PKV-Abschlusskostenquote erneut gestiegen
Das Geschäft der privaten Krankenversicherer steht auch im Zeichen von Inflation. Alles wird teurer – das gilt entsprechend auch für Werbemaßnahmen oder Fortbildungsveranstaltungen, deren Aufwendungen in die Abschlusskostenquote einfließen. So verwundert es nicht, dass die Abschlusskostenquote der privaten Krankenversicherer zum dritten Mal in Folge gestiegen ist – wenn auch nur minimal. Im vergangenen Jahr lag die Quote bei 6,3 Prozent, während der Wert 2021 bei 6,2 lag. Das ist das aktuelle Ergebnis der Ratingagentur Morgen & Morgen. Dass mehr Geld für den Vertragsabschluss aufgewendet werden muss, war absehbar. Dagegen ist die Verwaltungskostenquote mit 2,2 Prozent weiterhin stabil geblieben.
Das versicherungsgeschäftliche Ergebnis ist 2022 auf 13 Prozent gesunken. In 2021 lag der Wert noch bei 15,2 Prozent. Dabei spielen natürlich noch weitere Faktoren eine Rolle wie die Höhe der Schadenaufwendungen, die im Zuge der älter werdenden Versicherten steigen und die Tatsache, dass nach dem Corona-Hoch wieder mehr Menschen eine medizinische Behandlung in Anspruch genommen haben. Dennoch stehen die meisten Unternehmen gut da. „Ein Großteil ist sehr gut aufgestellt. Es ist davon auszugehen, dass diese Gesellschaften in naher Zukunft nicht unter Beobachtung der BaFin stehen werden“, vermutet Iris Portugall, Spezialistin für Ratings und Aktuarin bei Morgen & Morgen.
Zur Wahrheit gehört allerdings auch: Die Vollversichertenzahlen sinken peu à peu, die Branche musste im Jahr 2022 ein Minus von fast 14.000 Vollversicherten hinnehmen. Allein das Zusatzgeschäft verspricht bei einem Gros der Versicherern einen Kundenzuwachs.
Für viele Kunden dürfte auch in diesem Jahr die Beiträge weiter steigen: Die Beiträge der Bestandskunden werden laut Assekurata „moderat“ nach oben geschraubt. Die Assekurata-Analysten gehen davon aus, dass auch die Versicherungsbeiträge in diesem Jahr auf 48,1 Milliarden Euro steigen werden. Das wären 1,6 Milliarden Euro mehr als im Vorjahr. Entsprechend hat Morgen & Morgen die Beitragsstabilität von einem Viertel der PKV-Tarife kürzlich als schlecht bewertet.
Die Morgen & Morgen-Analysten hatten kürzlich auch die Finanzstärke von 30 PKV-Unternehmen miteinander verglichen. Das Fazit aus insgesamt drei Teilratings, in denen unter anderem die Abschluss- und Verwaltungskosten, die Wachstumsraten im Voll- und Zusatzgeschäft sowie die Eigenkapital- und Bewertungsreservequoten unter die Lupe genommen wurde: Acht Anbieter erhielten die Bestnote, zwei schnitten hingegen „schwach“ ab.
Gerade in puncto Sicherheit, also alle Kennzahlen rund um Eigenkapital-, RfB-Zuführungs-, Bewertungsreservequote und Solvenzquote, konnten die Anbieter reüssieren. Anders sieht das Bild bei den Wachstumsraten aus, wo neun Mal die schlechteste Bewertung vergeben wurde. Interessant dabei ist der Grund, den die Experten angeben: Anders als vermutet ist es nämlich das Zusatzgeschäft, das deutlich gelitten habe: Lag diese marktweit in 2021 noch bei 3,0 Prozent so waren es in 2022 nur noch 1,6 Prozent.