt der Wechsel eine monatliche Beitragsersparnis von 250 Euro, kassiert Göker direkt vom Kunden 3.000 Euro als Honorar. Je mehr also an der Selbstbeteiligung geschraubt und am Leistungspaket reduziert wird, desto höher fällt der Verdienst aus. Anders als zu MEG-Zeiten haben Göker und seine Gesellen aufgrund der Honorarlösung keinerlei Stornohaftung zu fürchten wie im Provisionsvertrieb. Dazu kommt: In Dubai müssen sie aufgrund der Gesetzeslage keine Einkommensteuer bezahlen.
Mit diesen Voraussetzungen und dem Versprechen, über 100.000 Euro netto im Monat zu verdienen, lockt Göker regelmäßig moralisch flexible Glücksritter in das Emirat am Persischen Golf. Auf seinen Social-Media-Kanälen – allein bei Instagram folgen ihm über 100.000 Nutzer – präsentiert er den zu erwartenden Lifestyle in Form von Yacht-Ausflügen und Wüsten-Safaris. Berührungsängste, sich mit dem Bad Boy der Branche einzulassen, scheint es keine zu geben. Zu sehr verfangen die Versprechen auf Geld und Luxus. Katja M. beispielsweise, aus Gökers Heimatstadt Kassel stammend, erzählte kürzlich auf dessen Instagram-Kanal, sie habe das Ziel, die erste Millionärin in Gökers „Jungstruppe“ zu werden.
Die meisten seiner Vertriebspartner geben vor der Kamera sogar offen zu, dass sie von Versicherungen keine Ahnung haben. Doch in das „Göker-Konzept“, wie der MEG-Gründer es nennt, setzen sie so große Hoffnungen auf schnellen Reichtum, dass sie bereitwillig 9.900 Euro – exklusive Flugtickets – für ein mehrtägiges Bootcamp mit ihrem Mentor bezahlen. Für diese Summe erhalten sie, laut digitalem Flyer, nicht nur ein Coaching mit Göker und ein Hotelzimmer in Dubai, sondern auch die ersten gut 200 Leads, also Kontaktdaten, die sie zu wechselwilligen privat Krankenversicherten leiten sollen.
Doch wo kommen diese Leads eigentlich her und wie genau kann Mehmet Göker ohne Vermittlerzulassung in Deutschland PKV-Tarifwechsel veranlassen? Dazu erhalten wir von ihm auf unsere Nachfrage hin keine Antworten. Fakt ist: Er coacht seine Mitarbeiter nicht nur, sondern führt auch selbst Beratungsgespräche am Telefon durch. „Warum sollte ich mir dieses Geld entgehen lassen?“, sagte er kürzlich auf Instagram. Im selben Video feiern ihn seine Mitarbeiter dafür, dass er als Führungskraft vorangeht.
Zweifelhafte Leads
procontra liegen dazu Unterlagen aus den Kreisen der „Göker-Konzept“-Teilnehmer vor. Unter anderem ist ein Telefonleitfaden dabei, mit dem die Vertriebspartner angeblich schnell und einfach sämtliche Einwände der Kunden wegbehandeln und diese vom Tarifwechsel überzeugen können. Doch sowohl unser aktueller Informant als auch Aussteiger aus einem NDR-Bericht von 2021 berichten, dass Gökers vollmundige Versprechen bei kaum einem seiner Mitarbeiter zur Realität werden. Ständig müssen sie demnach Leads nachkaufen, die sich in vielen Fällen als „wertlos“ herausstellen: Die privat Krankenversicherten wissen nicht, warum man sie anrufe, bezeichnen das Vorgehen gegenüber unseren Quellen als unseriös oder seien teilweise schon verstorben.
Unsere Redaktion konnte Kontakt zu einigen der Leads aufnehmen. Kaum einer habe sich letztendlich auf einen Tarifwechsel eingelassen, aber fast alle berichten von Telefonterror. Sie seien teils mehrmals täglich angerufen und zum Wechsel ihres Tarifs gedrängt worden. Erst nach Androhung rechtlicher Schritte haben die Anrufe aufgehört.
Vier Betroffene sprachen ausführlich mit procontra über ihre Erlebnisse, wollen in unserem Bericht aber nicht namentlich genannt werden. Zu viel Sorge habe man vor eventuellen Reaktionen der Tarifwechselberater. Drei der Lead-Kunden sagen uns, sie haben sich vor zwei bis drei Jahren auf den Internetseiten von Anwaltskanzleien mit E-Mail-Adresse, Name und teilweise auch mit ihrem aktuellen Tarif und Beitrag eingetragen. „Ich hatte die Hoffnung, im Rahmen dieser PKV-Treuhänderproblematik Krankenversicherungsbeiträge zurückzuerhalten“, erzählt einer von ihnen am Telefon. Gökers Anrufer haben demnach einleitend gesagt, dass sie diese Aufgabe nun übernommen hätten und sich erkundigen wollten, ob noch Interesse an einer Beitragsersparnis bestehe. Das bestätigten gegenüber procontra auch zwei weitere Kunden. Zudem deckt es sich mit den Lerninhalten in dem uns zugespielten Telefonleitfaden. Arbeiten also Anwaltskanzleien mit Göker zusammen? Auf Nachfrage erklärten alle genannten Kanzleien, von solchen Vorgängen nichts zu wissen. Eine von ihnen will nun aber intern überprüfen, ob Datenabflüsse stattgefunden haben könnten.
Der Schattenmann
Eine Gemeinsamkeit bestätigen uns alle vier Lead-Kunden: Sie seien nicht etwa von Telefonnummern aus der Türkei oder Dubai angerufen worden, sondern mit der Münchener Vorwahl 089. Bei kritischen Nachfragen, etwa woher man ihre Daten habe, konnten diese dann nichtmehr zurückgerufen werden. Diese Nummern nutzen Gökers Vertriebspartner von überall auf der Welt. Laut procontra-Informationen stellt die Backup WRD GmbH aus München dafür die technische Infrastruktur zur Verfügung. Sie wird vertreten durch René Jäger, der sich auf der Internetseite der Firma selbst als „Datenschutzengel“ bezeichnet.
Doch das ist nicht das einzige Amt, das Jäger im „Göker-Konzept“ bekleidet. Viel bedeutender ist die Rolle, die er mit seiner anderen Firma einnimmt: der René Jäger AG, einem bei der IHK für München und Oberbayern eingetragenen Versicherungsmaklerunternehmen. Dieses Unternehmen ist der Dreh- und Angelpunkt, über den sämtliche Tarifwechselanträge bei den Krankenversicherern eingereicht werden. Dazu müssen die Versicherten der René Jäger AG ein Auftragsmandat unterschreiben (liegt procontra vor), anschließend erhalten sie die Angebote zum Tarifwechsel. Alle vier Betroffenen haben uns dieses Vorgehen bestätigt. Zudem stellt sich Göker in den uns vorliegenden Videos als Mitarbeiter der René Jäger AG vor.
Damit taucht der Münchener Makler als Gökers mutmaßlicher Strohmann-Vermittler neben der Finanzcheck Rhein Main GmbH aus Frankfurt auf, über die im Jahr 2021 der NDR berichtete. Ein Jahr später hatte der PKV-Verband in München Strafanzeige wegen „Cold Calls“ zum Thema PKV-Tarifwechsel gestellt. Die Ermittlung von konkreten Beweisen und Zeugen hatte sich, laut PKV-Verband, angesichts des Auslandsbezugs aber schwierig gestaltet, weshalb es nicht zur Klageerhebung kam. Nach procontra-Informationen richtete sich die Strafanzeige damals gegen den sogenannten „Verband der KV Sachverständigen“, der die Internetseite ihr-beitragsoptimierer.de betrieb. Aus einem unserer Redaktion vorliegenden, noch nicht rechtskräftigen Urteil gegen die René Jäger AG geht aber hervor, dass diese die besagte Domain erworben und dem „Verband der KV Sachverständigen“ zur Verfügung gestellt hat. Diese ist mittlerweile zwar nicht mehr aufrufbar, sie ist aber offenbar mitsamt Fotos und Rechtschreibfehlern umgezogen auf pkv-hotline.de. Verantwortlich laut Impressum ist auch hier René Jäger. Der Verantwortliche der früheren Internetseite, Giuseppe G., zählt derweil in Dubai zu Gökers engsten Mitarbeitern, was regelmäßige Auftritte in Gökers Instagram-Beiträgen belegen. Kurzum: Trotz wechselnder Internetseiten und Firmenbezeichnungen besteht der Kern des „Göker-Konzept“ anscheindend schon seit Jahren aus denselben Personen.
Auf unsere Bitte um eine Stellungnahme und weitere Fragen reagierte Jäger nicht. Unter anderem wollten wir von ihm wissen, woher er die Kontaktdaten der Versicherten hat und ob seine Vertriebspartner rechtswidrige „Cold Calls“ durchführen. Als wir ihn schließlich doch telefonisch erreichen, erklärte Jäger, er möchte sich zu dem Thema und unseren Fragen nicht äußern.
Generali klagte mehrfach gegen René Jäger
Doch auch ohne seine Beantwortung kommt über die René Jäger AG viel ans Licht. procontra hat bei 18 privaten Krankenversicherern nachgefragt, zu denen uns Lead-Datensätze aus dem „Göker-Konzept“ vorliegen. Mehrere, vor allem große Anbieter sagten uns, dass unter ihren Kunden auch Tarifwechsel über die René Jäger AG durchgeführt wurden. Diese würden häufig deutlich reduzierte Leistungen und deutlich erhöhte Selbstbeteiligungen beinhalten. Die Generali Krankenversicherung bestätigte auf Nachfrage, dass sie gegen die René Jäger AG verschiedene Gerichtsverfahren führt. Mehrere Kunden hatten den Sachbearbeitern des Versicherers gemeldet, sie seien von Jägers Vertriebspartnern „kalt“ angerufen worden. Gegen einen erstinstanzlichen Erfolg der Generali in Sachen Kaltakquise, also gegen das vorliegende, aber noch nicht rechtskräftige Urteil, das procontra ebenfalls vorliegt, ist Jäger in Berufung gegangen; das Verfahren läuft noch. In einem anderen laufenden Gerichtsverfahren gegen Jäger geht es um den Vorwurf der Tariffälschung. „Ein Berater der René Jäger AG hat den ihm von uns übersandten Tarifvergleich gefälscht, um den Zieltarif besser aussehen und den Leistungsverlust geringer erscheinen zu lassen“, heißt es dazu von der Pressestelle der Generali.
Der Versicherer behandelt die René Jäger AG deshalb seit einiger Zeit intern als „auffälligen externen Berater“. Dabei handle es sich um Berater, bei denen der Verdacht bestehe, dass die Versicherungsnehmer kalt angerufen und nicht ausreichend über die Risiken eines Tarifwechsels aufgeklärt werden. Deshalb wende sich die Generali bei Tarifwechselanfragen der René Jäger AG nun direkt an ihre Kunden und verdeutliche diesen die Tragweite eines nachteiligen Wechsels nur zu Zwecken maximaler Ersparnis. Das ist ihr eigentlich untersagt, da sich der Münchener Vermittler mit dem Auftragsmandat auch eine Vollmacht von den Kunden geben lässt, die dem Versicherer die Kontaktaufnahme im Laufe des Tarifwechsels untersagt. In Abstimmung mit der eigenen Rechtsabteilung habe man dieses Vorgehen mittlerweile aber etabliert. Vermutlich, weil von Jägers und Gökers Seite nicht mit rechtlicher Gegenwehr zu rechnen ist. „Wünschenswert wäre, dass im Falle von Missbrauch beziehungsweise Täuschung die zuständige IHK ermittelt“, sagte uns dazu ein Sprecher der Generali. Ob es dazu kommt, wird procontra weiterverfolgen.
Auch bei der Allianz ist die René Jäger AG kein unbeschriebenes Blatt. Sie verweist uns gegenüber auf zwei BGH-Urteile (Az.: IV ZR 165/12 und Az.: I ZR 274/14), die die Kontaktaufnahme zu den Kunden trotz Vollmacht erlauben. Die Allianz rät ihren Kunden in diesem Zusammenhang sogar explizit zu einer Beratung durch ihre Außendienstmitarbeiter, erklärt eine Sprecherin. Dieser Hinweis ist auch deshalb wichtig, weil viele der von uns befragten Krankenversicherer angeben, ihnen seien bei Vollmachten der Tarifwechselberater die Hände gebunden. Schließlich sei die PKV-Tarifwechselberatung gegen Honorar eine erlaubte und etablierte Geschäftsform.
Die „geilste Zeit des Jahres“ beginnt
Natürlich gibt es viele seriöse Vermittlerunternehmen, die qualitativ hochwertige PKV-Tarifwechsel durchführen, zumal dieses Thema zu einer umfassenden Beratung dazugehört. Unsere Recherchen zeigen aber, dass diese Option gleichzeitig eine Hintertür für moralisch flexible Quereinsteiger offenhält, die sich nur für die Höhe ihres Honorars, aber nicht für die Absicherung ihrer Kunden interessieren. Dabei können sich privat Krankenversicherte jederzeit von ihrem betreuenden Makler zu einem Tarifwechsel beraten lassen. Auch die Versicherer müssen hier stets kooperieren und Informationen zur Verfügung stellen. Viele von ihnen haben sich diesbezüglich den Tarifwechselleitlinien des PKV-Verbands angeschlossen, die über die gesetzlichen Vorgaben hinausgehen. Dieses Recht offensiver zu bewerben, würde Göker und seinen Leuten sicher einigen Wind aus den Segeln nehmen.
Und das könnte aktuell besonders nötig sein. Schließlich warnt der PKV-Verband derzeit vor betrügerischen Werbeanrufen für PKV-Tarifwechsel, die laut Verband zuletzt wieder zugenommen haben. „Es liegen Hinweise vor, dass die Anrufer gewerbsmäßig aus dem Ausland gesteuert werden“, betont der Verband.
Derweil preist Göker auf Social Media die Zeit von Mitte November bis Ende Januar als „die geilste Zeit des Jahres“ an, da nun viele Menschen ihre Beitragserhöhungen für 2024 erhalten würden und wechselwillig seien. Sein Büro fülle sich zusehends, denn bis zu 500.000 Euro in zehn Wochen könne verdienen, wer jetzt zu ihm nach Dubai komme. Interessenten sollen sich einfach an ihn wenden. Auf unsere Nachfragen hat Göker jedoch nicht reagiert.